Zuerst dachte Oberkommissar Dirk Schmeichel, das nordrhein-westfälische Innenministerium erlaube sich einen Scherz. Schmeichel ist seit 25 Jahren Polizist, er ist Fahrsicherheitstrainer, unterrichtet aber auch Verteidigungs- und Festnahmetechniken und Spurenkunde in der Landespolizeischule im westfälischen Schloß Holte-Stukenbrock. Ein Job, der ihm Spaß macht.
Anfang September aber hieß es plötzlich, in die Polizeischule würden 250 Flüchtlinge einziehen - es kämen ja momentan so viele nach Deutschland, da müssten eben auch neue Wege gegangen werden. Betreut werden sollten sie von den Beamten, die normalerweise die Polizisten ausbilden. Also von Schmeichel und seinen Kollegen. „Wie soll das gehen?“, fragte sich Schmeichel. „Die Küche, die Logistik! Die Schießübungen, die Kurse zur Selbstverteidigung und zum Verhalten bei Demonstrationen! Da wird es doch auch schon mal laut!“
Der Pressesprecher der Landespolizeischule, Victor Ocansey, sprach von einer Einschränkung, einer Herausforderung, einer zeitlich begrenzten „Ultima Ratio“. Und dann ging es los: Betten in der Turnhalle aufbauen, Spielzeug besorgen, den Rasen mähen, damit die Kinder darauf spielen können. Und einen Lichtmastwagen aufstellen, damit die ankommenden Flüchtlinge Licht hätten, wenn sie nachts aus ihrem Bus ausstiegen. „Die waren ja auf der Flucht und haben Angst. Viele haben keine guten Erfahrungen mit der Polizei“, weiß Ocansey. „Das war schon befremdlich“, sagt Schmeichel.