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Thema: Fruehlingsgefuehle und Gedichte zum Fruehling

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    SchwanzusLongusGermanicus Benutzerbild von ABAS
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    Standard Fruehlingsgefuehle und Gedichte zum Fruehling

    Es ist Fruehling. Die ersten Singvoegel sind zurueck, geben Fruehmorgens ihr Waldkonzert und werden vom Haemmern der Spechte begleitet. Baeume, Straeucher und Graeser treiben aus. Es wird waermer und die Zahl der taeglichen Sonnenstunden steigt. Was habt ihr fuer Fruehlingsgefuehle? Was macht Euch besonders gluecklich im Fruehling?

    Ich eroeffne den Strang mit Gedichten ueber den Meister der natuerlichen Baukunst, den Zimmermann unter den Voegel, den Specht!

    An den Specht

    Diesen Morgen, lieber Specht,
    Riefst du mir im Walde.
    Hast du auch ein Buergerrecht
    An des Dorfes Halde,

    Dass du Abends rufst so frisch,
    Offnem Fenster nahe?
    Nun, auch hier von Stub‘ und Tisch
    Meinen Gruss empfahe!

    (Karl Mayer)
    Lied der Spechte

    Los, ihr bunten Zimmerleute,
lasst uns haemmern, hier und heute!

    Frisch ans Werk und wetzt den Schnabel!
Ja, das klingt schon ganz passabel.

    Ist das Trommeln mal verklungen,
dann hol’n sich unsre Kleber-Zungen

    ne fette Larve aus den Ritzen,
mal sehn, was wir hier noch stibitzen



    Oh, alter Baum, du bist fuer uns das schoenste Xylophon,
auf dem wir
    schlemmen, musizieren, in dem wir gerne wohnen


    Holz, das ist der Stoff der Stoffe,
der geht hier nie aus, wie ich hoffe.

    Was wir hier aus den Staemmen schaelen,
das sind die flauschigsten der Hoehlen.


    Hieb um Hieb entstehen Raeume,
von denen Kauz und Schlaefer traeumen.

    Doch habt Geduld bis wir entflogen,
mit Kind und Kegel ausgezogen.


    Um unsern leeren Unterschlupf, da reisst sich alle Welt,

    Hornisse, Taube, Fledermaus, die haben schon bestellt.



    Wir trommeln wieder, wir zimmern wieder,
dass die Spaene fliegen.

    Wir pochen wieder, wir haemmern wieder -
das ist es, was wir lieben.


    Wir lieben das Holz, den Stamm und die Rinde.

    Ein Genuss, wie das klingt
wenn wir hämmern geschwinde.


    Der Schwarzspecht, der pocht, der Grauspecht, der hackt.

    He, Gruenspecht, pass auf, du kommst aus dem Takt!




    Joerg Klingelhoefer
    Gedicht vom Specht!

    Auf einem Baum, da sitzt ein Specht!
    Der Baum ist hoch, dem Specht ist schlecht!
    So kotzt der arme, wie ein Reiher
    Und kotzt dem Reiher auf die Eier!
    Der ist darueber wirklich sauer
    Und legt sich heimlich auf die Lauer.

    Der Specht ist zwischenzeitlich munter
    Fliegt fix vom hohen Baum hinunter,
    macht schnell noch eine scharfe Biege,
    erwischt dabei’ne Kuechenfliege
    und landet an’nem kleinen Baum,
    wo er sich traut, ein Loch zu haun’.

    Der Reiher lauert wohl noch immer!
    Ich sah ihn nimmer!

    (Rolf Gaensrich)
    Der Specht

    Es fliegt ein Specht spazieren
hinaus aus gruenem Wald
und kommt in eine Stadt
mit Wegen aus Asphalt.


    Ein Weibchen will er locken
und trommelt auf Beton,
vergeblich ist sein Klopfen,
so macht er sich davon.


    Dort kann er niemals bleiben,
das ist dem Specht jetzt klar.
Denn Spechte brauchen Baeume,
die sind in Staedten rar.

    (Reinhold Embacher)
    Der Specht

    Wie ward Dir Specht, so grosse Kraft!
    Von Deinem Klopfen toent der ganze Schaft
    der hohlen Kiefer. Waer auch mir vergoennt,
    dass ich die Menschen so durchdringen koennt.

    (Christian Morgenstern)
    Wie vor dem Einzug, wie in leeren Gemaechern,
    haemmert der Specht an dem Stamme der kahlen
    Ulme. Von Zukunftsplaenen strahlen
    die Winde ueber den Daechern.

    Dies wird einmal der Sommer sein.
    Eine vollendete Wohnung.
    Welches Gedraenge an der Tuer!
    Alles zieht selig ein.
    Wie zur Belohnung.

    Wofuer?

    Ach wie du ausholst, Vogel,
    nach deinem Herzen. Wer darf
    hoffen, daß Innres so entspraenge aus ihm

    (Reiner Maria Rilke)
    Specht

    (Traeumerei)

    Ein Specht sitzt auf des Bumes Holz
    und ist auf seinen Schnabel stolz;
    er macht ein Loch in einen Ast,
    solange, bis die Groesse passt;
    er hackt und hackt mit saurer Miene
    und traeumt von einer Bohrmaschine.

    (Alfons Pillach)
    Der Kleiber

    Der bunte Kleiber weiss nicht recht,
    Ist er Meise oder Specht.
    So sitzt Kopf unten er am Baum,
    Gruebelt nach und ruehrt sich kaum.

    Als Specht bezieht er dessen Bau,
    Klebt das Loch zu, wahrlich schlau,
    Denn derart reicht der Einlass bloss
    Voegeln, die nur meisengross.

    Ich denk, der Kleiber wird sich nie
    Echt entscheiden ob und wie
    Er Specht, wenn nicht, dann Meise sei.
    Ist ja auch ganz einerlei.

    (Ingo Baumgartner)
    Geändert von ABAS (15.03.2024 um 07:03 Uhr)
    " Streicht die Kuechenabfaelle fuer die Aussaetzigen! Keine Gnade mehr bei Hinrichtungen!
    Und sagt Weihnachten ab! "

    (Sheriff von Nottingham)

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