Darf ein Buch den Untertitel "Handbuch für Negerfreunde" haben? Studentenvertreter der Uni Leipzig sehen darin einen Fall von Rassismus und klagen den Verlag an. Doch eines haben die Studenten offenbar nicht bedacht.

Leipzig - Marius Jung schreibt über sich selbst. Er schreibt darüber, wie es ist, als deutscher Mann in Deutschland zu leben. Und er schreibt über Vorurteile. Sein Buch trägt den Titel "Singen können die alle! Handbuch für Negerfreunde." Um das N-Wort gab es zuletzt viele Diskussionen. Man wollte es aus der deutschen Literaturlandschaft herausradieren. Bei Astrid Lindgren wurde Pippi Langstrumpfs Vater vom "Negerkönig" zum Südseeherrscher. Der Thienemann Verlag hat das Wort aus Otfried Preußlers Kinderbuchklassiker "Die kleine Hexe" verbannt.

Marius Jung aber verwendet es im Untertitel seines Buches. Dafür hat das Referat für Gleichstellung und Lebensweisenpolitik der Universität Leipzig den Carlsen Verlag, in dem das Buch im Dezember 2013 erschienen ist, nun mit der Auszeichnung "Der Preis ist heißßßß - oder auch nicht" bedacht, wie das Börsenblatt meldet. Es ist keine positive Auszeichnung, sondern eine, die anmahnen soll.

Ziel der Aktion "Der Preis ist heißßßß" sei es, eine Plattform zur Sammlung von sexistischen und weiteren diskriminierenden Publikationen zu bieten, schreiben die Vertreter des Referates in ihrem standardisierten Brief an den Verlag.

Doch die Studentenvertreter haben bei der Auszeichnung eines nicht ausreichend beachtet: die Hautfarbe des Autors. Marius Jung ist schwarz. Auf der Homepage des Verlages wirbt er gar mit den Worten "politisch nicht korrekt" und "Satire" für sein Buch.

Der Carlsen Verlag kann sich die Peinlichkeit nur mit Schusseligkeit erklären: Die Preisstifter hätten offenbar übersehen, dass es sich bei Jungs Buch "um ein satirisches Werk handelt, in dem er sein Leben als schwarzer Deutscher schildert."

Die Studentenvertreter äußerten sich in einem neuen Statement zu der Kritik: Die Auszeichnung hätte sich nicht auf "das Buch an sich" bezogen, sondern auf den Titel und auf "rassistische Inhalte der Werbemaßnahme." Die Darstellung eines nackten schwarzen Menschen mit roter Gedenkschleife erinnere an eine "rassistische Motivik". Die Studenten gestehen zudem ein, "dass die Perspektive unseren Blickes Teil einer weißen Mehrheitsgesellschaft ist." Die Biografie sei dem Referat bekannt gewesen.

Marius Jung nimmt es gelassen. Er will nun zur Preisverleihung nach Leipzig reisen. Und sich dort als Rassist auszeichnen lassen.

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