Nun, er war Lutheraner. Auf Luther hat sich Marx logischerweise positiv bezogen gehabt. Marx war ja noch ein Kind als seine Eltern konvertierten.
"In der altmodischen, wenn auch stets erneuten, Form des Kapitalisten, im Wucherer veranschaulicht Luther sehr gut die Herrschsucht als Element des Bereicherungstriebs. "Die Heiden haben können aus der Vernunft rechnen, dass ein Wucherer, sey ein vierfaltiger Dieb und Mörder. Wir Christen aber halten sie in solchen ehren, das wir sie schier anbeten umb ihres Geldes willen ... Wer einem andern seine Nahrung aussauget, raubet und stilet, der thut eben so grossen Mord (so viel an jm ligt) als der einen Hungers sterbet und zu Grunde verterbet. Solches thut aber ein Wucherer, und sitzet die weil auf seinem Stuel sicher, so er billicher hangen solt am Galgen, und von soviel Raben gefressen werden, als er gülden gestolen hatte, wo anders so viel fleisches an jm were, das so viel Raben sich drein stücken und teilen kündten. Dieweil hanget man die kleinen Diebe ... Kleine Diebe ligen in Stöcken gefangen, grosse Diebe gehn in gold und seiden prangen ... Also ist auch kein grösser Menschenfeind auff Erden (nach dem Teuffel) denn ein Geitshals und Wucherer, denn er will über alle menschen Gott sein. Türcken, Krieger Tyranen sind auch böse Menschen, doch müssen sie lassen die Leute leben und bekennen, dass sie Böse und Feinde sind, Und können, ja müssen wol zu weilen sich über etliche erbarmen. Aber ein Wucherer und Geitzwanst, der wilt das alle Welt im müsste in Hunger und Durst, Trauer und Not verderben, so viel an jm ist, auff das ers alles allein möcht haben, und jedermann von jm, als von einem Gott empfahen und ewiglich sein Leibeigener sein. Schauben, güldne Kette, Ringe tragen, das maul wischen, sich für einen theuren, frommen Mann lassen ansehen und rhümen ... Wucherer ist ein gros und ungeheuer monstrum, wie ein Beerwolf, der alles wüstet, mehr den kein Casus, Geroin oder Antus. Und schmückt sich doch und wil fromm sein, das man nicht sehen sol, wo die Ochsen, die er rücklings in sein Loch zieht, hinkommen. Aber Hercules sol der Ochsen und der Gefangenen Geschrey hören und den Cacum suchen auch in Klippen und Felsen, die Ochsen wider lösen, von dem Bösewicht. Denn Cacus heisst ein Bösewicht, der ein frommer Wucherer ist, stilet, raubet, frisst alles. Und wils doch nicht getahn haben, und sol ja nimand finden, weil die Ochsen rücklings in sein Loch gezogen, schein und fusstapffen geben, als seien sie herausgelassen. Also wil der Wucherer auch die Welt effen, als nütze er und gebe der welt ochsen, so er sie doch zu sich allein reisst und frisst ... Und so man die Strassenreuber, Mörder und Beuheder, redet und köpffet, wie viel mehr solt man alle Wucherer redern und edern ... verjagen, verfluchen und köpffen." (Martin Luther: "An die Pfarrherrn, wider den Wucher zu predigen. Wittenberg 1540.)"
Karl Marx: Das Kapital Band 1, 2. Auflage, Hamburg 1872, S. 545f
"Die weil lassen sie Diebe hängen, die einen Gülden oder einen halben gestohlen haben; und hantiren mit denen, die alle Welt berauben, und stehlen sicherer denn alle andre, dass ja das Sprüchwort war bleibe: grosse Diebe hängen die kleinen Diebe; und wie der römische Ratsherr Cato sprach: Schlechte Diebe liegen in Thürmen und Stöcken, aber öffentliche Diebe gehen in Gold und Seiden. Was wird aber zuletzt Gott dazu sagen? Er wird thun wie er durch Ezechiel spricht, Fürsten und Kaufleut, einen Dieb mit dem andern, in einander schmelzen, wie Blei und Ertz, gleich als wenn eine Stadt ausbrennt, dass weder Fürsten noch Kaufleut mer seien. (Matin Luther, Bücher vom Kaufhandel und Wucher. Vom Jahr 1527)"
Marx Engels Werke Band 25 (Das Kapital Band 3): 13. Auflage, Berlin 1969, S. 344
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