Sehr gute Analyse. Das sehe ich auch so.Du musst es mal so sehen:
Während in Westeuropa zu Beginn des 20. Jahrhunderts bereits zwei Jahrhunderte das "Zeitalter der Aufklärung" herrschte, während feudalistische Strukturen langsam erodierten, sich ein Bürgertum entwickelte und langsam emanzipierte, tat sich im zaristischen Russland mehr oder weniger gar nichts, bis die Oktoberrevolution das feudalistische System durch eine zentralistische Terror-Herrschaft ersetze, die jede demokratische Regung (und auch jede andere politische Entwicklung) mit beispielloser Grausamkeit erstickte.
Russland hat keine demokratische Tradition, und demokratische Ideale sind der absoluten Mehrheit der Russen wohl eher fremd, zumindest sind sie neu und ungewohnt. Gleichzeitig hat Russland einen Absturz von der Höhe sowjetischer Weltmacht erlebt, und nicht wenige trauern zwar nicht der Sowjetzeit nach, wohl aber dem Status als eine von zwei unangefochtenen Supermächten. Die Folgen von 70 Jahren kommunistischer Misswirtschaft werden Russland noch lange belasten, und mindestens so lange werden viele Russen sich auch eine Führernatur wünschen, der Russlands Fahne hoch hält und das Bild eines energischen Machers abgibt, der Russland seine alte Bedeutung zurückgeben kann und will.