05.11.2012
Krebsrisiko Grundwasser im Nahen Osten strahlt radioaktiv
Der Nahe Osten und Nordafrika leiden unter Wassermangel - dort werden jeden Tag Millionen Liter aus jahrtausendealten Grundwasserspeichern abgepumpt. Doch diese sind stark mit natürlicher Radioaktivität belastet. Experten befürchten, dass die Krebsgefahr für Millionen Menschen steigt.
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WHO-Richtwert bis zu 30fach überschritten
Bereits im Februar 2009 erschien eine Studie mit brisantem Inhalt, die bislang aber nur in der Fachwelt Beachtung gefunden hat. Ein Team um den Geochemiker Avner Vengosh von der Duke University in Durham (US-Bundesstaat North Carolina) hatte 37 Proben aus dem Disi-Aquifer auf Radioaktivität geprüft. Der im Fachblatt "Environmental Science & Technology" veröffentlichte Befund: Das rund 30.000 Jahre alte Wasser strahlt bis zu als 30mal stärker, als es die WHO für unbedenklich hält.
Ursache sind natürliches Uran und Thorium, die in Sedimentgesteinen vorkommen können. Zu deren Zerfallsprodukten gehört Radium, das - einmal in den Körper gelangt - Knochenkrebs auslösen kann. Gefährlich sind insbesondere die Isotope Radium-226 und -228 mit Halbwertszeiten von 1600 und knapp sechs Jahren.
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Risiko betrifft gesamten Nahen Osten und Nordafrika
Jordanien ist zudem nur ein kleiner Teil des Problems. Die geologischen Gegebenheiten, die das Nass aus dem Disi-Aquifer strahlen lassen, herrschen in weiten Teilen des Nahen Ostens und Nordafrikas. "Das Problem betrifft wahrscheinlich alle Sandstein-Aquifere in der Region", sagt Vengosh - und damit betrifft es viele Millionen Menschen.
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Auch Israel holt Wasser aus fossilen Speichern, um seine Felder in der Negev-Wüste zu bewässern. Ägypten fördert seit den achtziger Jahren fossiles Grundwasser in Oasen. Die weltweit größte Förderanlage betreibt Libyen: den "Great Man-Made River". Jeden Tag werden dort rund 1,6 Millionen Kubikmeter Wasser aus dem Nubischen Sandstein-Aquifer gepumpt - mehr als 18.500 Liter pro Sekunde. Im Endausbau soll das gigantische System aus Brunnen, Pipelines und Reservoiren sogar 6,5 Millionen Kubikmeter täglich aus der Wüste in die Küstenstädte Libyens leiten. Die benötigen es dringend: Ihre eigenen Grundwasserleiter sind inzwischen so stark ausgebeutet, dass sie durch Zufluss von Meerwasser brackig werden - ein Problem, das auch andere Küstenstädte der Region plagt.
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