"Wir spüren die Befreiung"
Mit großem Jubel haben die Palästinenser den Abzug Israels aus dem Gaza-Streifen aufgenommen. Viele Menschen nutzten am Morgen die neue Bewegungsfreit in dem Gebiet. Vielerorts wurden die Überreste der Siedlungen und die Synagogen in Brand gesteckt.
Von Bettina Marx, ARD-Hörfunkstudio Tel Aviv
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Die letzten israelischen Panzer verlassen am Übergang Kissufim den Gaza-Streifen
In den frühen Morgenstunden begann der geordnete Rückzug der israelischen Truppen aus dem Gaza-Streifen. In langen Kolonnen rollten die Panzer und gepanzerten Fahrzeuge mit rund 3000 Soldaten Richtung Israel. Kaum hatten sie das Gelände der ehemaligen Siedlungen verlassen, strömten Hunderte Palästinenser in die Trümmerlandschaft. Jubelnd wanderten sie zwischen den zerstörten Häusern umher. Menschen mit Eselskarren versuchten noch brauchbare Gegenstände zu finden,
andere zündeten die Überreste der Gebäude und die ehemaligen Synagogen an, die Israel stehen gelassen hatte.
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Die pälästinensische Flagge über der Synagoge von Neve Dekalim
In einem der letzten Panzer, die die Siedlung Kfar Darom verließen, saß der israelische Fernsehreporter Benni Lis und berichtete über Funktelefon, was er sah. "In dem Moment, in dem der letzte Panzer Kfar Darom verlassen hat, sind die Palästinenser eingedrungen und haben alles verbrannt, was noch stand. Ich habe mehr als zwölf Feuer gezählt. Sie haben wohl auch die Synagoge angezündet und die Fabrik. Sie sind mit großen Mengen an Benzin gekommen, der Himmel war rot erleuchtet von dem Flammen. Und von diesem Moment an brannte Kfar Darom vollständig."
Um sieben Uhr morgens rollten die letzten Militärfahrzeuge über die Grenze. Aviv Kochavi, der Befehlshaber der in Gaza stationierten Division, war der letzte, der den Gaza-Streifen verließ und am Grenzübergang Kissufim das Tor schloss. "Die Aufgabe ist erfüllt und eine Ära ist zu Ende", sagte er. Und er fügte hinzu: "Von nun an trägt die palästinensische Autonomiebehörde die Verantwortung für das, was in Gaza geschieht. Die Verantwortung für die Sicherheit unserer Bürger tragen jedoch weiterhin wir selbst."
Bevölkerung nutzt neue Bewegungsfreiheit
Auf der palästinensischen Seite war die Freude groß. Tausende machten sich seit der letzten Nacht auf den Weg, um die neue Bewegungsfreiheit zu genießen. Mit Autos, Fahrrädern und Eselskarren fuhren sie über die Salah-Al-Din-Straße, die Hauptverkehrsader im Gaza-Streifen, die in den letzten Jahren für Palästinenser gesperrt war.
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Überwältigt vor Freude: ein palästinensischer Soldat
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Steinwürfe auf den israelischen Sperrwall
Im israelischen Radio sprach der palästinensische Journalist Abed Abu Askar über seine Gefühle an diesem Tag.
"Natürlich spürt man die Befreiung. Die Menschen wollen es kaum glauben, dass die Besatzer jetzt weg sind und sie wieder auf ihr Land können. In Khan Yunis zum Beispiel. Dort sind die Menschen als erstes zum Meer gegangen, nachdem sie viereinhalb, fünf Jahre dort nicht mehr hin konnten." Er selbst habe sein ganzes Leben unter Besatzung zugebracht und fühle sich nun erleichtert und befreit.
Wo einst eine Siedlung stand, blieben nach dem Abzug nur Trümmer zurück
Die palästinensische Führung versucht die Euphorie ihrer Bürger zu dämpfen. Der Gaza-Streifen sei nach wie vor ein großes Gefängnis, sagte der Präsident der Autonomiebehörde, Mahmud Abbas, in der vergangenen Nacht.
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Es fehlt an vielem: Palästinenser mit Holzresten aus den jüdischen Siedlungen
Der Minister für die zivilen Angelegenheiten, Mohammed Dachlan, warf Israel vor, die Besatzung noch immer nicht aufgeben zu wollen. Er kritisierte vor allem, dass Israel den Grenzübergang Rafach zwischen Gaza und Ägypten geschlossen habe. Palästinenser, die aus Ägypten nach Gaza einreisen wollen, müssten einen 120 Kilometer langen Umweg über israelisches Gebiet auf sich nehmen und israelische Sicherheitskontrollen über sich ergehen lassen, sagte Dachlan.
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