"Phantastische Soldatinnen, echte Schlampen" :] 8o
Das Buch der im Irak eingesetzten Sergeantin Kayla Williams liefert Einblicke in den Kriegsalltag
von Uwe Schmitt
Washington - Eine Soldatin in den amerikanischen Streitkräften habe die Wahl zwischen zwei Karrieren, notiert Kayla Williams im Vorwort ihres gerade erschienenen Buchs "Love My Rifle More Than You" (deutsch: Ich liebe mein Gewehr mehr als dich): Sie könne nett, offen, freundlich sein, also eine Schlampe - oder eine Zicke, kalt, distanziert. Der Unterschied zwischen "slut" und "bitch"? "Die Schlampe treibt es mit jedem, die Zicke mit jedem außer mit dir."
Eine Soldatin an der Front, schreibt Williams (28), einst Heeres-Sergeantin und Arabistin (fünf Jahre MI, militärische Aufklärung; ein Jahr Irak mit der 101st Airborne), müsse sich abhärten, nicht nur für den Kampf und den Tod. Sondern für Monate "treibend in einem Meer aus nervösen, aufgestachelten Kerlen, die, wenn sie nicht daran denken, getötet zu werden, nur daran denken, gevögelt zu werden".
Gäbe es Orden für die virtuose Beherrschung der Landsersprache, die vor Machismo-Obszönitäten strotzt, gäbe es Beförderungen für Tapferkeit bei Freundberührung, vor Kameraden, die mit Steinen auf ihre Brüste zielen - Kayla Williams hätte es, hochdekoriert, inzwischen zum Majorsrang gebracht. Denn sie ist tough und stolz darauf, 55 Liegestütze in unter einer Minute zu schaffen. Sie liebte ihr M-4-Gewehr, hat nichts übrig für ein "faules, fettes Amerika". Williams genoß die Sorglosigkeit in der Obhut der Übermutter Army und litt unter dem Chaos ihres Zivillebens. Sie genoß auch die Macht jeder Frau unter Soldaten, "die dein Ehemann sind, dein Vater, dein Bruder, dein Geliebter - dein Leben".
Die Berufslaufbahn in einer US-Bundesbehörde dürfte sich Kayla Williams mit ihrem Buch verläßlich verbaut haben. Aber den Frauen, die 15 Prozent der US-Armee stellen, an der Front eingesetzt werden (wenngleich nicht als Panzerfahrer oder bei den Special Forces) und töten und sterben, hat sie einen Dienst erwiesen. Denn sie waren unsichtbar. Vergeßt Jessica Lynch, die entführte Retro-Heldin, schreibt sie, vergeßt erst recht Lynndie England, die von einem anderen Folterknecht geschwängerte Domina von Abu Ghraib: Versucht, euch Frauen vorzustellen, die kompetent oder idiotisch sind, phantastische Soldaten, auch wirkliche Schlampen. Williams schönt nicht die Geschichten von Soldatinnen, im Zivilleben nicht die Attraktivsten, die ihre ganze Einheit mit oralem Sex versorgen. Sie spricht von einer beträchtlichen Dunkelziffer von Frauen, die schwanger nach Hause geschickt werden. Am Ende verlangt sie nur das Recht der Soldatinnen, nicht besser oder schlechter, sondern respektiert zu sein.
Williams kommt Mitte Februar 2003 in Kuwait an, sie macht die Invasion mit, die ersten angenehmen Monate der Besatzung, die ersten, im Rückblick fast zaghaften Überfälle und Bombenanschläge. Als sie nach einem Jahr das Land verläßt, um fast zwölf (von einst 63) Kilo leichter, an Magersucht, Halluzinationen und Depressionen bis zu Suizidahnungen leidend, sind 400 Amerikaner im Irak gefallen. Williams sieht einen Mann sterben, die meisten ihrer Kameraden sterben vor Langeweile. Es ist das Herumhängen im Feld, den Sand zwischen den Zähnen, die elende Verpflegung der MRIs im Magen, sie ist Vegetarierin und leidet schwer, bis sie koschere Portionen entdeckt, es sind die Pornohefte in der Latrine - es ist diese stumpfe, tote Zeit, in der ihre Kameraden plötzlich Geld sammeln, um ihren Busen zu sehen. 87 Dollar und Süßigkeiten kommen zusammen. "F...k you, assholes!" Die Steinewerfer, sagt Williams, treffen nicht nur Brüste, auch Gemächte.
Es ist ein pubertärer Haufen, der sich in Minuten zur Tötungsmaschine zusammenreißen kann. Selten ist das Leben in einer modernen Armee zwischen Allmacht und Angst, Ohnmacht und Langeweile so direkt beschrieben worden, vielleicht noch nie aus der Sicht einer Frau. Kayla Williams, eine schmale, hübsche durchtrainierte brünette (im Irak noch blonde) Frau macht, wie Fotos beweisen, gute Figur in Uniform wie im Cocktailkleid. Sie war einmal eine Punkerin, die sich etwas darauf einbildete, wenn Autofahrer an der Ampel bei ihrem Anblick ihre Wagentüren verriegelten. Sie war auch die Geliebte eines Arabers namens Rick, der sieben Sprachen sprach, sie in den Grundbegriffen seiner Kultur unterwies und die sexuelle Freizügigkeit in Amerika auskostete, die er mit "anständigen moslemischen Mädchen" daheim, so Williams, nie haben konnte. Er konnte nicht mit ihr schlafen, wenn der Koran im selben Raum war, also kam er in die Küche. Kayla Williams verließ ihn nach zwei Jahren, als er besitzergreifend wurde und mit Dschihadismus flirtete.
Dennoch war er der Geist, der ihr Arabischstudium in der Militärakademie beflügelte. Williams erzählt nicht nur, wie es für die Soldaten ist, in der Wüste ihre, pardon, Scheiße mit Diesel zu verbrennen, oder wie Frauen es schaffen, in einem fahrenden Humvee in eine Wasserflasche zu urinieren. Sie berichtet auch von anrührenden und verzweifelten Begegnungen mit den irakischen Kindern, die erst betteln, dann die Marktwirtschaft entdecken und wuchern, endlich von den GIs gehaßt werden wie alle anderen "f...cking locals", die sich für ihre Befreiung mit Sprengsätzen revanchieren. Folgt man Williams' Storys von Soldaten, die phantasieren, gegen den Frust ein paar Iraker umzulegen, ist es ein Wunder, daß es nicht mehr Tote gibt.
Sie nimmt sich nicht aus. Für ihre Rolle bei der Befragung eines nackten Gefangenen, den sie mit MI-Kameraden demütigt - "Mit dem mickrigen Ding willst du eine Frau befriedigen?" -, schämt sie sich, macht nur einmal mit. Dann hält sie sich raus, meldet aber nie die routinemäßigen Mißhandlungen. Abu Ghraib? Sie wundert sich nur, daß die Folterer so dumm waren, Fotos zu machen. Ihre Familie hat lange nicht verstanden, was sie im Irak machte und warum sie sich auf fast perverse Weise nach dem einfachen Leben im Feld zurücksehnt. "Meine Mutter fragte mich, ob ich die Pyramiden gesehen habe." Kein Wort zu ihrer Geheimdienstarbeit. Natürlich nicht. Sie ist eine treue Soldatin, trotz allem. Wie singen GIs beim Marschieren? "Cindy, Cindy, Cindy Lou/ Love my rifle more than you/ You used to be my beauty queen/ Now I love my M-16."
Artikel erschienen am Sa, 27. August 2005 zitiert Welt.de
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Da braucht sich niemand wundern, dss die US-Army keine Ehre vorzuweisen hat.
Kann sich jemand vorstellen, dass die IRAKER/innen irgend eine Achtung von diesem Gesocks haben ? ?(