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Thema: Aufruf an das deutsche Volk

  1. #41
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    Standard AW: Aufruf an das deutsche Volk

    Zitat Zitat von Karl Ranseier Beitrag anzeigen
    Den Begriff "Langnasen" kenne ich auch, habe ihn aber nie als bösartig empfunden.
    Von bösartig hat in diesem Zusammenhang ja auch niemand gesprochen. Es ist eine kleine Gehässigkeit, wie auch unser "Schlitzis", "Fidschis", "Gelber" oder "Nummel dlei" verächtliche Bemerkungen sind.

    Zitat Zitat von Karl Ranseier Beitrag anzeigen
    Richtig ist auch, dass der Nationalstolz in China stark ausgeprägt ist. Allerdings gibt es einen großen Unterschied zwischen Nationalstolz und Ausländerfeindlichkeit. Ich war dort jedenfalls keinerlei Anfeindungen ausgesetzt.
    Das liegt mit Sicherheit daran, dass du aller Wahrscheinlichkeit keine chinesische Sprache verstehst und nicht mitbekommen hast, was sich die Chinesen in ihren jeweiligen Dialekten zuraunten. Wenn man die netten Begriffe kennt oder einen Vertrauten bei sich hat, der einem die Nettigkeiten übersetzt, wird das alles schon viel transparenter.

    Mir ist es schon passiert, dass neben mir in einem öffentlichen Verkehrsmittel unter ein paar Chinesen solche Nettigkeiten gefallen sind. Vermutlich dachten die, ich würde die Begriffe nicht kennen. Ich hatte mich dann zu ihnen gewandt und - frei übersetzt - gemeint: "Ja, ihr habt recht, ich bin ein eingedrungener langnasiger Barbar!"
    Da konnte man dann sehen, wie sich gelbe Köpfe innerhalb weniger Sekundenbruchteile in knallrote Tomaten verwandelten. Dann wurde hochnotpeinlichst entschuldigt und nach den üblichen Übersprungs-Sätzen wie beispielsweise den üblichen Fragen nach dem Woher und dem Wohin und vor allem nach meiner Mitteilung, dass ich weder ein Ami noch ein Engländer sei, sondern ein Deutscher, war das Eis dann gebrochen und man hätte mit den Leutchen Pferde stehlen können.

    Lange Rede, kurzer Sinn: Wer hier behauptet, dass die lieben Chinesen überhaupt keine Ressentiments gegen Fremde hätten, hat entweder null Ahnung oder schreibt irgendeinen Blödsinn.
    Es muss ja nicht gleich in Prügelei oder gar Mord und Totschlag ausarten, aber vonwegen "Chinesen kennen keine Fremdenfeindlichkeit!

    Das ist alles nicht bösartig, aber man sollte hier nicht so tun, als ob es solche Emotionen nur bei den Deutschen gäbe.

    Zitat Zitat von Karl Ranseier Beitrag anzeigen
    Wenn man natürlich als integrationsunwilliger, aufgeblasener und arroganter "Wessi" auftritt, dann beisst man selbstverständlich auf Granit, aber das ist überall auf der Welt so.
    Außerdem habe ich sicherlich deutlich mehr Ahnung von China als all jene, die ihre Weisheiten ausschließlich aus gewissen Medien beziehen. Dazu gehörst du vermutlich nicht, wohl aber ein Grossteil deiner Zujubler hier.
    Bis jetzt haben mich deine hier zum Besten gegebenen Weisheiten nicht davon überzeugt. Ausserdem erscheint mir dein nivellierendes, realitätsfernes Getue zu sehr von Gutmenschentum geprägt.

  2. #42
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    Standard AW: Aufruf an das deutsche Volk

    Kritiklos ist man sicher nicht. Bismarck (und damit auch seinen Sohn) hätte man z.b nie entlassen dürfen. Aber die angeführten Punkte stimmen. Diverse Reformen wären natürlich notwendig gewesen um das Reich zu optimieren, aber sicherlich nicht die, die zu einer Art "BRD 2012" führten.

    Neid und die Mißgunst diverser Nachbarn waren aber dennoch fast unermesslich groß.

    Zitat Zitat von Bergischer Löwe Beitrag anzeigen
    Ein gern begangener Fehler, das Kaiserreich kritiklos zu glorifizieren. Wirf nur mal einen Blick auf die sozialen Nöte der Gründerzeit:

    Armut, Hunger bzw. Mangelernährung, Seuchen (!) wie TB und Cholera, Wohnraummangel und erbarmungslose Ausbeutung der unteren Schichten. Um genau zu sein, lebten zwischen etwa 1880 und 1914 zwei Drittel der Deutschen in bitterster Armut.

    Oder auf die Politischen Nöte:

    Dreiklassenwahlrecht im übermächtigsten Bundesstaat, der unselige Einfluß der ostelbischen Großgrundbesitzer ("Junker") auf Hof und Regierung, Aufkündigung des Religionsfriedens durch Preußens protestantische Potentaten und als Folge die Spaltung der Gesellschaft, die die gesamte Gesellschaft durchdringende Adels-Pöstchenwirtschaft sowie ein bis ins Mark verknöcherter Beamten- und Polizeistaat.

    Gar nicht zu reden von den politischen Querelen und schwersten politischen Krisen zwischen Kaiser, Reichstag, Reichskanzler und dem Oberhaus (d.h. der Adelsrepräsentanz) mit den dadurch bedingten innen- wie außenpolitischen Unsicherheiten und faulen Kompromissen.

    Das Kaiserreich war eine in weiten Feldern mit der heißen Nadel (Förderalismus, unklare Position des Kaisers, problematisches Verhältnis des Reichskanzlers zu Monarch und SPD/Zentrum dominierten Reichstag) gestrickte Frühgeburt, die sicher noch einige Jahrzehnte und grundlegende politische Reformen benötigt hätte, um die im Stadtschloß so heiß ersehnte souveräne Stabilität einer echten Großmacht wie Großbritannien zu erreichen.

    Und um es vorwegzunehmen: Nein, GB hat Deutschland diese Chance 1914 nicht "genommen". Deutschland hatte zu diesem Zeitpunkt bereits 44 Jahre Zeit gehabt, die Geburtsfehler zu beseitigen. Diese Chance wurde verpasst, totdiskutiert und durch immer wieder neue Kanzler, deren Position immer unhaltbarer zwischen den Stühlen der Reaktion (Kaiserhaus, preußischer Landtag) und der Progression (Reichstag) wurde, unmöglich gemacht. Politisch war das Reich schon 1871 ein einziges Chaos. Wilhelm II. machte es dann ab 1888 noch schlimmer.

  3. #43
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    Standard AW: Aufruf an das deutsche Volk

    Zitat Zitat von Wolfger von Leginfeld Beitrag anzeigen
    Kritiklos ist man sicher nicht. Bismarck (und damit auch seinen Sohn) hätte man z.b nie entlassen dürfen. Aber die angeführten Punkte stimmen. Diverse Reformen wären natürlich notwendig gewesen um das Reich zu optimieren, aber sicherlich nicht die, die zu einer Art "BRD 2012" führten.

    Neid und die Mißgunst diverser Nachbarn waren aber dennoch fast unermesslich groß.
    Auf den wirtschaftlichen Erfolg der rasant wachsenden deutschen Industrie waren Briten, Franzosen, Russen und interessanterweise auch unsere Brüder und Schwestern in der Doppelmonarchie mit Recht neidisch. Leider haben es weite Industriekreise nicht vermocht, die sozialen Mißstände (die sie selbst mit angefeuert haben) zu überwinden und einen hemmungslosen Gnadenlos-Kapitalismus geführt, der Millionen ins Elend verbannt hat. Bismarck, der heute als der große Schöpfer der sozialen Sicherungssysteme gefeiert wird, hat diese Weitsicht nur bewiesen, um das Elendsheer ruhig zu stellen und dafür zu sogen, daß die Hohenzollern, Fürstenbergs oder die Militärkasten wie beispielsweise die Moltkes auf ihren Landsitzen ruhig und ohne Angst weiterhin ihrem überbordenden Lebensstil frönen konnten. Und gleichzeitig der Arbeiterbewegung in Form der SPD - ironischerweise unter tätiger Ausnutzung der Sozialistenparanoia in der Zentrumspartei, also seinen zweiten Todfeinden, die er gerne "Transmontan" (also Rom-hörig) bezeichnete - politisch ein Bein zu stellen.

    Allerdings waren alle diese Maßnahmen nicht von langer Dauer. Unter von Bülow und Bethmann-Hollweg wurde der Reichstag immer selbstbewußter. Der Burgfrieden von 1914, also die bedingungslose Unterstützung der Kriegshandlungen durch SPD und Zentrum, zeigte, wie es eigentlich um das späte Kaiserreich bestellt war. Das Kaiserreich war auf dem Weg in die Demokratie. Wären Sarajewo und seine Folgen nicht geschehen, wäre das Reich - da bin ich mir ganz sicher - in eine konstitutionelle Monarchie umgewandelt worden, da die Macht der beiden Volksparteien (trotz Dreiklassenwahlrecht in Preußen) seit der Jahrhundertwende stetig größer wurde.

    Somit ist die Entwicklung zur parlamentarischen Demokratie zwar vielleicht beklagenswert aber letzten Endes nur eine logische Folge des Kaiserreichs.

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