18. Januar 2012
Zum Jahrestag der Kaiserkrönung



Am 18. Januar 1871 wurde der Preußische König im Spiegelsaal zu Versailles (Frankreich) zum Deutschen Kaiser Wilhelm I. gekrönt; sein Enkel Wilhelm II. ging erzwungenermaßen ins Exil in die Niederlande, nachdem am 09. November 1918 der Jude und Sozialist Philipp Scheidemann ohne demokratische Legitimierung und entsprechende Kompetenzen eine Republik ausgerufen hatte.

In den auf die Reichsgründung von 1871 folgenden dreiundvierzig Jahren entwickelte sich das Leben innerhalb des neuen deutschen Kaiserreichs in beachtlicher Weise zum Positiven. Wäre dem nicht so gewesen, hätte es keines Weltkriegs bedurft; und gerade weil es so war, wird heute dafür gesorgt, dass die meisten Zeitgenossen nichts weiter mit diesem Staat verbinden als Abbildungen von Pickelhauben und das Märchen vom „deutschen Militarismus“.

De fakto besteht das Deutsche Reich nicht mehr (die komplizierte Rechtslage lasse ich hier einmal außer Acht) und zumindest momentan dürfte eine Rückkehr zum Reich reines Wunschdenken sein.

Warum ist das Kaiserreich trotzdem wichtig für uns? Abgesehen davon, dass es die wahrscheinlich glücklichste Epoche der Deutschen in der neueren Geschichte war, wurden unsere Kultur und unsere Identität in dieser Zeit maßgeblich geprägt.

Errungenschaften in vielfältigen Bereichen, von Wissenschaft und Technik über die Sozialgesetzgebung bis zur Musik stammen von damals, und wir bauen heutzutage noch auf sie auf. Ohne das Kaiserreich wären wir Deutschen nicht derart erfolgreich und stark, wie wir es trotz Fremdherrschaft und Gehirnwäsche immer noch sind.

Ein möglichst umfassendes und unverfälschtes Wissen über diese Zeit kann also nur positive Auswirkungen auf unser Befinden, unsere Kultur und unsere Identität haben. Wenn wir nur irgendwie dafür kämpfen wollen, dass sich unser Schicksal zum Besseren wendet, dürfen wir das geistige Erbe des Kaiserreichs nicht aufgeben. Die folgenden Überlegungen versuchen deshalb, die historischen Hintergründe des Reichs und seine Bedeutung für uns zu erhellen.

Wie kam es zur Reichsgründung? Hatten die Deutschen sich entschlossen, die Welt zu erobern? Waren sie so größenwahnsinnig, dass sie unbedingt unter einem Kaiser leben mussten, um glücklich zu sein? Keineswegs. Die Krönung des Preußischen Königs zum Deutschen Kaiser war ein Schritt, der sich im damaligen Kontext kaum vermeiden ließ und der, was die Organisationsform betrifft, durch die spezifischen Umstände nicht anders denkbar gewesen wäre.

Um dies zu verstehen, muss man mit einigen grundlegenden Gegebenheiten der Vorgeschichte vertraut sein. Die Deutschen als größte Volks- und Sprachgruppe Europas waren entsprechend ihres altgermanischen Erbes in Stämmen organisiert, aus denen sich dann verschiedene Königreiche und Fürstentümer entwickelten. Anstatt dass ein Hegemon sich die verschiedenen unterlegenen Nachbarreiche einverleibte (wie Frankreich und Russland und mehr oder weniger in Spanien), kam es zu einem Zusammenschluss der verschiedenen kleineren Herrscher unter dem Dach des Heiligen Römischen Reichs Deutscher Nation, welchem ein von zunächst sieben, dann neun Kurfürsten gewählter Kaiser vorstand.

Bei allen Schwierigkeiten, Hemmnissen und Nachteilen, die diese Reichsform mit sich brachte, haben wir ihr auch unsere regionale und kulturelle Vielfalt zu verdanken, die sich gegen den schroffen Gegensatz zwischen der alles überstrahlenden Hauptstadt und der gehaltlosen Provinz in den meisten zentralistischen Staatsgebilden abhebt.

Dieses erste deutsche Kaiserreich war ab 1618 durch den Dreißigjährigen Krieg zunächst verheert, geplündert und entvölkert worden und musste dann in Form des Westfälischen Friedens von 1648 eine mosaikartige Fragmentierung der einzelnen Mitgliedsstaaten bei Schwächung der Kaiserwürde akzeptieren. Logischerweise war ein schwaches Reich – der Staat, welcher die größte Volks- und Sprachgruppe Europas vereinte – für die Nachbarn, insbesondere Frankreich, von Vorteil.

Frankreich hatte bereits zuvor alles Mögliche unternommen, um diesen Konkurrenten zu schwächen, und es ist nicht verwunderlich, dass es seitdem (d.h. bis heute) alles tut, um ihn nicht wieder hochkommen zu lassen. Dies entspricht zwar nicht den weltfremden Diskursen von der Freundschaft der Völker, die uns bei jeder Gelegenheit vorgehalten werden, dafür aber der Tatsache, dass Staaten, solange sie noch ein Mindestmaß an Souveränität besitzen, ihre Interessen immer gegen andere Staaten durchzusetzen haben (hätten zwei Staaten absolut identische Interessen, würde es sich nicht mehr um zwei Staaten handeln).

1683, als das restliche Europa sich gegen die Türken verteidigte und das Reich dementsprechend militärisch gebunden war, nutzte der „Sonnenkönig“ Ludwig XIV. („der Staat bin ich“) die Gunst der Stunde und annektierte das schutzlose Elsass. Im Pfälzischen Erbfolgekrieg von 1688-1697 kam es zur Plünderung und Verwüstung ganzer Landstriche, als der französische Kriegsminister Louvat anordnete „Brûlez le Palatinat“ – „Brennt die Pfalz nieder“ und General Mélac dies gewissenhaft ausführte.

Das geschwächte und technisch und wirtschaftlich zurückgebliebene Reich fristete sein Dasein noch bis 1806. Nachdem Napoleon Preußen besiegt und sich eine Reihe an deutschen Staaten zu Vasallen gemacht hatte, trat der Habsburger Franz II. von der Kaiserwürde zurück und das Reich löste sich auf. Die in den verschiedenen Kleinstaaten lebenden Menschen waren nun nahezu schutzlos und mussten sich Fremdbestimmung, Drangsalierung und Ausbeutung fügen. Tausende deutsche Soldaten starben auf Napoleons Russlandfeldzug.

Der Gedanke, zu einer gemeinsamen Organisationsform zurückzukehren, war nicht nur naheliegend, sondern zwingend. Mit dem Aufkommen des Nationalismus (welcher nicht für Kriege etc. verantwortlich ist – auch in dieser Periode waren nicht die Patrioten der verschiedenen Länder, sondern Staatsführer und geheime Kräfte, welche eigene Interessen verfolgten, ausschlaggebend) wurde der Ruf nach einem Nationalstaat für die in zersplitterten Kleinstaaten lebenden Deutschen immer lauter.

Zudem war offensichtlich, dass keines der kleinen Fürstentümer seine Interessen gegen die großen Nachbarn alleine durchsetzen konnte. Da die regionale und kulturelle Vielfalt der Deutschen eine Tatsache und die parlamentarische Monarchie in Europa die Regel war, kam als Form des Zusammenschlusses eigentlich nur ein modernes Kaiserreich in Frage. Eine Vereinigung der betroffenen Staaten in einem Königreich wäre einer Vergewaltigung bzw. einer Einverleibung gleichgekommen.

Als stärkstem Staat neben Österreich kam Preußen unweigerlich eine Vorreiterrolle bei den Bemühungen um eine praktikable Lösung zu. Österreich selbst war durch seine Entwicklung hin zur multikulturellen und maroden kaiserlichen und königlichen Doppelmonarchie (mit Ungarn) in einer Verfassung, die die sogenannte großdeutsche Lösung, d.h. den Zusammenschluss mit den anderen deutschen Staaten zu einem Reich, verhinderte.

Es dürfte nicht erstaunen, dass die grande nation bemüht war, eine erneute Reichsgründung zu verhindern, und so erklärt sich auch, warum erst 1870 mit dem Sieg Preußens und seiner Verbündeten im Krieg gegen Frankreich der Moment für die Reichsgründung gekommen war.

Zu der Verleumdungskampagne gegen das Kaiserreich gehört auch abwertende Propaganda betreffend seiner Entstehung. Gemeinhin heißt es heute, dass Bismarck den Krieg mit Frankreich vom Zaun gebrochen habe, um seine Interessen durchsetzen zu können.

Eine derartige Verzerrung der Tatsachen ist symptomatisch. Tatsächlich war es so, dass in Frankreich ganz im Sinne der oben geschilderten Tradition immer wieder der Gedanke, sich nach Osten auszuweiten, ganz ungeniert diskutiert wurde. 1840 löste eine in diese Richtung gehende Drohung des Premierministers Adolphe Thiers, welcher den Rhein als natürliche Ostgrenze Frankreichs reklamierte, die so genannte „Rheinkrise“ aus. Die Deutschen fühlten sich zu Recht bedroht.

1870 kam es zum wiederholten Male zu einer Provokation. Die Tatsache, dass Preußen sich in diesem Fall nicht demütigen ließ, sondern das französische Ansinnen abwies, bewegte Frankreich dann zur Kriegserklärung. Ich zitiere aus dem Metapedia-Eintrag zur Emser Depesche:

Die Geschichte der Emser Depesche beginnt eigentlich am 3. Juli 1870 in Spanien. Dort sollte Leopold von Hohenzollern-Sigmaringen neuer König werden, was Frankreich ablehnte. Der französische Außenminister sprach unverhohlen von einer Gefährdung des europäischen Gleichgewichts. Prinz Leopold zog zurück, doch Frankreich verlangte nun von König Wilhelm I., die Hohenzollern sollten für alle Zeiten auf den Thron Spaniens verzichten.

Der französische Botschafter Benedetti übersandte mit dieser Aufforderung ein Telegramm an den preußischen König, der sich zur Kur in Bad Ems aufhielt. Dieser glaubte zuvor, mit dem Rückzug des Kandidaten seines Hauses wäre die Sache erledigt und wies das Ansinnen diplomatisch-höflich ab. Dies genügte der französischen Regierung aber nun nicht mehr. Sie versuchte Preußen eine empfindliche diplomatische Niederlage beizubringen, indem sie auch für die Zukunft einen Verzicht auf den spanischen Thron forderte.

Wilhelm I. schickte wie in solchen Fällen üblich, eine Depesche an Otto von Bismarck. Bismarck strich dieses Telegramm zu einer kürzeren Presseverlautbarung zusammen und zwar so, dass die wesentlichen Punkte der Unterredung zwischen dem französischen Botschafter und König Wilhelm darin enthalten waren, ein völlig normaler Vorgang. Die Zurückweisung der französischen Erpressung erschien aber in der gekürzten Version brüsker.

Dies war der langersehnte Kriegsgrund für Frankreich, das daraufhin am 19. Juli 1870 Preußen den Krieg erklärte und somit den Deutsch-Französischen Krieg auslöste.

Und hier ist der Originalwortlaut des von Bismarck redigierten Dokuments:

Nachdem die Nachrichten von der Entsagung des Erbprinzen von Hohenzollern der Kaiserlich Französischen Regierung von der Königlich Spanischen amtlich mitgeteilt worden sind, hat der französische Botschafter in Ems an Seine Majestät den König noch die Forderung gestellt, ihn zu autorisieren, dass er nach Paris telegraphiere, dass Seine Majestät der König sich für alle Zukunft verpflichte, niemals wieder seine Zustimmung zu geben, wenn die Hohenzollern auf ihre Kandidatur wieder zurückkommen sollten.

Seine Majestät der König hat es darauf abgelehnt, den französischen Botschafter nochmals zu empfangen, und demselben durch den Adjutanten vom Dienst sagen lassen, dass Seine Majestät dem Botschafter nichts weiter mitzuteilen habe.

Wie bereits erwähnt, zeigte sich die Reichsgründung für die Deutschen als Segen: Das Leben der Nation nahm in allen Bereichen einen beeindruckenden Aufschwung. Heutzutage wird diese Zeit gerne mit dem Verweis auf die angeblich katastrophalen Lebensumstände v.a. der Arbeiterklasse schlecht gemacht.

Natürlich gab es damals Fälle von kinderreichen Familien, die in einfachsten Umständen in einem Zimmer lebten etc. Wenn man dies mit unserer heutigen Situation vergleicht, wirkt dies skandalös. Im Rahmen der damaligen Zeit jedoch wurde in Deutschland mehr für die Arbeiterklasse getan, als in allen anderen Ländern der Welt, und neben dem Wirken der Sozialisten waren Kaiser Wilhelm I. und sein Enkel Wilhelm II maßgebliche Impulsgeber (Wilhelm II. gibt seine Einstellung zur sozialen Frage auf sehr lesenswerte Weise in seinen Memoiren wieder – siehe Ende des Artikels).

Das Deutsche Reich war das erste Land der Welt mit einer Sozialgesetzgebung, und es nahm ganz bewusst Wettbewerbsnachteile gegenüber Staaten wie England dadurch in Kauf – welche wohl durch technologische Innovation und die Arbeitsamkeit der im Vergleich sicher zufriedeneren und leistungsfähigeren Arbeiter wieder wettgemacht wurden.

Hiermit wurden bereits die beiden Hauptgründe für den Kriegsausbruch 1914 angesprochen: Frankreich war von Hass und Revanchedenken beherrscht, England wollte nicht hinnehmen, von Deutschland aus seiner Weltmarktstellung verdrängt zu werden. Russland ließ sich z.T. von Frankreich beeinflussen, z.T. erhoffte es sich durch den Krieg die Lösung (bzw. Verschiebung) innenpolitischer Probleme und eine Vergrößerung seines Einflussbereichs im Südwesten.

Gerne wird darüber geredet, was die Staatsführung des Deutschen Reichs alles falsch gemacht und wie ungeschickt sich Wilhelm II. im Vergleich zu Bismarck angestellt habe. Die verschiedenen Kanzler, die ja die politische Verantwortung hatten, werden dabei i.d.R. so gut wie nie erwähnt – ein Effekt der alliierten Kriegspropaganda, die sich hartnäckig auf den Kaiser als symbolischen Repräsentanten eingeschossen hatte. In der Tat wurden Fehlentscheidungen getroffen, aber der entscheidende Punkt ist wohl, dass die Gegner des Deutschen Reichs fest entschlossen waren, es zum Krieg kommen zu lassen.

Ich selbst maße mir hier kein definitives Urteil an, die folgenden drei Punkte sind jedoch meiner Ansicht nach die Hauptfaktoren gewesen, die das Reich daran scheitern ließen, einen Krieg zu vermeiden:

Zunächst war und ist die geographische Position Deutschlands höchst undankbar und prekär.
(...)
Strategisch nachteilig war ebenfalls das enge Bündnis mit Österreich-Ungarn. In diesem Staat waren die Deutschen eine Minderheit, und um ihn zusammenzuhalten, musste das Haus Habsburg den anderen Ethnien, welche zunehmend nationalistische Bestrebungen entwickelten, zahlreiche Zugeständnisse machen.

Die Doppelmonarchie war also beständig davon bedroht, auseinanderzubrechen. Sie war militärisch schwach, da sie nicht auf die Loyalität eines Großteils ihrer Bewohner zählen konnte, und es gab beständig Anlass für innen- und außenpolitische Konflikte. Der Weltkrieg entzündete sich dann ja auch durch den Konflikt zwischen Österreich und dem durch Russland gedeckten Serbien; Deutschland konnte aufgrund seiner „Nibelungentreue“ nicht vermeiden, in den (von Russland, England und Frankreich gewollten) Konflikt hineingezogen zu werden. Viele Deutschösterreicher hassten die Habsburgmonarchie und ihren Multikultistaat, dessen Hauptlast sie tragen mussten.

Seine Zerschlagung wurde als Voraussetzung der Rettung des deutschen Volkstums angesehen. In diesem Sinne tat das Deutsche Reich diesen Volksgenossen durch seine Unterstützung des dekadenten Gebildes auch keinen Gefallen.

Die beste und auch einzig mögliche Option wäre wohl ein Bündnis mit Russland gewesen. Genau dies war auch ein Grundgedanke der Bismarckschen Tradition, der auch von den Nachfolgern beherzigt wurde.

Funktioniert hat es möglicherweise nicht, weil man mit allen gut stehen wollte und dann letztendlich alleine dastand. V.a. das Liebeswerben um England (mit dessen Königshaus die Hohenzollern ja verwandt waren) war vergeblich; das perfide Albion ließ Germania heimtückisch auflaufen und schmiedete Ränke hinter ihrem Rücken. Vielleicht hätte auch bei vorausgehender, günstigerer Lage eine Auseinandersetzung von Deutschland selbst gesucht werden müssen bzw. nicht verhindert werden dürfen.

All dies gehört nur in den Bereich des Hätte und Wäre. Für uns ist heutzutage vor allem wichtig, uns unsere eigene Geschichte, unsere Tradition und die Errungenschaften unserer Vorväter nicht nehmen zu lassen. Das Deutsche Reich sollte uns im Herzen und in der Erinnerung daher stets gegenwärtig sein.

Zur weiteren Information, v.a. bezüglich der Vorgeschichte des ersten Weltkriegs und dem Schmierentheater danach empfehle ich den auf diesem Blog veröffentlichten Artikel Vorenthaltenes Geschichtswissen und die Memoiren Wilhelms II (Link im Artikel). Ausführliche Informationen zum Vertrag von Versailles und den Folgen bietet Michael Birthelms Komm heim ins Reich.


[Links nur für registrierte Nutzer]