Das vom Volk unmittelbar gewählte Staatsoberhaupt ist eine Konstruktion, die in der Weimarer Republik zu großen Problemen führte. Der Reichspräsident wurde zu einer Art Nebenregierung. Nur unterlag er keiner parlamentarischen oder sonstwie gearteten Kontrolle, was dazu führte, dass einflussreiche konservative Kreise über eine Art "Küchenkabinett" maßgeblichen Einfluss in ihrem Sinne auf Hindenburg ausüben konnten.
Es hat schon seinen Grund, dass der Parlamentarische Rat das Staatsoberhaupt auf eine rein repräsentative Funktion zurechtgestutzt hat. Damals wurde sogar ernsthaft diskutiert, überhaupt keinen Bundespräsidenten einzuführen, sondern ein Kollegium, das aus den Spitzen der übrigen Verfassungsorgane bestehen sollte. Im Entwurf von Herrenchiemsee standen jedenfalls beide Alternativen nebeneinander drin.
In den USA führt eine ähnliche Konstruktion (sowohl Kongress als auch Präsident werden vom Volk gewählt) zu einem Dauerkonflikt zwischen Weißem Haus und Kapitol, der viel Energie verbraucht.