Die Signale sind auf allen Ebenen widersprüchlich. Offiziell von Obama: Die USA zögen sich sukzessive zurück. Tatsächlich intensiviert man das Bombardement. Einerseits wird vor Sirte auch mit Bodekampfflugzeugen operiert, andererseits lässt man die Rebellen neuerdings in Fallen laufen. Die Russen und Chinesen protestieren gegen die vorhersehbaren Folgen ihrer Enthaltung, aber ohne jeglichen Nachdruck. Ich gehe davon aus, es gab hier eine Absprache hinter verschlossenen Türen. Wenn die Russen oder Chinesen wirklich sauer und überrascht wären, kämen Androhungen ernsthafter Konsequenzen.
Das man in Städten eingegrabene Truppenteile Gaddafis nicht durch massives Luftbombardement ausschalten wird, darauf wies ich hin, das würde die UN-Resolution ad absurdum führen und auch nichts an dem schlechten Trainingsstand der Rebellen ändern. Von den massiven zivilen Opferzahlen ganz zu schweigen.
Die neuerliche Entwicklung kann man nun für eine zufällige Kriegswendung halten oder für einen vorher geplanten Kriegsverlauf. Leider kann man da nichts mit Gewissheit sagen, ohne die Originalpläne der Generalität zu kennen. Ich gehe davon aus, das das Ziel der Nato von Anfang an darin bestand, die Stämme mit den Erdölquellen und Häfen aus dem Machtbereich Gaddafis zu reißen, was diesen Finanziell vor die Hunde gehen lässt, was wiederum zu einer politischen Lösung führen wird. Ich betrachte das so, weil die Nato und auch die USA von Anfang an vehement den Einsatz eigener Bodentruppen aus schlossen (vermutlich die Bedingung für die Enthaltung der Russen/Chinesen), ohne welche aber die Hochburgen Gaddafis kaum fallen werden. Das war im übrigen auch die einzige "inhaltlich" stichhaltige Kritik, die schon sehr früh von russischer Seite kam, nämlich die Warnung vor einem Zerfall Libyens.
Könnte ein Eingriff nach dem Schema: "Teile und Herrsche", sein.