Dr. Norbert Zander, Soziologe
40670 Meerbusch, Mai, 2011
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Klawatsch, Hans; Leben leben … – Lebens- und Menschenkunde – Lebenswissenschaft; Avantgarde Verlag; Oberhaching|Dresden 2010

Hans Klawatsch führt die Leser/Leserinnen mit seinem Buch »Leben leben« in eine neue Wissenschaft, eben in die „Lebenswissenschaft“. Dieses Werk, nunmehr das siebte in seiner Gesamtzählung, ist originär, anspruchsvoll und außergewöhnlich vielschichtig. Der erste Blick zeigt schnell zwei ambivalente Inhalte, nämlich die Gedanken über die „Lebens- und Menschenkunde“ und die Weiterführung von »HANS blogs … [IV]“ (Anhang II). Zusätzlich bietet diese Veröffentlichung noch die „Allgemeine Charta Lebensgrundwerte“ (Anhang I), „zehn Thesen“ und eine Übersicht über „das Werk des Autors“.
Wie der Anhang II bereits im Titel verrät, handelt es sich dabei um eine Art Tagebuch mit kommunikativer Absicht, der Hauptteil demgegenüber ist die Weiterentwicklung des Buches »Mitspieler Mensch« von 1990, in dem bereits »Leben leben« angekündigt ist. Aber es wird noch komplexer, denn die »blogs« sind eine Fortführung der 2008 veröffentlichten »HANS blogs … [I, II, III]« und »Leben leben« ist quasi der Schlussstein der vor 21 Jahren begonnenen Arbeit. Mit dem Anhang über die „Lebensgrundwerte“ werden wiederum Bezüge zu den Werken »HANS aha’s …« und »Planet der Ikonen« hergestellt, weshalb es auch möglich ist zu erahnen, wie sich die Studien von Hans Klawatsch dynamisch weiterentwickelten.
In den Thesen geht es um das Zentrum „Wahrheit der Wirklichkeit“ und dies deutet darauf, dass der eigentliche Lehrmeister für die Lebenswissenschaft eben das Leben selbst ist, somit das Werden, Sein, Vergehen im zyklischen Auf und Nieder. Diese zeitliche Welle lässt sich im Einheitskreis mit der Yin-Yang-Symbolik verknüpfen, wobei der Name des „komplementär-ambivalenten Verschränkungsmusters“ schließlich „Gestalt in allen Gestalten“ lautet. Ausgangspunkt bei diesen Gedankengängen ist das „TAO“, dessen Urbetrachtung sich bei Lao-Tse findet, dessen Ausdeutungen dann im »I Ging« nachzuspüren sind, und dieses Buch zählt schließlich zu einem der wichtigsten Bücher in der Weltliteratur.
Hans Klawatsch beginnt seinen Text mit folgenden Worten: „Weltbild, Menschenbild und Menschenwerk wahrhaftig und anschaulich zu beschreiben, ist der Anspruch meines Wirkens und Werkes und ich (=HK) denke, wir finden uns gemeinsam staunend wieder …“ (9). Anschließend erwähnt der Autor, dass sich die Menschen „im Bewusstsein von der Wahrheit der Wirklichkeit finden“ (9 – Hervorhebung im Original). Ich erwähne in diesem Zusammenhang einmal vier Berichte über den Tod von Osama bin Laden:
„Team sechs wusste dank Satellitenüberwachung, dass sich Bin Laden und seine Familie im ersten und zweiten Stock aufhielten. Die Männer arbeiteten sich langsam nach oben vor. Immer wieder kam es zu Schusswechseln. Sie stöberten den El-Kaida-Anführer schließlich in seinem Schlafzimmer auf. Doch der 54-Jährige wollte sich nicht ergeben, benutzte stattdessen eine Frau als menschlichen Schutzschild. Kurz darauf traf ihn ein Schuss ins linke Auge. Eine weitere Kugel schlug ihm in die Brust.“
([Links nur für registrierte Nutzer] 09.05.2011 23:34:24)
„Im obersten Stockwerk stoßen die Navy Seals auf Bin Laden und dessen jüngste Ehefrau, Amal Ahmed Adu al Fattah. Die 29-jährige Jemenitin stürzt auf die Amerikaner zu und wird mit einem Schuss im Bein verletzt. Bin Laden wird von zwei Kugeln getroffen: Einmal in die Brust und einmal in den Kopf – er ist sofort tot. Laut offiziellen US-Angaben war Bin Laden unbewaffnet, soll aber in greifbarer Nähe ein Sturmgewehr und eine Pistole gehabt haben.“
([Links nur für registrierte Nutzer] 09.05.2011 23:35:52)
„Und jetzt tritt Amal Ahmed al-Sadah ins Licht. Über ihre Rolle in der Blut-Nacht gibt es widersprüchliche Angaben. In einer Version soll sie bin Laden als menschliches Schutzschild gedient haben, in einer anderen Version identifizierte sie ihn, bevor die Soldaten ihm in den Kopf schossen.“
([Links nur für registrierte Nutzer] 09.05.2011 23:44:46)
„Im dritten Stock des Gebäudes treffen die Spezialkräfte dann auf bin Laden. Der Terror-Chef ist unbewaffnet, aber in seiner Reichweite befinden sich eine Kalaschnikow AK-47 und eine halbautomatische Pistole. Bin Ladens Frau Amal stürzt sich angeblich auf die Soldaten, einer von ihnen schießt ihr ins Bein. Ein US-Soldat spricht Arabisch, er fordert bin Laden auf, sich zu ergeben. Als er sich wehrt, schießen die Soldaten. Der erste Schuss trifft nicht. Aber die zweite und die dritte Kugel. Eine in den Kopf, eine in die Brust.“
([Links nur für registrierte Nutzer] 09.05.2011 23:47:46)
Gewusst ist, dass die Bundeskanzlerin im Gespräch über diese Tat u.a. das Wort „Freude“ erwähnte, weshalb sie öffentlich kritisiert wurde. Fakt ist, dass der Präsident der USA angeordnet oder befohlen hat, dass die real-time Übertragung nicht veröffentlicht wird und auch niemand der Beteiligten an der Aktion bzw. Übertragung sich dazu äußern darf. Eine Wahrheit ist: „Obama: Wer zweifelt, braucht einen Arzt“
([Links nur für registrierte Nutzer] 10.05.2011 01:34:18)
oder: „Jeder, der anzweifelt, dass der Drahtzieher eines Massenmordes auf amerikanischem Boden dieses Schicksal verdient hat, muss seinen Kopf untersuchen lassen – Barack Obama“ (Rheinische Post, 10.05.2011, A5).

Eine weitere Wahrheit findet sich in der »Enzyklika – Caritas in Veritate von Papst Benedikt XVI.«: „… Herrschaft über das Leben … Es verwundert einen die Selektivität all dessen, was heute als achtenswert vorgeschlagen wird. Während viele gleich bereit sind, sich über Nebensächlichkeiten zu entrüsten, scheinen sie unerhörte Ungerechtigkeiten zu tolerieren“ (42).
Ich werde gleich nochmals auf die »Enzyklika« vom 29. Juni 2009 eingehen, verweise aber schon darauf, dass in dem oben erwähnten Akt ein irreversibles Ergebnis vorliegt, jedoch keine Verwandtschaft von Wort und Tat zu finden ist und bei Weitem nicht von „Liebe und Wahrheit“ gesprochen werden kann.
Hans Klawatsch bemerkt zu solchen Fällen treffend, dass jegliche Suche nach der „Wahrheit der Wirklichkeit“ eigentlich nur mit dem Nichts oder der Leere beginnen kann, wenn man|frau sich „für eine bessere Welt einsetzen“ (9) will: „unsere Kinder und Kindeskinder werden es uns danken …“ (9).
In einem rasanten Tempo handelt der Autor dann u.a. die „Selbstorganisation“ ab um hervorzuheben, dass „Erkenntnis, Einsicht, Erfahrung, Evaluierung“ (27) zum Sinn oder zum Tao führen können. Als „Clown“ ist er da, „um von Lehren und Lernen zu erzählen“ (27). Als „Diablo“ berichtet er dann von der „Rolle als Mittler zwischen zwei Welten, zwischen Makro- und Mikrowelt“ (47), also zwischen Körper und Seele. Schließlich sagt er als „Narr“: „Menschen seid wachsam!“ (143) und um an den erwähnten eingangs berichteten Akt anzuknüpfen, so erscheint dann die „Freiheit aus dem Nichts/(der) Leere“ (155f). Hans Klawatsch stellt sich dem „Tanz des Lebens“ (233) und fügt hinzu: „Liebe und Wahrheit verheißen uns Leben leben …“ (233 – Hervorhebung im Original).
Im Schnelldurchgang bin ich auf einige Aspekte des ersten Hauptteils eingegangen, wobei ich noch kurz erwähnen möchte, dass man|frau dabei kaum das Projekt „Stop – Studienoptimierungsprogramm“ unterstützen kann; also „selektives und strategisches Lesen“ wird u.a. gelehrt (Rheinische Post, 7.Mai 2011, C 16). Es wurde schon darauf hingewiesen, dass eine evaluative Betrachtung des Werkes von Hans Klawatsch mindestens voraussetzt, das erste Buch »Mitspieler Mensch« zu beachten, somit also das Prinzip ‚gO – globale Offenheit’ (NZ) heranzuziehen ist und nicht willkürliche Selektionen. Mehr noch, im Sinne Schopenhauers (»Die Welt als Wille und Vorstellung« 1972: VIII) ist zu denken: „Es ergibt sich von selbst, dass unter solchen Umständen, zum Eindringen in den dargelegten Gedanken, kein anderer Rat ist, als das Buch zwei Mal zu lesen …“ (Hervorhebung im Original). Man|frau braucht keinen Hehl daraus zu machen, dass beim ersten Lesen einiges unverständlich bleiben kann, aber immerhin ergibt sich so schon mal ein Überblick. Beim zweiten Lesen wird wohl überdeutlich, dass schon wahr ist, dass alle Menschen auch etwas mit der Ökonomie zu tun haben. Nun ja, Hans Klawatsch sieht sich in der Nähe des Jazz (234), andere vielleicht eher in der vom Blues, vom Pop etc. Fakt dürfte wohl sein, dass das Leben jenseits von Verbalem auch Non-Verbales benötigt.
Das Thema „Menschenwürde“ gilt es genauso differenziert zu betrachten, wie andere Inhalte des Buches, z.B. die Passage „Identität Mensch“ (160ff). 2005 heißt es bei Hans Klawatsch: „Die Natur jedes einzelnen Menschen ist würdig und recht, gleich … (»HANS aha’s …« 157), 2007 erfolgt eine Veränderung: „Die Natur jedes einzelnen Menschen ist würdig und recht und so gleich …“ (»Planet der Ikonen« 166), 2011 steht geschrieben: „Würde, Werte und gleiche und unveräußerliche Rechte …“(HK 235). Anzumerken ist, dass die „allgemeine Charta Lebensgrundwerte und –rechte“ letztlich die „Menschenrechte“ eine permanente Auseinandersetzung erzeugt.
Ganz bestimmt gehört der Anhang II (»HANS blogs … [IV]«) zu den ganz großen Herausforderungen für Leser|innen. Aber beginnen wir von vorne; die blogs I hatten den Untertitel „Odyssee unseres Bewusstseins“, die blogs II den Untertitel „Unschuld des Werdens“ und die blogs III den Untertitel „Fackellauf für Menschsein“. Wenn ich die blogs IV mit einem Untertitel versehen könnte, würde ich „Labyrinth des Lebens“ (HK 276) wählen. Sicherlich irritierten mich die Bemerkungen über das „Nazitum“ (HK 297). Die einen würden sagen wie es „Zufall und Notwendigkeit“ (HK 16) wollten, die anderen würden bemerken, dass es sich „in selbst geschaffenen komplexen Informationsclustern“ (HK 16) ergab. Wie dem auch sei, in einer Tageszeitung (Rheinische Post) finden sich folgende Nachrichten jeweils auf der ersten Seite: „IG Metall protestiert gegen OB in Duisburg mit Nazi-Vergleich“ (14.April 2011); „Laumann droht wegen Nazi-Vergleich mit Austritt aus IG Metall“ (15.April 2011). Beim späteren Termin wird auf „Sitte und Moral“ verwiesen, am ersten Tag geht es um „Demütigung“. In der Betrachtung der blogs I-IV wird deutlicher, dass es sich um den Begriff vom 14. April 2011 im „Labyrinth des Lebens“ dreht.
Aber betrachten wir noch kurz einen blog vom „13.7.2009“, wobei ich es bei anderen blogs (z.B. „17.10./9.11.2009“) dabei bewenden lasse anzumerken, dass die „Gedächtnisstütze“ des Autors nicht die aller Personen sein kann. Jedenfalls sehe ich davon ab das Folgende zu hinterfragen: „Begum! Anna! Elina! …“ (HK 292). Es mag für den einen oder die andere hilfreich sein, letztlich ist es eine Information, die eine ‚Sinnarbeit’ (NZ) ähnlich der „Traumdeutung“ bei Freud erfordert, den Hans Klawatsch tatsächlich in seinem Erstwerk beachtet.
Der blog „Caritas et veritate (13.7.2009)“ hat etwas zu tun mit der »Enzyklika CARITAS IN VERITATE von Papst Benedikt XVI.«. Eine Enzyklika oder ein päpstliches Rundschreiben ist u.a. auch „an alle Menschen guten Willens“ gerichtet. Es ist schon erstaunlich, dass auch Hans Klawatsch bemerkt: „Meine blogs, als Tagebuch konzipiert, sprengen alle gängigen Vorstellungen von Buchinhalten und verlangen insofern vielleicht einen Gutwill meiner Mitspieler, um welche ich (=HK) sie bitte!“ (Hervorhebung im Original). Ich will hier erst gar nicht groß darauf hinweisen, dass die Enzyklika keine Bitte ausspricht, sondern quasi ein >Working Paper< ist, wohingegen die blogs eher Möglichkeiten einer Arbeit für die Leser bzw. Leserinnen bedeuten, vorausgesetzt, sie lassen sich auf diese kommunikative zeitliche Auseinandersetzung ein. Wie erwähnt, der blog vom 13.7.2009 bezieht sich auf die Enzyklika vom 29.6.2009. Dies besagt, dass Leser bzw. Leserinnen keine Scheu haben sollten, zu dem Kommentar von Hans Klawatsch auch die 52 Seiten lange Enzyklika zu lesen.
Dort erfährt man|frau dann eingangs: „Daher ist es notwendig, die Liebe und die Wahrheit nicht nur in der vom heiligen Paulus angegebenen Richtung der »veritas in caritate« (Eph 4,15) miteinander zu verbinden, sondern auch in der entgegengesetzten und komplementären von »caritas in veritate«“ (Enzyklika, 2 – Hervorhebungen im Original). Es zeigt sich, dass Hans Klawatsch u.a. deshalb von „Selbstbeweihräucherung“ (HK 279) sprechen kann, weil das Thema „Liebe und Wahrheit“ ganz bestimmt nicht nur von den Päpsten ab Johannes XXIII. ins Zentrum der Aufmerksamkeit gerückt wurde. Noch nicht einmal stimmt es, dass es nur dem Papst obliegt, darüber zu sprechen, denn dieses Thema betrifft alle Menschen. Aber schaue man|frau noch kurz auf den heiligen Paulus (Eph 4,15) und es lässt sich finden:
„Lasst uns aber wahrhaftig sein in der Liebe …“ (Lutherbibel Großausgabe 1985); „Wir wollen uns, von der Liebe geleitet, an die Wahrheit halten …“ (Einheitsübersetzung Katholische Bibelanstalt 1980); „nein, die Wahrheit sollen wir in Liebe sagen …“ (vollständige deutsche Ausgabe 1965); „Vielmehr werden wir uns an die Wahrheit halten und so in Liebe in jeder Hinsicht hineinwachsen in ihn … (Das Neue Testament 1946). Womit zumindest deutlicher werden kann, dass das Programm „Stop“ nicht nur, wie eingangs erwähnt, bei unterschiedlichen Quellen seine Tücken hat, sondern gar schon bei einer Quelle, z.B. beim ‚Buch der Bücher’ an seine Grenzen stößt.
Bei Hans Klawatsch sollte man|frau nicht mit „Stop“ denken, sondern das ‚gO’ tun. Und wenn es um Globalisierung geht, dann trifft man|frau bezüglich der Soziologie nicht nur auf Pascal [contemplativa] (Enzyklika, 42) bzw. Weber [activa] (HK 158), sondern vor allem auf Tönnies u.a. mit seiner „sozialen Frage“ (Enzyklika, 6) und auf Durkheim u.a. mit seiner „organischen Solidarität“ (HK 207). Diese Solidarität, so zeigte es u.a. Parsons, ist für die Globalisierung recht wichtig, denn es „wächst … die Individualität des Ganzen zur gleichen Zeit mit der Individualität der Teile“ (Durkheim, 1893).
Und um dies auch zu begreifen und zu verstehen, bedarf es einer „Lebenswissenschaft“ und das heißt auch: „… lernt Lehren und lehrt Lernen …“ (HK 95), „… von unserem Menschsein und damit vom Leben selbst getragen …“(HK 218). Dieses Werk von Hans Klawatsch „passt (wirklich) in keine der geläufigen Schubladen … (man|frau kann) direkt und indirekt reichlich (von dem Buch) profitieren“ (HK 330 – Hervorhebung im Original).

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