Dienstag, gegen
16.45 Uhr (in Deutschland: 14.45 Uhr): Niebel und seine Delegation kommen am Flughafen an. Direkt am Eingang der erste Sicherheitscheck: Alle Reisenden müssen durch die Sicherheitsschranke, das Handgepäck wird durchleuchtet.
Der Minister ist gut gelaunt, erzählt von seinem Treffen mit Iraks Staatspräsident Talabani am Vormittag. Das anderthalbstündige Gespräch sei „sehr fruchtbar“ verlaufen.
Der Flughafen ist bereits nahezu menschenleer. Nur noch 2 Maschinen sollen an diesem Tag starten – eine ist die Bundeswehr-Transall, die Niebel in den Nordirak nach Erbil fliegen soll.
Nach 15 Minuten wird die Delegation aufgefordert, zum Check-In-Schalter in der Halle „Babylon“ zu gehen. Dort angekommen heisst es: Alle wieder zurück!
Mitarbeiter des privaten Sicherheitsdienstes G4S am Flughafen lotsen Niebel und seine Begleiter nach kurzer Beratung in die Haupthalle. Erneuter Sicherheitscheck.
Alle Reisenden müssen mitgeführte Metallgegenstände abgeben, anschließend wieder durch eine Sicherheitsschranke. Ertönt das Alarmsignal, werden sie abgetastet.
Alarmierend: Ein Niebel-Bewacher, der schwer bewaffnet durch die Sicherheitsschleuse läuft, kann ungehindert passieren. Der Alarm wird NICHT ausgelöst.
Mittlerweile ist es fast
17.30 Uhr. Die Delegation steckt erneut fest: Passkontrolle! Doch die Schalter sind nicht besetzt.
Allmählich wird Niebel unruhig, verlangt von der irakischen Flughafen-Sicherheit eine Erklärung. Ein Angestellter sagt nur: „Wir wollen verhindern, dass die Ausreisebehörde Ihre Ausreise verweigert.“
Niebel ist fassungslos, antwortet: „Wir wollen doch gar nicht ausreisen, wir wollen nur nach Erbil fliegen.“ Leere Blicke.
Dann fasst sich der Minister ein Herz, fordert die Delegation auf, ihm zu folgen. Er geht vorbei an den leeren Paßkontroll-Kabinen und steuert direkt in einen Pulk von 20 Sicherheitsbeamten.
Heftige Debatten, die Reisenden werden noch mal zu einem Sicherheitscheck aufgefordert. Doch alle weigern sich, gehen statt dessen in Richtung Abflughalle.
Ein lauter arabischer Befehl, dann wird direkt vor Niebels Augen die Glastür zum Abfluggate geschlossen. Ein Sicherheitsschloss schnappt zu. Stopp!
Wieder vergehen 5 Minuten mit heftigen Diskussionen, dann darf die Delegation endlich passieren – und in den Bus steigen, der sie zur Transall aufs Rollfeld fährt.
Eine internationale Regel besagt: Aus Sicherheitsgründen sollen Flugzeuge Bagdad noch bei Tageslicht verlassen. Als Niebel die Transall besteigt, dämmert es bereits.
Gegen
17.50 Uhr haben es sich alle Passagiere auf den Sitzbänken in der Maschine bequem gemacht. Doch die Triebwerke fahren nicht hoch.
Gegen
18.10 Uhr die Durchsage des Kommandanten: „Wir bekommen keine Abflugerlaubnis!“ Der irakische Tower mauert, verlangt die Zahlung der Landegebühr: 2500 US-Dollar...
Doch Sprit und Landegebühr seien bereits am Morgen in bar beglichen worden, ruft der Ladungsmeister der Transall Niebel zu. Ist das die Retourkutsche der Irakis, weil der Minister und seine Delegation im Flughafengebäude den 3. Sicherheitscheck verweigerten?
Jetzt wird es Niebel endgültig zu bunt. Er beordert den deutschen Botschafter Berger ins Cockpit, um mit den Irakern per Funk zu verhandeln. Gleichzeitig lässt er in der irakischen Botschaft in Berlin anrufen. Doch die ist um diese Uhrzeit nicht mehr besetzt!
Gegen
18.40 Uhr dann die Durchsage: „Wir haben die Starterlaubnis.“ Der Transall-Kommandant hat die 2500 Dollar Landegebühr gezahlt –
zum zweiten Mal an diesem Tag.
Um
18.50 Uhr hebt die Transall in Bagdad ab – draußen ist es bereits stockdunkel...