Berlin – Auf den ersten Blick fällt er kaum auf, der neue Laden an der Flughafenstraße. An der Fassade glänzen helle, teils arabische Schriftzeichen. In Nord-Neukölln, wo 55 Prozent aller Bürger ausländische Wurzeln haben, ist das nichts Besonderes.
Mit Burka
beim OktoberfestAuf den zweiten Blickaber ist da noch etwas– und zwar ein deutscher Text. Neben den verschleierten Schaufensterpuppen steht: „...Sprich zu den gläubigen Frauen, sie sollen ihre Blicke senken und ihre Scham hüten, ihren Schmuck nicht offen zeigen...“ Darf ein arabischer Ladenbesitzer mitten in der deutschen Hauptstadt öffentlich die Unterwerfung und Verschleierung von Frauen fordern?
Neuköllns Bürgermeister Heinz Buschkowsky (62, SPD) meint: „Wer diese Sure zu seinem Aushängeschild macht, ist nicht in Europa angekommen. Hier wird die Unterordnung der Frau unter den Mann proklamiert. Das ist die Welt der Parallelgesellschaft. So etwas in Neukölln zu sehen, tut mir regelrecht weh!“
In der letzten Bezirksamtssitzung besprach er das Thema mit seinen Kollegen – denn auch so mancher Anwohner beschwerte sich bereits über den Werbe-Text. Die Boutique-Besitzer verstehen die Aufregung nicht. Wasfi Al Ghzawi (33) führt das Geschäft.
Seine Frau Zahie (29) steht verschleiert an der Kasse. Sie sortiert die Kopftücher, singt arabische Lieder mit, die der CD-Player spielt.
An den Wänden hängen dunkle Gewänder (20 bis 55 Euro). „Unser Laden ist ein normales Bekleidungsgeschäft, nur mit anderer Mode“, sagt sie.„Bisher gab’s so eine große Auswahl islamischer Traditionskleidung nur im Internet, wir haben eine Marktlücke entdeckt.“
Und das Motto am Schaufenster? „Wir wollen niemanden provozieren, zitieren nur aus dem Koran“, erklärt Geschäftsmann Wasfi Al Ghzawi. Und das wird nun vorerst geduldet.
Buschkowsky: „Wir sind einfreies Land. Juristisch ist nichts zu machen.“