Kaum in Tel Aviv gelandet, beginnen Diskussionen über Auschwitz und SS, über Mossad und Hamas: Was ein deutscher Student in Israel erlebt, darüber hat UniSPIEGEL-Kolumnist Markus Flohr einen Roman geschrieben. SPIEGEL ONLINE veröffentlicht Auszüge - der Beginn eines verrückten Studienjahrs.
"Die Frage ist, warum man überhaupt nach Israel fährt", sagte Friedrich. "Ich meine: Was willst du hier? Es kommen viele, die glauben, es sei sehr edel von ihnen, nach Israel zu fahren. Weil sie den Juden helfen wollen. Oder den Palästinensern. Oder den Christen. Auf jeden Fall helfen und versöhnen. Du kannst ja sagen, es gehe dich nichts an.
Aber das stimmt nicht! Es waren unsere Großväter, deine und meine, die in Polen einmarschiert sind, die Konzentrationslager errichtet haben. Das klebt an dir, das wirst du nicht los. Jetzt kommst du hierher, in das Land der Menschen, die unsere Großväter nicht erwischt haben."
"Also mein Opa war kein Nazi."
"Ich meine auch gar nicht deinen Opa als Person. Den kennt hier außer dir keiner. Du kommst in das Land der Menschen, die Auschwitz entkommen sind. Wie taktlos ist das denn? Vielleicht wäre ein Einreisestopp eine gute Idee. Ein hundertjähriger Einreisestopp für Deutsche. Ach was, ein tausendjähriger. Ein Israel-Moratorium. Noch mal: Wenn ich Jude wäre, hätte ich genug von Deutschen. Ich würde uns nicht reinlassen. Bei jedem deutschen Pass denkt der Mann am Einreiseschalter an Auschwitz."