Reicht Dir ein englisches Geständnis? Klarer und eindeutiger geht's nicht mehr.
Benjamin Disraeli am 9.2.1871 im Unterhaus:
"Dieser Krieg bedeutet die deutsche Revolution, ein größeres politisches Ereignis als die Französische Revolution des vergangenen Jahrhunderts. Nicht ein einziger der Grundsätze in der Handhabung unserer auswärtigen Angelegenheiten, welche noch vor einem halben Jahr von allen Politikern anerkannt wurden, steht heute noch in Geltung . Es gibt keine überkommene Auffassung der Diplomatie, welche nicht fortgeschwemmt wäre. Wir stehen vor einer neuen Welt, neue Einflüsse sind am Werk... Das Gleichgewicht der Macht ist völlig zerstört."
Mit welchen Mitteln Großbritannien das zerstörte *Gleichgewicht der Macht* wiederherzustellen pflegt, sollte seit spätestens Napoleon, Wellington und Waterloo bekannt sein.
Disraelis Sätze sind nichts weniger als das Vorab-Geständnis der britischen Schuld an zwei Weltkriegen und eine implizite Kriegserklärung an das gerade mal vor drei Wochen gegründete Deutsche Reich.
Enes darf man nicht vergessen,für GB war der 1.Weltkrieg nur ein günstiger mitnahme Effekt.
Das ist mir zu Dünn....solche Reden wurden seinerzeit von vielen Leuten in vielen Ländern geführt.
Mit Preußen als Verbündeten...
Verzeih, aber das ist nicht so. Wie kann man anhand der oben zitierten Sätze sowas behaupten? Was soll daran ein Geständnis sein?
Geändert von Alfred (22.01.2011 um 22:31 Uhr)
Was hat denn das Flottenprogramm Wilhelms mit dem Ersten Weltkrieg zu tun? Bekanntlich lag die Flotte während des gesamten Krieges tatenlos in ihren Häfen.
Das deutsche Kaiserreich hatte jedes Recht, schon aufgrund seiner Kolonien und damit zur Sicherung der Handelswege mit den Seemächten Frankreich und England im Besonderen gleichzuziehen. Was dem einen Recht ist, muss dem anderen doch wohl billig sein. Folgt man Deiner Argumentation, dann war die Seekriegsflotte des Britischen Imperiums doch wohl eine ständige Kriegsdrohung gewesen. Oder irre ich mich etwa?
Es gab eine Reihe von Vorfällen, die einen Ausbau der deutschen Flotte mehr als notwendig machten, allerdings nicht, um in irgendwelche Eroberungskriege zu ziehen. Da wäre als erstes der Streit mit London um den Englisch-Kongolesischen Vertrag von 1894, durch den die berechtigten deutschen Interessen vermittels des Bruchs des englisch-deutschen Vertrages seitens England gefährdet wurden. Als ein Jahr später Japan im japanisch-chinesischen Krieg den Sieg davontrug, bot sich unsere kaiserliche Majestät als Schlichter für die Gebietsverhandlungen an -als Schlichter, nicht als Eroberer. Zwar erlag Wilhelm hier dem Irrtum, die Engländer könnten Shanghai in Besitz nehmen, so dass Wilhelm die offenkundige Unterlegenheit auf See schnellstmöglich ausgleichen wollte, um in solchen Fragen auch international an Gewicht zu gewinnen. Was war daran verwerflich?
1897 brach die sogenannte Transvaal-Krise aus. Die Kapkolonie unter Führung von Cecil Rhodes drohte damit, seinen nördlichen Nachbarn aufgrund der dortigen und immensen Goldvorkommen zu annektieren. Jedoch stellten die deutschen Siedler fast ein Fünftel der Bevölkerung und das deutsche Reich hatte große Summen dort investiert, so dass es im berechtigten Interesse des Reiches lag, die Situation vor Ort stabil zu halten. 1894 finanzierte das Deutsche Reich eine Eisenbahnlinie, welche den Binnenstaat Transvaal und Delagoa Bay (portugiesisch) miteinander verband. London zog in Erwägung, Delagoa Bay zu anektieren, was zu Spannungen zwischen London und Berlin führte, denn England beabsichtigte mit der Anektierung, diese Eisenbahnlinie unter seine Kontrolle zu bringen und lehnte jede Einigung, die Berlin anbot, ab. Das Reich bestand auf die Unabhängigkeit Transvaals und in England zog man sogar einen Krieg in Betracht, um dies zu verhindern (Vgl. Clark, Christopher, Kaiser Wilhelm II. Die Herrschaft des letzten deutschen Kaisers. München 2000. 178 f.). Auch diese Krise, die nicht Deutschland vom Zaune brach, bestärkte Wilhelm in seinem Bestreben, des Reiches Präsenz auf den Weltmeeren berechtigterweise zu stärken, jedoch nicht, ich will es wiederholen, um Kriege vom Zaun zu brechen, sondern selbige zu verhindern.
Auch ist es mitnichten so, dass seine Majestät der Kaiser eine große Flotte schwerer Schlachtschiffe ins Auge fasste, sondern seine Vorstellung von einer starken Flotte bestand aus einer Reihe schneller und moderner Kreuzer, die es ihm ermöglicht hätten, flexibel Truppenkontigente beweglich einsetzen zu können. Jedoch gelang es Admiral Tirpitz, sich mit seiner Vorstellung einer aus schweren Schlachtkreuzern bestehenden Flotte durchzusetzen, und der sogenannte Tirpitz-Plan kam zur Anwendung. Doch war es mitnichten die Absicht unseres Kaisers gewesen, England mit seinem Flottenprogramm zu provozieren oder gar zu einem Krieg herauszufordern. Ganz im Gegenteil hoffte unser Kaiser am Ende sogar, dass sich England dem Dreibund Deutschland-Österreich-Italien irgendwann anschlösse. Wilhelms Mutter Victoria Adelaide Mary Louisa schrieb ihrer Mutter, der englischen Königin Victoria im Jahre 1898: "Ich weiß mit Sicherheit, dass Wilhelm sehr viel an einer Annäherung an England liegt und dass er von ganzem Herzen hofft, dass England in irgendeiner Form entgegen kommen und ihn auf halbem Wege treffen würde." (Ebd. 186).
1901 starb Wilhelms Großmutter, Königin Victoria, und der Kaiser reiste zur Beerdigung nach England. Anlässlich seiner Abreise aus England hielt er eine vielgeachtete Rede im Malborough House, in der er noch einmal betonte und ganz offen und mit seinem üblichen Pathos erklärte, dass es sein Ziel sei, ein Bündnis mit England einzugehen: "Mit einem solchen Bündnis könnte sich in Europa nicht einmal eine Maus mehr ohne unsere Einwilligung regen." (Ebd. 186).
Ich frage Dich, wer hat denn hier wen isoliert?
Du hast meinen Eingangsbeitrag gelesen? Du hast Wilhelms Bestreben zur Kenntnis genommen, den Krieg noch abzuwenden, selbst unter der Maßgabe, das Bündnis mit Österreich-Ungarn zu lösen? Was sagst Du dazu?
Ich frage Dich noch einmal: Hast Du meinen Eingangsbeitrag gelesen? Nimm doch bitte die historischen Tatsachen zur Kenntnis und äußere Dich dazu, statt immer wieder dieselbe Leier von der Alleinschuld Deutschlands zu wiederholen. Du tust ja gerade so, als ob das pöse, pöse Deutschland plötzlich einen Krieg vom Zaune brach, von dem seine Nachbarn aus ihrem friedlichen Schlummer unschuldig und bar jeder Sünde gerissen wurden.
"Wir sind nicht in die Welt gekommen, um glücklich zu sein,
sondern um unsere Pflicht zu tun."
Otto von Bismarck. Schmied des Deutschen Reiches
Man musste letztlich davon ausgehen, dass Frankreich stets feindlich sein würde. (Frankreich möglichst isoliert zu halten war ja letztlich der ganze Sinn der Bismarck´schen Aussenpolitik).
Von daher hätte man auf Verständigung mit den Briten setzen müssen - das war allerdings problematisch, insofern seit der Reichsgründung der Instinkt der Briten wirksam wurde, immer den Schwächeren auf dem Kontinent gegen den Stärkeren zu unterstützen, damit ihnen nie ernstliche Konkurrenz entstünde. Die Frage daher, wie weit man ein Entgegenkommen praktizieren kann, ohne Selbstverleugnung zu betreiben.
Dann hatte man das Problem, den Verbündeten aus Wien nicht fallen lassen zu wollen. Damit aber wird die Verständigung mit dem zunehmend gegen österreichische Sphären interessierten Russland ebenfalls schwieriger. Optimal wäre es sicherlich gewesen, hätte man zwischen diesen Gestalten eine Einigung herbeiführen und sozusagen eine Neuauflage der Heiligen Allianz ins Leben rufen können. Aber wie das mit Optimallösungen so ist - wahrscheinlich sind sie nicht unbedingt.
Nun kann man mit Recht vertreten, von solch einer problematischen Lage ausgehend hätte man immer Vorsicht walten lassen müssen. Sicher. Aber es gibt immer einen Punkt, ab dem Vorsicht zu Würdelosigkeit und von allen Seiten gewitterter Schwäche wird.
Mitglied der nationalbolschewistischen Front
"Der Prinz fürchtet lediglich, nun habe er eine Revolution am Hals. Lasst uns ihm zeigen, wie furchtbar er uns unterschätzt..."
-Harald, Brujah Primogen von New York City, zu Beginn der Zweiten Feuernacht
@brutus:
gerade deswegen wäre es aus deutscher sicht, angesict der möglichkeiten und der geographischen lage, klug gewesen, eine politik der verständigung zu verfolgen. als SATURIERTE MACHT.
meine kritik an der deutschen politik nach bismarck ist keine kritik die vor allem "schuld" zum inhalt hat, sonderne bodenlose dummheit.
wie hat man napoleon I zugerufen:
"das ist schlimmer als ein verbrechen, das war eine dummheit"
diese maßstäbe sind m.e. anzulegen, wollen wir den protagonisten gerecht werden.
"Wir sind nicht in die Welt gekommen, um glücklich zu sein,
sondern um unsere Pflicht zu tun."
Otto von Bismarck. Schmied des Deutschen Reiches
Disraeli war nicht irgendwer, sondern britischer Premierminister. Niemand außer den Briten hat sich damals solche Frechheiten erlaubt, Bismarck am wenigsten.
Natürlich, mit wem denn sonst? Die Engländer zetteln immer zusammen mit der zweitstärksten Kontinentalmacht einen Krieg gegen die stärkste an.
An diesem Punkt bin ich kurz davor, zu kapitulieren. Ich kann nicht erklären, wieso eine Kriegserklärung eine Kriegserklärung ist.
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