Minsk - Nach der umstrittenen Wiederwahl von Präsident Alexander Lukaschenko in Weißrussland haben sich am Sonntag Oppositionsanhänger zur größten Kundgebung seit Jahren versammelt. Nachdem das Staatsfernsehen den autoritären Staatschef zum Sieger ausgerufen hatte, drohte die Situation zu eskalieren: Regimegegner forderten auf den Straßen der Hauptstadt Minsk den Rücktritt Lukaschenkos - dieser hat ein hartes Vorgehen gegen die Proteste angekündigt. Die Polizei versuchte laut der Nachrichtenagentur Reuters, die Menge auf dem Oktober Platz mit Prügel auseinander zu treiben. Dutzende Demonstranten wurden verletzt.
Rund 20.000 gingen am Abend der Wahl im Zentrum von Minsk auf die Straße, die Nachrichtenagentur AP sprach gar von 40.000 Teilnehmern und damit der größten Versammlung der Opposition seit 1996. Eine Gruppe versuchte am Abend den Regierungssitz zu stürmen. Fenster und Türen seien dabei zerstört worden, die Demonstranten hätten sich allerdings zurückgezogen, als sie die Polizisten im Gebäude bemerkten. Der unabhängigen Agentur Belapan zufolge hielten schwerbewaffnete Spezialeinheiten die wütende Menge auf. Dabei wurde der oppositionelle Präsidentschaftskandidat Witali Rymaschewski am Kopf verletzt.
Zuvor war ein anderer Kandidat, Wladimir Nekljajew, nach Angaben seiner Partei von der Polizei krankenhausreif geprügelt worden. Hunderte Demonstranten wurden im Verlauf des Abends festgenommen. Erst gegen Mitternacht Ortszeit beruhigte sich die Lage, nur noch rund 2000 Demonstranten waren auf dem Oktober Platz, laut AP umzingelt von Polizisten. Vereinzelte Proteste gingen in den Nebenstraßen weiter.
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Überall geht das Volk auf die Straße, nur die Deutschen schlafen weiter...