Journalist Brauns nach Recherchen über Neonazitreffen in München festgenommen, Computer beschlagnahmt
Die bayerische Polizei hat am frühen Freitag morgen in München jW-Mitarbeiter Nick Brauns festgenommen und bei einer Hausdurchsuchung wichtige journalistische Arbeitsmittel beschlagnahmt. Wenige Stunden zuvor war ein Wahlvorbereitungstreffen der NPD in einer Kneipe der bayerischen Landeshauptstadt von Unbekannten gestört worden. Brauns war am Ort des Geschehen und ging dort im Auftrag von junge Welt seiner journalistischen Tätigkeit nach, unter anderem hat er auch telefoniert. Eben diese deutet der Münchner Staatsschutz zur »Rädelsführerschaft« um. Brauns, so der Vorwurf, habe den Angriff auf alte und neue Faschisten per Handy koordiniert – die bayerische Polizei folgt damit zum Teil wörtlich der Hetze auf Nazi-Webseiten im Internet.
Tatsächlich war jW-Autor Brauns über die Wahlkampfplanung der NPD-Funktionäre Norman Bordin und Roland Wuttke informiert worden und am Donnerstag zur Gaststätte »Waldfrieden« gefahren. Er fragte die Wirtin, ob sie wisse, wer die Leute in ihrem Nebenraum seien. Der wegen Körperverletzung vorbestrafte Bordin leitet die neofaschistische »Kameradschaft Süd«, in der auch der Neonazi-Terrorist Martin Wiese eine führende Rolle gespielt hat. Brauns konfrontierte die Wirtin mit diesen Fakten und zeigte seinen Presseausweis, während die Neofaschisten über ihre Wahlkampfstrategien diskutierten.
Kurz darauf betraten Antifaschisten mit lauten »Nazis raus«-Rufen das Lokal. Es kam zu handgreiflichen Auseinandersetzungen, im Hinterzimmer sollen zwei Fensterscheiben zu Bruch gegangen sein. Kurz darauf erschien die Polizei, die unter anderem Brauns als Zeugen befragte. In der Umgebung wurden elf Verdächtige festgenommen.
Stunden später, um drei Uhr morgens, standen bei Brauns Staatsschutzbeamte vor der Tür. Sie warfen dem Journalisten Haus- und Landfriedensbruch vor und nahmen auch ihn fest. Neben Computer, Notebook, Handy und Terminkalender wurden zahlreiche journalistische und private Notizen beschlagnahmt.
Binnen Stunden hatte die Polizei damit die im Internet verbreitete Version des Neofaschisten Bordin übernommen: Brauns habe das »Rollkommando per Handy zusammengetrommelt«. Bordin hatte schon mehrfach Drohungen, Hetzartikel gegen Brauns und Porträtfotos des Journalisten im Internet verbreitet.
Der Chef des Münchner Staatsschutzes, Jörg Beyser, rechtfertigte gegenüber junge Welt den Übergriff auf den Journalisten: Brauns sei in der Vergangenheit bei Auseinandersetzungen zwischen Antifaschisten und Neonazis »vorne dabei« gewesen.
Dieses skandalöse Vorgehen zeigt einmal wieder auf, welche faschistische Gesinnung im Staate Bayern vorherrscht. Es zeigt aber auch auf, wie gut die ZUsammenarbeit der in der NPD verankerten Staatsschutzagenten mit ihren Vorgesetzten im bayrischen Innenministerium funktioniert.