Dafür hinkten die Löhne im Vergleich deutlich hinterher. Weltweit sind sie in den vergangenen zehn Jahren laut dem Bericht um ein knappes Viertel gestiegen. In Deutschland ist der durchschnittliche Monatsverdienst zwischen 2000 und 2009 zwar auch angestiegen, nämlich um 10,2 Prozent. Aber die Preise stiegen im gleichen Zeitraum um 15,4 Prozent. Unterm Strich bleibe den Arbeitnehmern daher "nur ein Minus", so die ILO. "Die rückläufige Lohn- und Gehaltsentwicklung ist damit die Kehrseite des erfreulichen Beschäftigungssaldos Deutschlands", sagte der ILO-Vertreter in Deutschland, Wolfgang Schmidt.
Schuld an dem Reallohnverlust in Deutschland sind nach Angaben der ILO die moderaten Tarifabschlüsse, die Ausweitung des Niedriglohnsektors sowie die Zunahme von Zeitarbeit und 400-Euro-Jobs. Im Durchschnitt liege der Monatsverdienst der deutschen Arbeitnehmer mit 2154 Euro brutto deutlich unter dem Niveau der 1990er Jahre. In den ersten drei Quartalen sei der Bruttomonatsverdienst sogar noch weiter gefallen, auf nunmehr 2113 Euro.
Löhne und Produktivität würden in Deutschland immer weiter auseinanderklaffen, kritisiert die ILO: So sei die Produktivität zwischen 2000 und 2008 um 7,3 Prozent gestiegen.
Die Monatslöhne seien dagegen im gleichen Zeitraum um vier Prozent auf den tiefsten Stand seit 1992 gesunken. Den Unternehmen bringe das zwar Kostenvorteile auf dem Weltmarkt, so die ILO. Gleichzeitig sinke aber die Kaufkraft der Bürger.