[Links nur für registrierte Nutzer] der aktuellen Jungle World will Frau Jasbin Puar, eine US-amerikanische Professorin für " Women’s und Gender Studies", herausgefunden haben, daß Homosexuelle einst als "pervers," "pathologisch", und "mit dem Tod verbunden" wahrgenommen wurden - heute allerdings würden Selbstmordattentäter als "pervers", "pathologisch" und "mit dem Tod verbunden" wahrgenommen!
Man kann sich bildlich vorstellen, wie sie in ihrem klimagerechten Büro sitzt, in Büchern darüber liest, wie Homosexuelle einst als "pathologisch" beschrieben wurden, dann aber hört, wie von kranken Selbstmordattentätern geredet wird, und sich denkt: Das ist ja auch schrecklich! Krank, pathologisch, mit dem Tod verbunden: genau wie damals!Ihrer Logik nach bezeichnet das Wort »queer« nicht etwa Homo-, Bi-, Trans- und Intersexuelle. Um mit diesem Begriff geadelt zu werden, ist es vielmehr notwendig, vom herrschenden Diskurs als sexuell unerträglich und pervers dargestellt zu werden. Diese Rolle hätten heute insbesondere islamistische Suicide Bomber – dies ist die Pointe ihres Buches. Die üblichen Zuschreibungen an Queers – »nicht reproduktionsfähig«, »ansteckend«, dem »Tod verbunden«, »pathologisch« – fänden sich heute in den Darstellungen des Selbstmord*attentäters.
Und wie ihre GenderkollegIn [Links nur für registrierte Nutzer], die homosexuelle Initativen des "antimuslimischen Rassismus" bezichtigt, und dafür Hamas und Hisbollah für progressive soziale Bewegungen hält, die legitimer Teil der weltweiten Linken seien (was bei dem gegenwärtigen Zustand der "Linken" gar nicht so falsch ist), warnt nun auch Frau Puar vor dem, wovor uns auch unsere Eltern schon immer gewarnt haben: dem Homonationalismus!
So wie die abendländische Gesellschaft nur konstruiert ist, so ist natürlich auch das Bild vom am Baukran hängenden Homosexuellen nur konstruiert.Bereits der Hinweis, dass viele westliche Gesellschaften genderpolitische Fortschritte erzielt haben, während in den nicht-westlichen Gesellschaften Homosexuelle unter ungleich brutaleren Bedingungen leben müssen, erscheint Puar verdächtig, darin wittert sie Rassismus, Orientalismus und Imperialismus. Andere Staaten, insbesondere islamische, würden von einem westlichen Diskurs des »sexual exceptionalism« als »sexually backwards« konstruiert.
Naturgemäß hat sie es dann am meisten auf Israel abgesehen:Dies wird beispielsweise in ihrer Kritik an der britischen LGBTQI-Gruppe OutRage! deutlich, eine Kritik, die nicht zufällig an Judith Butlers Vorwürfe an das schwule Berliner Anti-Gewalt-Projekt »Maneo« erinnert. In einem Interview mit der Jungle World (30/10) beruft sich Butler ausdrücklich auf das Konzept des Homonationalismus. Puar nennt als Beispiel für den »islamophoben« Rassismus von OutRage! deren Kampagne gegen die Hetze des bei jungen europäischen Muslimen einflussreichen Predigers Yusuf al-Qaradawi, den sie nur in distanzierenden Anführungszeichen einen »Islamic Fundamentalist« nennen will. Dass er nach jeder vernünftigen Begriffsdefinition tatsächlich als Islamist und Fundamentalist zu bezeichnen ist, dass er die Todesstrafe nicht nur für Apostasie, sondern auch für Homosexualität propagiert und Adolf Hitler als die Strafe Gottes für die Juden bezeichnet, wird dann ebenso nebensächlich wie die Tatsache, dass OutRage! Homophobie nicht nur und auch nicht vorrangig unter Muslimen bekämpft und auch nie behauptet hat, Muslime im Allgemeinen seien homophob.
Der Judenstaat nämlich würde versuchen, seine Verbrechen "pinkzuwaschen", indem er die einst als pathologisch und mit dem Tod verbundenen Homosexuellen instrumentalisiere:Während Puars Kritik am »Homonationalismus« hyperbolisch und ihr »Reading« der Suicide Bomber als die neuen Queers realitätsvergessen ist, ist ihr Verhältnis zu Israel schlicht feindlich. Werden Darstellungen von Sikhs, Muslimen oder Suicide Bombern immer als hochkomplexe Assemblagen von Projektionen verstanden, wird die Politik Israels schlicht als »imperialistisch«, »rassistisch« und sogar »totalitär« verurteilt. Belege für ihre Einschätzung bleibt die Theoretikerin indes schuldig. Vielmehr wird vorausgesetzt, dass es sich um unproblematisch geteiltes »Wissen« handelt. (...) Während eine Kritik oder Ablehnung des Islam oder der islamischen Staaten ein Beleg für den Rassismus derer ist, die die Kritik üben, gilt eine negative Einstellung gegenüber Israel als Beleg dafür, wie bösartig der israelische Staat ist: Der Hass auf den Judenstaat beweist, dass er hassenswert ist und umso hassenswerter wird, weil er sich diesem Urteil nicht unterwirft.
Den Applaus für ihre Kritik am "Homonationalismus" und an Israel kann sie sich von den Usual Suspects dann sicher auch hierzuforum abholen. Denn pathologische Existenzen halten nunmal zusammen.All ihre Leidenschaften – die Kritik des »Homonationalismus«, die Kritik der »Islamophobie« und die Gegnerschaft zu Israel – kommen zusammen, wenn sie über die internationale PR-Kampagne schreibt, mit der der jüdische Staat seine Vorzüge unter anderem in Hinblick auf LGBTQI-Rechte anpreist. Darin kann sie nicht etwa die übliche Standort-Reklame erkennen, wie sie beispielsweise auch die deutsche Hauptstadt betreibt. Nein, es sei »Israel’s gay propaganda war«. Israel versuche auf diese Art, die homosexuelle Community für seine »rassistischen«, »imperialistischen« und »islamophoben« Zwecke zu instrumentalisieren, die eigenen »Verbrechen« nicht weiß-, sondern pinkzuwaschen.
Verbunden damit sei die Darstellung einer palästinensischen »sexual backwardness«. Dass es sich in Tel Aviv für Homosexuelle – auch für arabische und muslimische – besser leben lässt als in Gaza oder Teheran, ist eine »rassistische« Realität, die die queere Theoretikerin nicht zu interessieren scheint.