Israel Singer
Der Immerwiedergutmacher
Von Daniel Ganzfried und Sebastian Hefti
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Jetzt wurde dem Aushängeschild des World Jewish Congress Misswirtschaft nachgewiesen. Was für andere das Ende bedeutete, lässt den Rabbi nur höher fliegen.
Es war ein
spektakulärer Beutezug durch das Europa des ausgehenden zwanzigsten Jahrhunderts. Binnen gut fünf Jahren trotzte ein jüdischer Verein in New York dem alten Kontinent zwischen 10 und 20 Milliarden Dollar Restitutionsgeld ab. ...........
Ermächtigt sah sich Israel Singer von einem Dutzend Lobbyisten und Anwälten aus Israel und den USA. Ihr Durchbruch begann 1995 mit der Kampagne gegen die Schweiz. Hier ging es um jene Hand voll Bankkonti, die seit dem Zweiten Weltkrieg nachrichtenlos geblieben waren. Deren realistischer Gegenwert samt Zins und Zinseszinsen betrug rund 60 Millionen Dollar. Aber um die Realität ging es fünfzig Jahre nach Hitlers Selbstmord längst nicht mehr. In der Erschliessung dieser Bankkonten erkannten sie den Schlüssel zu einem Schatz, den sie auf mehrere Milliarden hochpokerten. Fixieren konnten sie ihn dank politischer und juristischer Assistenz der USA in einem historischen Vergleich mit den Schweizer Grossbanken 1998 auf 1,25 Milliarden Dollar. Ungefähr noch einmal so viel zahlten die Banken für diverse Kostenpunkte. Der grösste: Der über vier Jahre dauernde Revisionsprozess unter Paul Volcker, dem einstigen Notenbankchef der USA. Allein diese Revision schlug mit einer halben Milliarde Dollar zu Buche. Anwälte, PR-Agenturen und interne Kosten, die bis heute anhalten, frassen den Rest.
Das nennen die Männer vom WJC «Wiedergutmachung». Was sie wiedergutzumachen behaupteten, war nicht weniger als alles am jüdischen Volk begangene Leid und alle Schäden, die Europa den Juden während des Zweiten Weltkriegs zugefügt hatte. Die Wiedergutmacher wussten sich in Vereinbarung mit der Regierung Israels. Ebenso genossen sie die Zustimmung von US-Präsident Bill Clinton und seiner Gattin, beider Parteien des US-Kongresses und seiner beiden Häuser. Überall herrschte die Moral Economy, die Idee also, dass auch ethische Werte wie Schuld, Läuterung oder Reue letztlich handelbare Güter seien. Unter ihrem Motto galten Sammelklagen, Boykotte, Sanktionen und andere Waffen des Wirtschaftskrieges als legitime Mittel zum Erzielen grösstmöglicher Wirkung. Voraussetzung war nur, dass sie im Diskurs des universellen Moralins daherkamen.
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Seither schmückt das erstrangige Label World Jewish Congress das gigantische Imperium der wohltätigen Bronfman-Dynastie. Es war Bronfmans und Singers gemeinsame Tat auf dem PR-Parkett in New York, wohin sie den Hauptsitz des Vereins aus Genf transferierten:
Sie halfen mit, die Nazi-Vergangenheit des österreichischen Bundespräsidenten Kurt Waldheim derart ins Medienlicht zu rücken, dass der damalige Uno-Generalsekretär international zur unerwünschten Person wurde und in seiner ganzen Amtszeit von 1986 bis 1992 ausser dem Papst praktisch kein Staatsoberhaupt mehr besuchen konnte.
Einfach weil sie es konnten
Aber eigentlich lebte der WJC damals schon von seiner sagenumwobenen Vergangenheit. Sie ist eng mit Nachum Goldmann (1895–1982) verflochten, der 1936 den WJC in Genf gründete und damit die einzige zionistische Organisation schuf, die auf internationaler Ebene den Widerstand gegen die Nazis aufnahm.
1952 durfte er das bahnbrechende Luxemburger Abkommen zwischen Nachkriegsdeutschland, dem jüdischen Staat und der extra gegründeten, privatrechtlichen Jewish Claims Conference vermitteln: Die Bundesrepublik unter Kanzler Konrad Adenauer zahlte an Israel kollektive Wiedergutmachung für die Nazi-Verbrechen und beauftragte die Claims Conference mit der Auszahlung von individuellen Ansprüchen an jüdische Überlebende ausserhalb Israels. Damit trat Israel die Rechtsnachfolge der von den Nazis ermordeten Juden an und zementierte die Doktrin, die Nachkommen und Überlebenden in ihrer Gesamtheit zu vertreten. Auf alle Generationen. Eine Doktrin, die Israel bis heute gegen Kritik und Einmischung imprägniert und die auch dem WJC und seinem wechselnden Führungspersonal je nach Bedarf einen Part im Chor des Zionismus einräumte.
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Doch seither lebt der WJC vom Anspruch, das jüdische Volk ausserhalb Israels, das Judentum in der Welt der Diaspora, diplomatisch zu repräsentieren.
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«Einfach weil ich es konnte»! Nicht viel anderes dürften die Wiedergutmacher Singer und Co. sagen, wenn sie je ihr Tun zu rechtfertigen hätten.
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Im Zentrum der eifrigen inneren Querelen des WJC stand jetzt auch weiterhin einer: Israel Singer. Vorläufiger Höhepunkt in der an Kabalen reichen Geschichte:
die Untersuchung des New Yorker Generalstaatsanwalts Eliot Spitzer, der auch die Aufsicht über die Stiftungen hat. Sie war Ende 2004 unvermeidlich, als der Hauskrach vor den Lesern der New York Times – von den jüdischen Blättern New Yorks und Israels ganz zu schweigen – nicht länger verborgen gehalten werden konnte. Es waren Büroangestellte des WJC selbst, die im Sommer desselben Jahres eine für sie nicht nachvollziehbare Transaktion von 1,2 Millionen Dollar über ein Genfer Konto ruchbar gemacht hatten. Ausführende Bank war die UBS, Singers liebste Zielscheibe in den Zeiten des März 1998, als
Bronfman und er der Schweiz den «totalen Krieg» androhten.
Veranlasst hatte der New Yorker Rabbi die fragwürdige Millionenzahlung persönlich. Und das begünstigte Konto lautete auf einen bewährten Mitstreiter aus den heissen Tagen des Feldzuges gegen den Schweizer Finanzplatz: Zvi Barak, ein Geschäftsmann und Funktionär der Jewish Agency, gegen den in Israel mittlerweile ebenfalls Untersuchungen im Zusammenhang mit fragwürdigen Wiedergutmachungsgeschäften hängig sind. Damit nicht genug: Jetzt gerät Singer und sein familiäres Umfeld auch in Israel ins Zwielicht. Ein Gerichtsverfahren belastet die Vorstandsmitglieder einer WJC-nahen Stiftung, darunter sein Sohn Eli Singer. Dabei geht es ebenfalls um die Verwendung von gemeinnützigem Geld.
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Die Schuld-und-Sühne-Party
Was ist mit dem siegreichen Helden geschehen, dessen untadelig vorgetragenes Judentum unter dem schräg aufgesetzten Käppi die Schweizer Finanzwelt für immer daran erinnern wird, dass es nicht krimineller Energien bedarf, um ihren hochgesicherten Grossbanken insgesamt mehr als zwei Milliarden Dollar abzuknöpfen? Es reichen «a few guys and a fax machine», wie es in New York heisst. Aufstieg oder Niedergang – was geschah mit dem unaufhaltsamen Israel Singer?
Es beginnt mit einer Siegesfeier in der Hauptstadt der Welt. Ausgerechnet am 11. September 2000, der in diesem Jahr noch nicht 9/11 hiess. Die versammelte Bronfman-Dynastie bittet die erstrangigen Alliierten zur Tafelrunde ins New Yorker Nobel-Hotel «Pierre».
Alle kommen sie, die «Partners in History», wie es auf der Einladung heisst. Vom deutschen Aussenminister über die Schweizer Bankiers, die israelischen Minister, überhaupt was sich Rang und Namen erworben hat in der glorreichen Wiedergutmachungsbewegung der neunziger Jahre, bis hin zum amerikanischen Präsidenten und zu seiner Gattin Hillary. Sie alle feiern sich im Sinne ihres moralischen Wirtschaftens entweder als Sühne leistende Schuldner im Namen der Täter oder als nach Sühne strebende Gläubiger im Namen der Opfer. Zusammen haben sie die Erbschuld aus den finstersten Zeiten Europas verrechnet und uns die Last der Vergangenheit von den Schultern geworfen. Dollar um Dollar...
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Alle überschüssigen Gelder aus der erstrittenen Wiedergutmachung sollten einer neuen «Stiftung für das jüdische Volk» zufliessen.
Denn dass es aus den diversen moralisch hochgepokerten Vergleichen und Abkommen Unsummen an überflüssigem Wiedergutmachungsgeld geben würde, das war inzwischen hinlänglich bekannt. Was zwar als Teil der Lösung erschien, begann nun auch ein «Problem» und zum Skandal zu werden. Doch das ist eine andere Geschichte, die darauf wartet, erzählt zu werden.
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Natürlich weiss man dort, dass seitens des WJC oder des Staates Israel keine realen Rechtsansprüche auf diese in absehbarer Zukunft übrigbleibenden Gelder bestehen. In Tat und Wahrheit kümmert den reichlich versorgten Rabbi und seinen WJC das Geld gar nicht. Rabbi Singer weiss, dass beim Verteilen der Gelder ganz andere Hände gebraucht werden als beim Eintreiben. Ihm ist ausschliesslich um die höchsten repräsentativen Würden zu tun. Der imaginäre Griff nach den Restitutionsdividenden ist für ihn eine edle Geste, um seinen Anspruch auf die Führung in weltjüdischen Belangen zu markieren: Er ist unentbehrlich für die Teppichetagen,
wenn sie es mit jüdischen Fragen von globaler Reichweite zu tun haben.
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Draussen vor dem Nobel-Hotel «Pierre» demonstrieren einige verbitterte Holocaust-Überlebende gegen den arroganten Vorschlag von Madison Avenue 501.
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Derweil sammelt Singer auf seinem präsidialen Kurs weitere Titel: Niemand kann die ansehnliche Kollektion seiner Beiratstitel, Vorstands- und Komitee-Mitgliedschaften aufzählen, vom Beiratsvorsitzenden für das israelische Yad-Vashem-Museum bis hin zur Claims Conference, die ihn im Frühling 2002 zum repräsentativen Präsidenten kürt. Im Juni 2001 wird er Präsident des IJCIC, des Internationalen Jüdischen Komitees für Interreligiöse Konsultationen. Nicht einmal die Historikerkommission des Fürstentums Liechtenstein lässt er zu guter Letzt aus. Auch dieser Fürst braucht ein weltjüdisches Etikett für den Schlussbericht über die finsteren Zeiten. Und in New York sagt Präsident Bronfman Sr. jedem, der Ohren hat, dass er sich seinen Rabbi zum Nachfolger wünscht.
In Israel allerdings, und das wird Singer später zu spüren bekommen, gab es einen reichen Mann, der aus dem WJC noch etwas machen wollte.
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Isi Leiblers Stunde schlägt im Vorfeld der Moskauer Olympischen Spiele 1980.
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Auch der WJC hat zu dieser Zeit die sowjetischen Juden schon auf seiner Agenda.
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1995 zog sich der mittlerweile über Sechzigjährige aus dem aktiven Geschäftsleben zurück und emigrierte nach Jerusalem. In seinem Gepäck hatte er ein Millionenvermögen, nebst einer der reichsten Judaica-Bibliotheken und dem gigantischen Archiv eines rastlosen Aktivisten. In seinem Herzen brannte die Passion für den jüdischen Staat. In seinem Kopf wuchs ein Plan zur Besessenheit:
Er wollte im Gefolge des von ihm enthusiastisch begrüssten Osloer Nahost-Friedensprozesses aus den über die Welt versprengten Teilen der zionistischen Bewegung eine ganz und gar den Interessen Israels dienende Bewegung machen, die alles tat, «was ein Staat aus diplomatischen Gründen» nicht tun darf. Je klarer wurde, dass die Friedenstaube aus Oslo den trockenen Boden nicht finden würde, desto dringender wurde für Leibler sein «Israel zuerst»-Projekt, und er begann sich zu fragen, ob der ausgehöhlte WJC nicht gerade deswegen reif wäre, sich zu einem schlagkräftigen Instrument im politischen Arsenal Israels schmieden zu lassen: zu einer richtigen Organisation mit demokratischen Gremien, ordentlichen Budgets und einer wirklichen Agenda. Dafür wäre er sogar bereit gewesen, sein Vermögen daranzugeben. Denn Leibler war einer von der Sorte Geschäftsmänner, die mit Geld etwas bewegen wollen. Sonst drohte ihm langweilig zu werden.
Und er wusste, dass sein Konzept eines Jüdischen Weltkongresses mit Israel als Zentrum nicht kompatibel war mit dem realen WJC der Madison Avenue 501, dem Label im Portefeuille der Bronfman-Dynastie.
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(Isi L.): 2001 hielt er als Vorsitzender des Governing Board in einem Memorandum fest:
«Die Zeit ist gekommen, um demokratische Prozesse einzuführen, unseren Mitgliedern Rechenschaft abzulegen und den Statuten zu gehorchen, die in der Vergangenheit systematisch verletzt wurden.»
Eine eindeutigere Ansage konnte sich Singer in New York nicht vorstellen. Es war klar, hier kämpfte ein Mann für einen echten Jüdischen Weltkongress. Mit ihm und Bronfman war der nicht zu haben. Ihr WJC war keine Kampftruppe, sondern ein dialogisches US-Label. Und das wollte er auch bleiben.
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Isi Leibler indes glaubte, dass vor allem ein Faktor seinen Reformbemühungen eine zwingende Dynamik gab: Er hatte entdeckt, dass der WJC schon eine ganze Weile nicht mehr allein aus Bronfmans Vermögen finanziert wurde, sondern ein Fund-Raising-System aufgezogen hatte, das jedes Jahr zum täglichen Geschäft beitrug.
Damit war der WJC von einer mäzenatisch alimentierten Unternehmung zu einer gemeinnützig finanzierten Körperschaft geworden und darum auch geeignet, in den Fokus der US-amerikanischen Steuer- und Aufsichtsbehörden zu geraten.
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Die Frage von Bronfmans Nachfolge war aber erledigt, bevor sie wirklich gestellt wurde. Der Mäzen trat einfach nicht zurück, sondern vertagte diesen fälligen Schritt auf eine unbestimmte Zukunft. Zum Sesselrücken gehörte, dass Singer sich einstweilen zum Vorsitzenden erhob, einer ehrenamtlichen Position, die er von Isi Leibler übernahm, während dieser sich zum Vorstandsvorsitzenden wählen liess.
Aber auch als Vorsitzender konnte Singer ebenso beliebig wie einstmals als Generalsekretär rund um die Welt Flugmeilen buchen. Und so war ausser dem Eiertanz im luftleeren Raum alles beim Alten geblieben.
Erst im August 2003 fand Isi Leibler Gelegenheit zum Angriff auf das Führungsduo Bronfman/Singer: Bronfman hatte Präsident Bush einen Brief geschrieben, in dem er ihn indirekt bat, den israelischen Premier Scharon zum Abbruch der Grenzmauer zu bewegen, die Israel und die Palästinenser trennen sollte, und zur Aufgabe weiterer Siedlungstätigkeiten in den von Israel besetzten Palästinensergebieten.
Bronfman, der in besonders dialogischen Momenten auch schon mal angetönt hatte, dass palästinensische Terrorangriffe auf Siedlungen «irgendwie verständlich» waren, wollte damit den internationalen Friedensplan «Road Map» voranbringen. In der Jerusalem Post forderte Isi Leibler Präsident Bronfman mit einem offenen Brief zum Rücktritt auf: «Wir haben genügend Feinde, auch ohne dass eine Person mit dem Titel eines Präsidenten des WJC die Sicherheitsinteressen des Staates Israel untergräbt.» In einem E-Mail nannte Edgar Bronfman Sr. seinen Kontrahenten daraufhin ein «Stinktier», die Auseinandersetzung mit ihm einen «pissing match», und er sprach Leiblers Frau sein Mitleid aus, dass sie mit einer solchen Person ihr Leben teilen müsse.
Noch ein letztes Mal kam es zwar zu einem Abkommen, mit dem die Antagonisten ihre Kräfte zu bündeln gelobten, um gemeinsam an der Reform des WJC zu arbeiten. Im Spätsommer des Jahres 2004 aber kam die Affäre um das Bankkonto in Genf an die Öffentlichkeit. Als sie die engen Spalten der innerjüdischen Postillen sprengte und schliesslich in der New York Times Eingang fand,
musste die New Yorker Staatsanwaltschaft eine Untersuchung eröffnen. Zuerst zögerlich, dann immer gründlicher.
Isi Leiblers Kampf im WJC musste nun gestoppt werden. Aus allen Ecken der Welt flog man Delegierte herbei und karrte sie zur eiligst auf den Januar 2005 einberufenen Generalversammlung in Brüssel. Sie hinderten Leibler durch Niederschreien am Reden und warfen den altgedienten Kämpen am Ende per Abstimmung aus dem Verein.
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Und nach über einem Jahr Untersuchung durch den New Yorker Staatsanwalt Eliot Spitzer ist es seit letzter Woche auch amtlich*:
– Israel Singer hat für seine Pension 1,2 Millionen Dollar an allen Gremien vorbeigeschleust und der Kontrolle durch den WJC entzogen.
– Er hat damit gegen die Sorgfaltspflicht verstossen und entsprechende Gesetze verletzt.
– Er hat Hunderttausende von Dollar Spendengelder zu Unrecht für private Zwecke benutzt und muss über 300 000 Dollar zurückzahlen.
– Er darf fortan weder administrative noch finanzielle oder andere Verantwortung für den WJC übernehmen.
– Er wird für die nächsten Jahre nur unter strengsten Auflagen und eng beobachtet von der Staatsanwaltschaft seinen Geschäften nachgehen können, und seine Entschädigung muss staatsanwaltschaftlich genehmigt werden.
– Singers jüdischer Verein, der WJC, muss sämtliche von Isi Leibler über Jahre geforderten Reformen durchführen.
Wer allerdings mehr Findungen will als die, die im Schreiben des Staatsanwaltes aufgeführt sind, ist auf den zivilrechtlichen Weg verwiesen. Denn von Staates wegen wird Singer für seine Gesetzesverstösse nicht angeklagt, sofern er und die Madison Avenue 501 die strengen Auflagen des Vergleichs mit dem Staatsanwalt einhalten.
Jetzt betreibt der Medienstar unter den Wiedergutmachern also seine eigene Wiedergutmachung. Er verweigert den Schreibenden jedes Gespräch. Auf Kosten des WJC drohte er mit teuren Anwälten, die beim Zürcher Bezirksgericht vorsorgliche Massnahmen beantragten, und mit Klagen. Ansonsten sammelt er in seiner neu gewonnenen Freizeit, mehr und mehr bar jeder administrativen Verantwortung, weitere Ehrenpfründen. Dem ist kein Kraut gewachsen.
Schliesslich kann kein Volk sich dagegen wehren, dass sich jemand anmasst, es ungewählt zu vertreten, erst recht nicht, wenn diesem Stellvertreter reichlich Mittel zur Verfügung stehen.
Solange Bankiers, Politiker, Diplomaten und andere Eminenzen unbedingt den einen Juden brauchen, der für sein ganzes Volk posiert, so lange werden sie in Israel Singer den bestmöglichen Repräsentanten finden. Ihn ann jederzeit buchen, wer der vernichteten Juden gedenken und die Zukunft ihrer Nachkommen beschwören will. Der Streit und alle Verfahren enden damit, dass dem Wiedergutmacher jede Verantwortung abgenommen wird. Israel Singer ist für Höheres geschaffen und daher von allen Pflichten zu entlasten.
Da Singer aber im WJC ein Vorsitzender bleiben muss, wurde für ihn ein beratendes Gremium geschaffen, dem er fortan vorstehen darf, der Policy Council. Derart befreit, entschwebt er einem Ballon gleich. Während auf dem Boden die Unverdrossenen in den Himmel schauen, die Hände über den Augen, und rufen: «Schaut doch, wie erhaben und gross unser Rabbi dahinfliegt!»
Stehen bleiben braucht deswegen aber niemand mehr.
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