Es macht immer Tuut-Tuut!
Manches tut weh, anderes tut gut, dieses tut Not, und jenes tut tut. Autos zum Beispiel, und Schlepper im Hafen. Und meine Tante Olga. Die tut zum Beispiel gern verreisen. Sie täten das sicherlich anders sagen. Aber einige können vom Tun einfach nicht lassen.
Im Hamburger Hafen tun die Schlepper tuten
Hamburg tut gut! Und U-Bahn-Fahren tut Not! Vor allem, weil Henry seit Wochen ohne Führerschein ist. Er kann ihn einfach nicht finden, sagt er. So fahren wir also mit der Bahn zum Stadion. An den Landungsbrücken steigt ein älteres Ehepaar mit einem kleinen Jungen zu: Zwei Rentner, die mit ihrem Enkel eine Hafenrundfahrt gemacht haben. Der Junge hat ein Bilderbuch dabei, auf dessen Vorderseite eine quirlige Hafenszene mit vielen Schiffen und Kränen zu erkennen ist. "Die Abenteuer des kleinen Schleppers Tuut-Tuut" lautet der Titel.
Immer wieder streckt der Kleine seiner Großmutter das Buch entgegen. Doch die winkt ab und sagt: "Oma tut dir nachher vorlesen, wenn wir zuhause sind!" Im nächsten Moment schaut der Kleine aus dem Fenster und ruft begeistert: "Da, da, ein Schiff!" - "Das ist die 'Cap San Diego'", erklärt Oma, "ein alter Bananenfrachter. Der tut aber schon lange nicht mehr fahren." - "Tut, tut!", ruft der Kleine. "Ja", sagt die Oma, "früher hat das Schiff auch getutet. Heute ist es ein Museum. Wenn du größer bist, tut der Opa das mal mit dir besichtigen!" Der Kleine strahlt und ruft wieder: "Tut, tut!". Die Oma lächelt gerührt zurück. Ich stoße Henry sanft in die Seite und sage: "Du, gerade fällt mir ein Liedchen aus den Achtzigern ein, von der Gruppe Leinemann: 'Mein Tuut-Tuut, es macht immer Tuut-Tuut.' Kennst du das noch?" Henry sieht mich strafend an: "Das hatte ich erfolgreich verdrängt! Und nun kommst du, und schon tut sich wieder ein kultureller Abgrund auf! Schäm dich!" Ich versuche, mich ein bisschen zu schämen, kann aber nichts mehr daran ändern, dass uns "Mein Tuut-Tuut" für den Rest des Tages nicht mehr aus dem Kopf geht.
Vielen anderen Menschen geht es nicht aus der Grammatik - so wie der Oma in der U-Bahn. Und meiner Tante Olga. Die "tut" hin und wieder gern ins Theater gehen, aber nur "wenn's was Leichtes geben tut". . . .