KOMMUNIKATION
Studie: Klatsch oder Tratsch kann sozialen Zusammenhalt stärken
Klatsch, Tratsch oder Geschwätz hat einen schlechten Ruf und wird eigentlich als soziales Tabu gesehen. Eine Dartmouth-Studie zeigt aber nun, dass Klatsch
soziale Verbindungen ermöglicht und dazu beiträgt, von Erfahrungen anderer zu lernen.
Unter Klatsch versteht man meistens das
Schlechtmachen anderer und das
Verbreiten von Gerüchten. Klatsch kann aber auch einfach Smalltalk, persönlich oder online, bedeuten – 14 Prozent der täglichen Gespräche sind nämlich Klatsch in überwiegend neutralem Ton.
In einer Studie wollten Eshin Jolly und Luke Chang vom Computational Social Affective Neuroscience Laboratory in Dartmouth herausfinden, welche
Funktion Klatsch hat und warum Menschen überhaupt so viele Informationen untereinander austauschen. Die Ergebnisse der Studie wurden in der
Fachzeitschrift Current Biology veröffentlicht.
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Ergebnisse der Studie
Je nachdem wie viele Spielende die Teilnehmenden beobachten konnten, hat sich die Art der Kommunikation – der Klatsch – unterschieden. Wenn die Spieler nur ein weiteres Gruppenmitglied beobachten konnten, waren die Unterhaltungen mit dem Chat-Partner häufiger spontan und über andere Teilnehmende.
So haben sich die Teilnehmenden auf die Informationen über die Nachbarn des Spielpartners verlassen, ohne dabei die Nachbarn des Kommunikationspartners selbst zu sehen. Den Spielenden war es durch Kommunikation also möglich, aus Erfahrungen von anderen zu lernen. Konnten die Spielenden aber alle Gruppenmitglieder sehen, plauderten sie eher miteinander und diskutierten über unterschiedlichere Themen.
Außerdem fühlten sich die Teilnehmenden am meisten demjenigen verbunden, mit dem sie während des Spiels gechattet hatten. Sogar die Eindrücke bezüglich der anderen Spielenden ähnelten sich.
* Luke Chang erläutert die Ergebnisse der Studie:
"Indem man Informationen mit anderen austauscht, ist Klatsch eine Möglichkeit, Beziehungen aufzubauen. Er beinhaltet Vertrauen und ermöglicht eine soziale Bindung, die durch weitere Kommunikation verstärkt wird."
(
* Luke Chang vom Computational Social Affective Neuroscience Laboratory in Dartmouth)
Die Teilnehmenden fühlten sich demjenigen verbunden, mit dem sie während des Spiels gechattet hatten. Sogar die Eindrücke bezüglich der anderen Spielenden ähnelte sich. In einem typischen Spiel mit öffentlichen Gütern – ohne Kommunikation – tragen die Spielenden im Laufe der Zeit immer weniger dem Gruppenfond bei – am Ende zahlt keiner mehr in den Gruppenfond ein. Die Kooperation der Spielenden in den Gruppenfond einzuzahlen blieb in der Studie aber mehr erhalten, wenn sie privat mit dem gegenüber sitzenden Spieler*in oder mit allen in der Gruppe kommuniziert haben.
Die kollektive Kooperation der Gruppe in den Gruppenfond einzuzahlen wurde also durch Kommunikation mit einander im Durchschnitt erhöht. Dabei blieben manche Spielende trotz Kommunikation egoistisch in ihrem Verhalten, während andere durch Reputationsbedenken motiviert wurden, sich kooperativer als zuvor zu verhalten.
Klatsch ist also für soziale Bindungen erstrebenswert
Die Studie zeigt, wie Klatsch - der Austausch mit anderen - soziale Bindungen untereinander schafft und zu einem gemeinschaftlicheren Verhalten führt. Die Ergebnisse der Studie über die Rolle von Klatsch im menschlichen Miteinander stehen in Verbindung mit einer "geteilten Realität". In dieser "geteilten Realität" bilden sich Allianzen, man findet gemeinsame Bindungen und tauscht persönliche Informationen untereinander aus. Sogar das Verhalten anderer wird diskutiert, um sich einig über ein sozial akzeptables Verhalten zu sein.
Klatsch kann nützlich sein, weil er den Menschen hilft, durch die Erfahrungen anderer zu lernen, und ihnen dabei ermöglicht, einander näher zu kommen.
Eshin Jolly, Post-Doktorand im Computational Social Affective Neuroscience Laboratory (COSAN) in Dartmouth
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https://www.swr.de/wissen/studie-mit...affen-100.html