"Dekadenz, Bevormundung, Verblödung, Klassengesellschaft" - was führt zum Untergang?
Seit langem herrscht Untergangsstimmung - egal ob bei Oswald Spengler ("Der Untergang des Abendlandes") oder der Umwelt- und Ökologiebewegung. Rechte wie Linke haben den Untergang vorhergesagt, wenn auch mit verschiedenen Erklärungsmustern.
Wir haben da
1. "Dekadenz", die konservative Erklärung. Die Gesellschaft erlaubt zu viel und verabschiedet sich von bewährten Normen etwa in der Familie oder der Sexualität. Allerorten Chaos, keine intakten Familien mehr, jeder denkt nur noch an sich selbst, weil tradierte Bindungen aufgelöst wurden.
Dem steht gegenüber
2. "Bevormundung", die gesellschaftsliberale Erklärung. Staat, Kirche, tradierte Institutionen in der Art der Familie kontrollieren, reglementieren und bevormunden die Menschen so gnadenlos, dass die dagegen aufbegehren. Die "68er" revoltierten gegen eine erstarrte konservative Gesellschaft, in der DDR revoltierten sie gegen gnadenlose staatliche Bevormundung.
Dann gibt es noch
3. "Verblödung", den geistigen Niedergang eines Gemeinwesens. Nach dem Zusammenbruch des Römischen Reiches verfiel Europa in Analphabetismus selbst bei den Eliten, heute braucht man nur RTL und co. anzuschalten, um zu sehen, was ich meine.
Last but not least
4. "Klassengesellschaft", die Gegensätze zwischen Arm und Reich nehmen zu. Ein Gemeinwesen ist nicht mehr vom König/Kanzler bis zum Bauern/Arbeiter ungeachtet aller Unterschiede eine Einheit, sondern nur noch ein Ort, wo sich verfeindete Klassen begegnen. "Die Geschichte ist die Geschichte von Klassenkämpfen" - auch wenn weder Papst noch Luther, weder Merkel noch Voigt das zugeben. Im Gegenteil - alldiweil die sozialen Gegensätze in einer Gesellschaft zunehmen, veranstalten die Klassen in ihr allerlei ideologischen Budenzauber, der die wirtschaftlichen Ursachen ihrer Konflikte verschleiert.
Also, warum geht eine Gesellschaft auch ohne äußere Umstände "den Bach runter"?
AW: "Dekadenz, Bevormundung, Verblödung, Klassengesellschaft" - was führt zum Unterga
Dekadenz infolge von Wohlstandsübersättigung.
Sie äußert sich in allen 4 von Dir beschriebenen Punkten.
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Alle 4 Punkte führen zum Niedergang. Zu wenig Teilhabe der Arbeitenden, die Wohlstandsübersättigung, und und und.
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Bev, guter Thread!!!
Badener, korrekt, das Argument der Übersättigung sehe ich als Hauptgrund für den Verfall, nicht nur in diesem PlemmPlemmLand sondern allen westlichen Staaten (mehr oder minder).
Die Rahmenbedingungen wurden frühzeitig gelegt: Privatfernsehen, Individualisierung der Massen, Gleichschaltung, Konsumwahn!
Die Gesellschaft ist de Facto keine homogene Masse mehr sondern eine Ansammlung psychisch kranker Egomanen verschiedenster Ausprägungen, nur daran interessiert den Verlockungen der bunten Glitzerwelt hinterherzuhecheln ohne Kopf und ohne Verstand!
Es tut gut zu sehen das es mehere Menschen in diesem Staat gibt die dies genau so sehen wie ich!
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Badener3000
Dekadenz infolge von Wohlstandsübersättigung.
je mehr Wohlstand, ja Reichtum man hat, desto eher kann man infolge Wohlstandsübersättigung in Dekadenz verfallen
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Badener3000
Sie äußert sich in allen 4 von Dir beschriebenen Punkten.
alle 4 sind daran beteiligt, aber man muss bestimmen, was Ursache und was Wirkung ist resp. wie Wechselwirkungen zwischen ihnen ablaufen
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Beverly
je mehr Wohlstand, ja Reichtum man hat, desto eher kann man infolge Wohlstandsübersättigung in Dekadenz verfallen
alle 4 sind daran beteiligt, aber man muss bestimmen, was Ursache und was Wirkung ist resp. wie Wechselwirkungen zwischen ihnen ablaufen
Die Dekadenz ist allerdings kein staatliches, sondern ein gesellschaftliches Problem. Will die Gesellschaft an bestehenden Werten festhalten, dann muss sie entsprechend einwirken. Wobei auch da die Selbstbestimmung Vorrang haben muss.
Das führt dazu, dass die Bevormundung eingestellt werden muss. Besser, als selbstgewählte Lebensformen abzulehnen ist ihre Integration in das Wertesystem.
Die Verblödung ist noch so eine Sache, sie folgt so gesehen der Dekadenz auf dem Fuße, ist strenggenommen ein Teil von ihr.
Soziale Gegensätze schließlich verstärken diese Probleme noch.
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sunbeam
das Argument der Übersättigung sehe ich als Hauptgrund für den Verfall, nicht nur in diesem PlemmPlemmLand sondern allen westlichen Staaten (mehr oder minder)
Ich würde diese Wohlstandsübersättigung nicht einmal für erstrebenswert halten, wenn ihr alle Mitglieder der Gesellschaft in der jetzigen geistlosen Art und Weise frönen könnten. Aber es ist ganz entscheidend, dass nur ein Teil und vermutlich nur eine Minderheit über die materiellen Möglichkeiten verfügt, um in großem Ausmaß auf "dekadent" zu machen.
Ein Freund von mir kann sich trotz hochqualifizierter Arbeit seit Jahren keinen Urlaub auf den Kanaren mehr leisten. Ein Verwandter arbeitet seit 20 oder mehr Jahren ununterbrochen - er und seine Familie könnten sich trotzdem keinen Auslandsurlaub leisten. So ist es in meinem ganzen Umfeld - kein Wohlstand, der zur Übersättigung führt. Im reichen Westen sind viele Millionen von ihm ausgeschlossen, auf der ganzen Welt kann sich nur eine kleine Minderheit "Wohlstandsübersättigung" leisten.
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Ich bin der Meinung, dass wachsende, extreme soziale Gegensätze und die Herausbildung und Verfestigung einer Klassengesellschaft die Ursache des Übels sind. Wobei unsere weltweit gewordene Zivilisation nicht die erste ist, die daran zugrunde geht. Die Römer, das alte China - schon da wurden soziale Gegensätze als wesentliche Ursache für Konflikte diagnostiziert, die letztendlich zu ihrem Niedergang führten.
Das hat nichts mit Unterschieden oder selbst Hierarchien in einer Gesellschaft [i]per se[(i] zu tun. Unterschiede mögen sich auch aus Zufällen oder eigenem Verdienst ergeben. Hierarchien - so problematisch sie sind - mögen auch funktionale Bedeutung haben - so die, dass Entscheidungen getroffen werden, anstatt endlos gelabert wird. Solche "Ausdifferenzierung" mag für das Gesamtsystem sogar föderlich sein oder Nutzen und Schaden mögen sich ausgleichen. Wird daraus eine Klassengesellschaft, dann schadet es dem Gemeinwesen und zerstört es schließlich. Die Bindung an die Klasse wird wichtiger als alles andere - und zugleich sind die Herrschenden bestrebt, den Klassencharakter des Systems zu verschleiern. Liest sich wie ein Lehrbuch orthodoxer Marxisten, ist aber traurige Wirklichkeit. Und anders als die Marxisten kann ich den Sinn und Zweck von "Klassenbewusstsein" nicht mehr erkennen.
Realiter besteht das "Klassenbewusstsein" für die unteren Klassen in dem Bewusstsein permanenter Entmündigung, Ausgrenzung, Drangsalierung und Perspektivlosigkeit.
Für die herrschenden Klassen besteht ihr "Klassenbewusstsein" darin, alles über Bord zu werfen, was nicht den materiellen und machtpolitischen Interessen saturierter homo oekonomicus entspricht.
Der Papst war dann in der Renaissance kein "geistiger Führer" mehr, sondern nur noch jemand aus der oberitalienischen Oberschicht, dem seine Klassengenossen die Papstkrone aufgesetzt haben. Bis Luther kam ... :rolleyes: - fing die Reformation nicht mit einem Streit ums liebe Geld an ;) ?
Die herrschenden Klassen in der Moderne sind dann nicht mehr Förderer, Führer und Nutznießer des gewaltigen Menschheitsprojektes "technisch-wissenschaftliche Zivilisation", wo sie in ihren Rollen als Unternehmer, Techniker und Wissenschaftler bei allem Dünkel und Wahn ihre Klassenzugehörigkeit noch hinter sich lassen. Sie sind nur noch Parasiten der Moderne, welche die Wissenschaft und die Technik, der sie ihr Wohlleben verdanken, zugleich verachten.
Die unteren Klassen mögen sich mit den oberen noch verbunden gefühlt haben, solange die den Klassencharakter nicht zu sehr heraushängen ließen. Die Kirche hatte in Westeuropa so lange Autorität, bis die Menschen in ihr so etwas wie die Firma einiger welscher Raffkes gesehen haben (Stichwort "Ablasshandel").
Die herrschenden Klassen in den modernen Gesellschaften hatten so lange Legitimation, wie sich die Menschen mit ihnen durch gemeinsame Projekte - "Wohlstand", "Fortschritt", "Freiheit" geeint glaubten. Jeder meinte Teil zu haben - die einen mehr, die anderen weniger.
Wer glaubt als einfacher Mensch noch, mit den Glos' und Wowereits irgendwie etwas gemeinsam zu haben?
Zu den anderen möglichen Ursachen:
"Verblödung" ist nur die Kurzform für "Herausbildung und Festigung von Klassenbewusstsein". So wird sie dadurch gefördert, dass die herrschenden Klassen die Beherrschten nach Möglichkeit von Bildung ausschließen. Verfall des öffentlichen Bildungssystems, Propagieren einer Anti-Ethik des "Überlebens" für die Massen und einer Ideologie des kleingeistigen Egomanen für die privilegierte Minderheit.
"Bevormundung" vs. "Dekadenz"
Ich kenne genug Beispiele, wo Hedonismus und ausgiebige sexuelle Ausschweifungen die Menschen nicht verblöden lassen, sondern es ihnen im Gegenteil erleichtern, lebenstüchtig und geistig fit zu sein.
Sexualität zu unterdrücken schafft hier IMHO mehr Unheil. Andererseits führt auch eine konservative Gesellschaft nicht gleich in den Untergang. Solange sie den Menschen noch Gemeinschaftsgefühl vermittelt und die Eliten eine paternalistische Verantwortung kultivieren, kann sie funktionieren. Das Aus kommt, wenn aus der konservativen eine Klassengesellschaft wird. Und DAS überlebt auch eine hedonistische Gesellschaft nicht.
AW: "Dekadenz, Bevormundung, Verblödung, Klassengesellschaft" - was führt zum Unterga
Vor allem sind es das Verbot des Patriotismus und die Missachtung des deutschen Volkes und Vaterlandes durch die Machtelite. Dazu kommt noch eine hemmungslose Ausbeutung durch das internationale Finanzkapital und die gezielte Überflutung unserer Heimat mit kulturfremden Ausbeutern der Sozialsysteme
AW: "Dekadenz, Bevormundung, Verblödung, Klassengesellschaft" - was führt zum Unterga
Alles ausser Punkt 1......