Park mit Gesichtserkennung überwacht
Die New York Times zeigt in einer Reportage, wie einfach sich ein Park mit
Gesichtserkennungssoftware überwachen lässt - für unter 100 US-Dollar.
Artikel veröffentlicht am 17. April 2019, 15:33 Uhr,
Moritz Tremmel
https://www.golem.de/1904/140747-193617-193616_rc.jpg Ein Screenshot der Bryant-Park-Webcam - aus Datenschutzgründen ohne Personen (Bild: Webcam-Screenshot)
Die US-Zeitung New York Times weiß, wer an einem Tag im März durch den New Yorker Bryant Park flaniert oder gehetzt ist. Die Journalisten glichen die
Videobilder der Park-Webcams mit den Bildern der Mitarbeiter auf Webseiten von Firmen ab, die ihren Sitz in der Nähe des Parks haben.
Mit dem Experiment will die Zeitung zeigen, wie einfach es in den USA ist, ein Überwachungssystem mit Gesichtserkennung zu errichten.
https://cpxl.golem.de/gif?u=https%3A...2Fjobs2018kw10 Die Webcams im Bryant Park wurden vor 12 Jahren auf einem Restaurant installiert. Die Streams sind öffentlich zugänglich und sollen laut dem Betreiber des Parks eigentlich dazu dienen, dass Besucher sehen können, wie voll im Winter die Eisfläche zum Schlittschuhlaufen oder ob die Wiese frei zum Sonnenbaden ist. Die New York Times nutzte die Streams, um ein Videoüberwachungssystem mit Gesichtserkennung aufzubauen - für unter 100 US-Dollar.
2.750 Gesichter in neun Stunden
Die Bilder der Webcams sowie die Fotos der Mitarbeiter benachbarter Firmen analysierte die New York Times mit Hilfe des
Cloud-Gesichterkennungsdienstes Amazon Rekognition. Ähnliches gibt es auch von Microsoft, IBM und Megvii. In einem Zeitraum von neun Stunden erkannte das System 2.750 Gesichter von Parkbesuchern. Es handle sich jedoch nicht um 2.750 einzelne Personen, da das System die Besucher während ihres Aufenhaltes im Park mehrmals erfassen konnte. Der Dienst von Amazon sei für jeden Menschen mit einer Kreditkarte nutzbar, schreibt die New York Times. Für die Analyse des Videomaterials habe man 60 US-Dollar bezahlen müssen. Das zeige, wie einfach und günstig es sei, ein Videoüberwachungssystem mit Gesichtserkennung aufzubauen.
Eine der erkannten Personen ist der Professor Richard Madonna, der an einer Universität in der Nähe des Parks lehrt. Dieser zeigte sich gegenüber der New York Times schockiert, wie einfach er von dem System erkannt werden konnte. Die Webcam hatte ihn nur von der Seite aufgenommen, dennoch wurde er mit 89-prozentiger Sicherheit erkannt, als er sich mit einem Bewerber für eine Stelle zum Mittagessen traf.