AW: Schöne deutsche Gedichte
Verschiedenes Mass
"Sieh dort", so sprach der Optimist,
In goldner Fruehlingssonne Blitzen
Auf einem Haeufchen Pferdemist
In Eintracht sieben Spatzen sitzen.
Wie reich ist doch der Schoepfungsplan,
Und alles muss zum Besten taugen;
Was hier ein Grosser abgetan,
Das koennen sieben Kleine brauchen!
"Sieh dort hin", sprach der Pessimist,
Und fass solch Bild dir in Gedanken.
Wie sich um dreckigen Pferdemist
Die sieben ruppigen Voegel zanken.
Das ist des Lebens grosser Zug,
Von einem bis zum andern Ende;
Nichts ist bei uns gemein genug,
Das nicht noch sieben Fresser faende!
(Rudolf Presber)
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Friedrich von Schiller
Reiterlied
Wohl auf, Kameraden, aufs Pferd, aufs Pferd!
Ins Feld, in die Freiheit gezogen.
Im Felde, da ist der Mann noch was wert,
Da wird das Herz noch gewogen.
Da tritt kein anderer für ihn ein,
Auf sich selber steht er da ganz allein.
Aus der Welt die Freiheit verschwunden ist,
Man sieht nur Herren und Knechte,
Die Falschheit herrschet, die Hinterlist,
Bei dem feigen Menschengeschlechte,
Der dem Tod ins Angesicht schauen kann,
Der Soldat allein, ist der freie Mann.
Des Lebens Ängsten, er wirft sie weg,
Hat nicht mehr zu fürchten, zu sorgen,
Er reitet dem Schicksal entgegen keck,
Triffts heute nicht, trifft es doch morgen,
Und trifft es morgen, so lasset uns heut
Noch schlürfen die Neige der köstlichen Zeit.
Von dem Himmel fällt ihm sein lustig Los,
Brauchts nicht mit Müh zu erstreben,
Der Fröner, der sucht in der Erde Schoß,
Da meint er den Schatz zu erheben,
Er gräbt und schaufelt, solang er lebt,
Und gräbt, bis er endlich sein Grab sich gräbt.
Der Reiter und sein geschwindes Roß,
Sie sind gefürchtete Gäste;
Es flimmern die Lampen im Hochzeitschloß,
Ungeladen kommt er zum Feste.
Er wirbt nicht lange, er zeiget nicht Gold,
Im Sturm erringt er den Minnesold.
Warum weint die Dirn und zergrämt sich schier?
Laß fahren dahin, laß fahren!
Er hat auf Erden kein bleibend Quartier,
Kann treue Lieb nicht bewahren.
Das rasche Schicksal, es treibt ihn fort,
Seine Ruhe läßt er an keinem Ort.
Drum frisch, Kameraden, den Rappen gezäumt,
Die Brust im Gefechte gelüftet!
Die Jugend brauset, das Leben schäumt,
Frisch auf ! eh der Geist noch verdüftet!
Und setzet ihr nicht das Leben ein,
Nie wird euch das Leben gewonnen sein.
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St.-Peters-Friedhof
Ringsum ist Felseneinsamkeit.
Des Todes bleiche Blumen schauern
auf Gräbern, die im Dunkel trauern -
doch diese Trauer hat kein Leid.
Der Himmel lächelt still herab
in diesen traumverschlossenen Garten,
wo stille Pilger seiner warten.
Es wacht das Kreuz auf jedem Grab.
Die Kirche ragt wie ein Gebet
vor einem Bilde ewiger Gnaden,
manch Licht brennt unter den Arkaden,
das stumm für arme Seelen fleht -
indes die Bäume blüh’n zur Nacht,
daß sich des Todes Antlitz hülle
in ihrer Schönheit schimmernde Fülle,
die Tote tiefer träumen macht.
Der Irre Trakl
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Der Untertan
Des Deutschen Seele ist devot,
seit Friedrich grosser Kaiser war,
der Spiesser frisst sein Gnadenbrot,
so geht es weiter Jahr fuer Jahr.
Des Deutschen Seele muckt nicht auf,
sie ist des Staates Untertan,
so zahlt sie regelmaessig drauf,
wie alle es bisher getan.
Des Deutschen Seele spielt das Spiel,
das man geheim Verdummung nennt,
die Deutsche Bank erreicht ihr Ziel,
weil niemand die Betrueger kennt.
Der Deutsche kennt kein Vaterland,
das faellt ihm nur beim Fußball ein,
gehorsam, biegsam, penetrant
will er als Untertan stets sein.
Die Deutschen sind den Affen gleich,
kein Aug, kein Ohr und keinen Mund,
so machen sie die Reichen reich,
das ist auf Dauer ungesund.
Der Deutsche ist ein Hasenfuss,
er haelt die zweite Wange hin,
vom Anfang bis zum letzten Gruss,
gehorsam ist sein Lebenssinn.
(Ein Gedicht von Roland Poellnitz / 2013)
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Das paßt nicht so wirklich in diesen Strang, da es sich nicht um ein Gedicht, sondern um den Text einer schönen Weise handelt.
Doch sei es drum:
Hario ritt
Mondruhe streckte die ganze Welt,
Nur einer begann sich zu regen.
Der Nachtwolf pirschte zum Sternenzelt,
Den hellen Glanz zu erlegen.
Horch, Hario ritt, er ritt – Hario, Hario ritt.
Horch, Hario ritt, er ritt – Himmelwärts er ritt.
Hario sah es, der Menschenheld,
Er sahs und flog ohne Wägen
Aufs Pferd und dieses hinaus ins Feld,
Dem Mond und dem Argen entgegen.
Stürmend erreicht‘ er vom Lande den Rand,
Den gläsernen Berg zu bezwingen.
Der Sternenbaum ließ ihn hinauf, den er fand,
Da zu Grauwolf ja wollte er dringen.
Schon Mondlicht weit von der Erde verschwand,
Der Vogelsang musste verklingen.
Hario hob da die schwertstarke Hand,
Um Mondesschicksal zu ringen.
Quelle: https://www.youtube.com/watch?v=rTuWDnoWO7Q
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Mondnacht
Es war, als hätt’ der Himmel
Die Erde still geküßt,
Daß sie im Blütenschimmer
Von ihm nun träumen müßt'.
Die Luft ging durch die Felder,
Die Ähren wogten sacht,
Es rauschten leis’ die Wälder,
So sternklar war die Nacht.
Und meine Seele spannte
Weit ihre Flügel aus,
Flog durch die stillen Lande,
Als flöge sie nach Haus.
Joseph v. Eichendorff
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Zitat:
Zitat von
ABAS
Der Untertan
Des Deutschen Seele ist devot,
seit Friedrich grosser Kaiser war,
der Spiesser frisst sein Gnadenbrot,
so geht es weiter Jahr fuer Jahr.
Des Deutschen Seele muckt nicht auf,
sie ist des Staates Untertan,
so zahlt sie regelmaessig drauf,
wie alle es bisher getan.
Des Deutschen Seele spielt das Spiel,
das man geheim Verdummung nennt,
die Deutsche Bank erreicht ihr Ziel,
weil niemand die Betrueger kennt.
Der Deutsche kennt kein Vaterland,
das faellt ihm nur beim Fußball ein,
gehorsam, biegsam, penetrant
will er als Untertan stets sein.
Die Deutschen sind den Affen gleich,
kein Aug, kein Ohr und keinen Mund,
so machen sie die Reichen reich,
das ist auf Dauer ungesund.
Der Deutsche ist ein Hasenfuss,
er haelt die zweite Wange hin,
vom Anfang bis zum letzten Gruss,
gehorsam ist sein Lebenssinn.
(Ein Gedicht von Roland Poellnitz / 2013)
Da hasste mal was richtig feines geschrieben.
Gefällt mir.
Wolle.
NB.
Das muss man ja erstmal finden. Danke.
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Ehre der Arbeit
Wer den wucht´gen Hammer schwingt,
Wer im Felde maeht die Aehren,
Wer ins Mark der Erde dringt,
Weib und Kinder zu ernaehren,
Wer stroman den Nachen zieht,
Wer bei Woll und Werg und Flachse
Hinterm Webestuhl sich mueht
Dass sein blonder Junge wachse:
Jedem Ehre, jedem Preis!
Ehre jeder Hand voll Schwielen!
Ehre jedem Tropfen Schweiss,
Der in Huetten faellt und Muehlen!
Ehre jeder nassen Stirn
Hinterm Pfluge! – doch auch dessen,
Der mit Schaedel und mit Hirn
Hungernd pfluegt, sei nicht vergessen!
(Ferdinand Freiligrath)
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https://www.politikforen.net/data:im...2%3E%3C/svg%3E"Was ist des Deutschen Vaterland"
Was ist des Deutschen Vaterland?
Ist´s Preussenland, ist´s Schwabenland?
Ist´s, wo am Rhein die Rebe blüht?
Ist´s, wo am Belt die Möwe zieht?
O nein! nein! nein!
Sein Vaterland muss grösser sein!
Was ist des Deutschen Vaterland?
Ist’s Bayerland, ist’s Steierland?
Ist’s, wo des Marsen Rind sich streckt?
Ist’s, wo der Märker Eisen reckt?
O nein! nein! nein!
Sein Vaterland muss grösser sein!
Was ist des Deutschen Vaterland?
Ist’s Pommerland, Westfalenland?
Ist’s, wo der Sand der Dünen weht?
Ist’s, wo die Donau brausend geht?
O nein! nein! nein!
Sein Vaterland muss grösser sein!
Was ist des Deutschen Vaterland?
So nenne mir das grosse Land.
Ist’s Land der Schweizer, ist’s Tirol?
Das Land und Volk gefiel mir wohl
doch nein! nein! nein!
Sein Vaterland muss grösser sein!
Was ist des Deutschen Vaterland?
So nenne mir das grosse Land.
Gewiss, es ist das Österreich
an Ehren und an Siegen reich?
O nein! nein! nein!
Sein Vaterland muss grösser sein!
Was ist des Deutschen Vaterland?
So nenne endlich mir das Land!
So weit die deutsche Zunge klingt
und Gott im Himmel Lieder singt,
das soll es sein!
das, wackrer Deutscher, nenne dein!
das nenne dein!
Das ist des Deutschen Vaterland
wo Eide schwört der Druck der Hand,
wo Treue hell vom Auge blitzt
und Liebe warm im Herzen sitzt.
das soll es sein!
das, wackrer Deutscher, nenne dein!
das nenne dein!
Was ist des Deutschen Vaterland
wo Zorn vertilgt den welschen Tand
wo jeder Frevler heißet Feind
wo jeder Edle heißet Freund
Das soll es sein, das soll es sein
das ganze Deutschland soll es sein
Das ganze Deutschland soll es sein!
O Gott vom Himmel, sieh darein!
Und gib uns rechten deutschen Mut
dass wir es lieben treu und gut!
Das soll es sein!
Das soll es sein!
Das ganze Deutschland soll es sein!
Text: Ernst Moritz Arndt – 1813 – Zuerst gedruckt in “ Deutsche Wehrlieder für das Königl. Preuß. Frei-Corps “ 1. Sammlung, Ostern 1813. (mit einer Vorrede von Friedrich Ludwig Jahn ) , dann in “ Lieder für Teutsche von E. M. Arndt Im Jahr der Freiheit 1813 “ ( Leipzig 1813 ) .
Musik: Johannes Cotta (1815), eine weitere, weniger populäre Vertonung von G. Reichardt (1825) – siehe zweite Melodie
zur Entstehung und zum Hintergrund dieses Liedes
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Theodor Körner, Schwertlied.
(Wenige Stunden vor dem Tode des Verfassers gedichtet)
|
Das Schwert an meiner Linken,
Was soll dein heitres Blinken?
Schaust mich so freundlich an.
Hab' meine Freude dran.
Hurra!Bei dem »Hurra« wird mit den Schwertern geklirrt. »Mich trägt ein wackrer Reiter;
Drum blink' ich auch so heiter;
Bin freien Mannes Wehr;
Das freut dem Schwerte sehr.«
Hurra!
Ja, gutes Schwert, frei bin ich
Und liebe dich herzinnig,
Als wärst du mir getraut
Als eine liebe Braut.
Hurra!
»Dir hab' ich's ja ergeben,
Mein lichtes Eisenleben.
Ach wären wir getraut!
Wann holst du deine Braut?«
Hurra!
Zur Brautnachts-Morgenröte
Ruft festlich die Trompete;
Wenn die Kanonen schrein,
Hol' ich das Liebchen ein.
Hurra!
»O seliges Umfangen!
Ich harre mit Verlangen.
Du Bräut'gam, hole mich!
Mein Kränzchen bleibt für dich.«
Hurra!
Was klirrst du in der Scheide,
Du helle Eisenfreude,
So wild, so schlachtenfroh?
Mein Schwert, was klirrst du so?
Hurra!
»Wohl klirr' ich in der Scheide;
Ich sehne mich zum Streite,
Recht wild und schlachtenfroh.
Drum, Reiter, klirr' ich so.«
Hurra!
Bleib doch im engen Stübchen!
Was willst du hier, mein Liebchen?
Bleib still im Kämmerlein!
Bleib! bald hol' ich dich ein.
Hurra!
»Laß mich nicht lange warten!
O schöner Liebesgarten,
Voll Röslein blutigrot
Und aufgeblühtem Tod!«
Hurra!
So komm denn aus der Scheide,
Du Reiters Augenweide!
Heraus, mein Schwert, heraus!
Führ' dich ins Vaterhaus.
Hurra!
»Ach, herrlich ist's im Freien,
Im rüst'gen Hochzeitreihen!
Wie glänzt im Sonnenstrahl
So bräutlich hell der Stahl!«
Hurra!
Wohlauf, ihr kecken Streiter,
Wohlauf, ihr deutschen Reiter!
Wird euch das Herz nicht warm?
Nehmt's Liebchen in den Arm!
Hurra!
Erst tat es an der Linken
Nur ganz verstohlen blinken;
Doch an die Rechte traut
Gott sichtbarlich die Braut.
Hurra!
Drum drückt den liebeheißen,
Bräutlichen Mund von Eisen
An eure Lippen fest!
Fluch, wer die Braut verläßt!
Hurra!
Nun laßt das Liebchen singen,
Daß helle Funken springen!
Der Hochzeitmorgen graut.
Hurra, du Eisenbraut!
Hurra! |
https://www.projekt-gutenberg.org/ko...r/leier36.html