Warum sind so viele Deutsche wirtschaftliche Analphabeten?
Das Thema regt mich schon lange auf. Die Art von Oberstufe, die ich Mitte der 80er anfing, gab es erst zwei Jahre zuvor. Davor gab es die "Höhere Handelsschule", womit man die Mittlere Reife bekommen konnte. Dieses Modell wurde aber als antiquiert abgeschafft, weil der Deutsche anfing zu glauben, dass es auch ein Leben ohne Wirtschaft geben müsste, denn die läuft ja sowieso von allein nebenher, und Wirtschaft ist ja nur böse Ausbeutung mit schlimmer Umweltverschmutzung. Bei Industrie wurden zu der Zeit grundsätzlich immer Fabriken mit Schornsteinen und giftigem Rauch dargestellt. Zum Glück hatten wir in der Fachoberschule einen Lehrer, der uns vom ersten Tag vor dieser Weltanschauung gewarnt hatte, und uns erklärte, dass "Wirtschaft" mehr ist als Konsum im Einzelhandel oder Sparbuchzinsen.
Aber warum ist der Deutsche bis heute so derart zurückgeblieben? Die Höhere Handelsschule wurde abgeschafft und durch die Fachoberschule Wirtschaft und Verwaltung ersetzt, womit man eine Fachhochschulreife erlangen kann, auch Fachabitur genannt. Aber selbst diese Sonderform stand schon öfter wieder vor der Abschaffung, weil linksgrünversiffte Lebensversager gar nicht wollen, dass es Menschen gibt, die die Wirtschaft voranbringen und Geld investieren können.
Letzte Woche hörte ich im Radio, dass Deutschland das einzige G20-Land ist, wo Wirtschaft nicht grundsätzlich in jeder Schule behandelt wird. Keiner kriegt hier gezeigt, was in einem Arbeitsvertrag steht, wie man allgemein Verträge abschließt und kündigt, oder wie man Geld investiert. Der Deutsche hat seit jeher ein gestörtes Verhältnis zum Geld, und man darf hier über vieles nicht reden, z.B. wie viel man verdient, weil das sofort entweder Neid oder Häme auslöst.
Der Deutsche war im Mittelalter so bescheuert, dass er Juden kein Handwerk erlaubte, sondern sie nur Geld verleihen ließ, oder Diamantenhandel erlaubte. Der Deutsche hielt Banken zu jener Zeit für etwas minderwertiges unter seiner Würde! Das Thema wurde noch nie aufgearbeitet! Richtige Kaufleute gab es nur in Italien, wo auch die ersten Banken gegründet wurden. Der Deutsche wusste gar nicht, was das sein sollte, und sieht sich seit Urzeiten als Bauer, Handwerker und Bastler. Kaufleute hießen damals Krämer, die unterste Schublade einer beruflichen Tätigkeit. Sie galten als anrüchig, schon allein deshalb, weil sie Dinge teurer verkauften, als sie diese einkauften! Viele stören sich bis heute an diesem simplen Grundprinzip!
Dass die Industrielle Revolution hier stattfand, war ein Glücksfall, hätte aber auch durch ungünstige Zufälle schnell im Keim erstickt werden können. Die Gründerzeit war nur möglich, weil das Kaiserreich eine an sich schon verspätete nationale Welle auslöste. Die Zukunft sah einfach nur noch blendend aus.
Das änderte aber nichts am verkrusteten Wirtschaftsverständnis der Deutschen. Viele glauben heute noch, dass reiche Menschen nur reich geworden sind, weil sie krumme Dinger gedreht haben müssen. Einfach so erfolgreich sein, bedeutet im Umkehrschluss, dass es viele Dumme gegeben haben muss, die das dazu nötige Wissen nicht hatten, vermutlich, weil sie daran gehindert wurden.
Fortsetzung folgt.
AW: Warum sind so viele Deutsche wirtschaftliche Analphabeten?
Das hat sicher eine große Ursache in den Wirtschaftskrisen des 20 Jahrhunderts, als das Vertrauen der Bevölkerung durch die beiden
Weltkriege und deren Folgen, die Inflation 1923 und den schwarzen Freitag 1929 in die freie Wirtschaft und den Markt stark erschüttert wurde.
Menschlich gesehen ist das auch irgendwo nachvollziehbar, das viele Deutsche mit der Abgabe ihrer wirtschaftlichen Eigenverantwortung an
ihren Staat darauf reagiert haben. Auch wenn das eine für Sie nachteilsbehaftete Reaktion war.
AW: Warum sind so viele Deutsche wirtschaftliche Analphabeten?
Ich habe aber schon etwas weiter ausgeholt. Das Grundproblem geht viel weiter zurück. Das Hochmittelalter war zwar vorbildlich organisiert, aber so wie damals kann man heute nicht mehr wirtschaften. Es gibt so viele Beispiele, wie hervorragende Ideen durch eine mangelhafte Finanzierung abgewürgt wurden. Banken geben hier keine Kredite ohne Sicherheiten. Die kann man auch nicht mit glänzenden Aussichten begeistern. Die wollen nicht glauben und hoffen, sondern wissen. Ganz im Gegensatz zu den USA, wo es seit jeher Risikokapitalgeber gibt, was deren größter Vorteil ist. Der Deutsche lässt sich zu sehr von Angst leiten, was sich quer durch die Gesellschaft zieht.
AW: Warum sind so viele Deutsche wirtschaftliche Analphabeten?
Der durch weibliche Ablehnung traumatisierte Incel macht wieder Stränge auf um gegen Deutsche zu hetzten. Langweilig!
AW: Warum sind so viele Deutsche wirtschaftliche Analphabeten?
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antiseptisch
Das Thema regt mich schon lange auf. Die Art von Oberstufe, die ich Mitte der 80er anfing, gab es erst zwei Jahre zuvor. Davor gab es die "Höhere Handelsschule", womit man die Mittlere Reife bekommen konnte.
Ich habe Mittlere Reife und die Höhere Handelsschule besucht.
Hat man einen Volksschulabschluss, bekam man durch die Höhere Handelsschule die Mittlere Reife.
Wie ist es eigentlich, wenn man die Mittlere Reife schon hat und die Höhere Handelsschule besuchte? Abitur hat man dadurch wohl nicht, oder?
AW: Warum sind so viele Deutsche wirtschaftliche Analphabeten?
Zitat:
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Kikumon
Ich habe Mittlere Reife und die Höhere Handelsschule besucht.
Hat man einen Volksschulabschluss, bekam man durch die Höhere Handelsschule die Mittlere Reife.
Wie ist es eigentlich, wenn man die Mittlere Reife schon hat und die Höhere Handelsschule besuchte? Abitur hat man dadurch wohl nicht, oder?
Nein. Das hätte damals als überflüssige Schulzeitverschwendung betrachtet. Außerdem glaube ich nicht, dass man überhaupt von der 10. Klasse in die 8. zurückspringen kann. Das Schulamt hätte das gar nicht erlaubt.
AW: Warum sind so viele Deutsche wirtschaftliche Analphabeten?
Zitat:
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antiseptisch
Nein. Das hätte damals als überflüssige Schulzeitverschwendung betrachtet. Außerdem glaube ich nicht, dass man überhaupt von der 10. Klasse in die 8. zurückspringen kann. Das Schulamt hätte das gar nicht erlaubt.
In der Mittelschule gab es nur Englisch und Französisch, kein Latein. In der Höheren Handelsschule gab es noch Wirtschaftsspanisch.
AW: Warum sind so viele Deutsche wirtschaftliche Analphabeten?
Warum ist Deutschland das ärmste Land Europas, bezogen auf das Pro-Kopf-Vermögen? Das muss ja irgendwo herkommen, und kann nicht allein durch eine zu hohe Staatsquote begründet werden.
Das kommt eben davon, wenn man glaubt, zur Miete zu wohnen wäre cool und Bausparverträge was für ewiggestrige Uncoole, die den letzten Schuss nicht gehört haben. Mal im Ernst: Schon in den 80ern wurde Vorsorge und Sparen zum Investieren extrem ins Lächerliche gezogen, denn Geld hatte man sofort auszugeben, um Statussymbole zu zeigen. Aber selbst das gilt in vielen Kreisen schon als erklärungsbedürftig. Man kauft heute eher nicht so viel zum Vorzeigen, sondern investiert höchstens in Restaurantbesuche und Sextourismus oder für den Ballermann. Mal ehrlich: Warum haben selbst Italiener, Spanier und sogar Portugiesen mehr Vermögen, obwohl die teilweise viel weniger verdienen? Woran hapert es bei den Deutschen? Wird hier etwa zu wenig vererbt, weil die Eltern schon viel zu viel versoffen und verhurt haben?
AW: Warum sind so viele Deutsche wirtschaftliche Analphabeten?
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Kikumon
In der Mittelschule gab es nur Englisch und Französisch, kein Latein. In der Höheren Handelsschule gab es noch Wirtschaftsspanisch.
Ja, Wirtschaftsspanisch hatte ich erst an der Uni, war aber völlig überlaufen, so dass ich direkt als Gasthörer in die Romanistik gegangen bin. Da ging es dann richtig ans Eingemachte.
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antiseptisch
Ja, Wirtschaftsspanisch hatte ich erst an der Uni, war aber völlig überlaufen, so dass ich direkt als Gasthörer in die Romanistik gegangen bin. Da ging es dann richtig ans Eingemachte.
Mit Romanistik kannst Du am meisten anfangen in der Praxis.