AW: Textilveredler gibt auf
Tja, Deutschland hat eben fertig. Positiv ist zu sehen: Damit wird dem Staat künftig viel, viel Steuergeld entgehen, welches dann nicht mehr zum Verpulvern zur Verfügung steht. Das ist der einzige Weg, das abgehobene Politklientel wieder auf den Boden der Tatsachen zurückzuholen.
AW: Textilveredler gibt auf
Die Erfahrungswerte, die bei der Textilveredlung von über 100 Jahren erarbeitet wurden, gehen jetzt endgültig verloren. Es sind nicht nur die Maschinen und Anlagen im Wert von vielen Millionen €, die jetzt nutzlos herumstehen. Auch die beiden Dampferzeuger, die mit Gas oder Öl betrieben wurden, mit Edelstahlleitungen, Kondensatabscheidern, Kesselwasserspeisepumpen, ...alles hat mal viel Geld gekostet. Färbemaschinen und Spannrahmen lassen sich wohl noch verkaufen - die Demontage, Transport, Aufstellung, Anschliessen und Inbetriebnahme sind jedoch teuer.
Nicht in Geld zu beziffern ist der Verlust an eingespieltem Fachwissen, diesen Betrieb in 10 Jahren wiederbeleben zu wollen ist eine Illusion. Das Fachwissen, Färbemaschinen zu bedienen, die Rezepturberechnung, Farbmetrik, Maschinensteuerung, ... ganz abgesehen von der Auftragsbeschaffung ... unbezahlbar. Hier hat sich eine Hochtechnologie endgültig aus Deutschland verabschiedet.
AW: Textilveredler gibt auf
Textilveredler gibt auf...
D.h. auch dieses Unternehmen wird keine "Fachkräfte" mehr suchen müssen...
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Die Erfahrungswerte, die bei der Textilveredlung von über 100 Jahren erarbeitet wurden, gehen jetzt endgültig verloren. Es sind nicht nur die Maschinen und Anlagen im Wert von vielen Millionen €, die jetzt nutzlos herumstehen. Auch die beiden Dampferzeuger, die mit Gas oder Öl betrieben wurden, mit Edelstahlleitungen, Kondensatabscheidern, Kesselwasserspeisepumpen, ...alles hat mal viel Geld gekostet. Färbemaschinen und Spannrahmen lassen sich wohl noch verkaufen - die Demontage, Transport, Aufstellung, Anschliessen und Inbetriebnahme sind jedoch teuer.
Nicht in Geld zu beziffern ist der Verlust an eingespieltem Fachwissen, diesen Betrieb in 10 Jahren wiederbeleben zu wollen ist eine Illusion. Das Fachwissen, Färbemaschinen zu bedienen, die Rezepturberechnung, Farbmetrik, Maschinensteuerung, ... ganz abgesehen von der Auftragsbeschaffung ... unbezahlbar. Hier hat sich eine Hochtechnologie endgültig aus Deutschland verabschiedet.
Die über die Jahrzehnte angesammelten und von Generation zu Generation weitergegebenen Fachkenntnisse sind meist noch schwerwiegender, als die technische Ausstattung. War in meinem Ausbildungsbetrieb, einst einer der innovativsten Werkzeugmaschinenbauer überhaupt, nicht anders. Finde heute mal noch jemanden, der eine Führung schaben kann!
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Ich habe schon viele Betriebsschliessungen in Deutschland erlebt, die Textil - und Lederwarenindustrie beschäftigte ja mal sehr viele Mitarbeiter; alleine schon im Landkreis Aschaffenburg gab es etwa 100.000 Arbeitsplätze in dieser Branche. Jetzt hat einer der letzten Betriebe dieser Art die Tore geschlossen; eine Textil - Färberei, in der ich langjährig jedes Jahr mehrmals tätig war. Aber auch viele andere Firmen geben auf; die Textil - und Lederwarenindustrie waren ja eine der ersten Branchen, die den Standort Deutschland verlassen - oder die Betriebe schliessen mussten. Um einmal zu verdeutlichen, womit Firmen in Deutschland täglich zu kämpfen haben, hier das Anschreiben der Firma an mich:
Einstellung der Produktion zum 30.6.2023
Sehr geehrte Damen und Herren,
hiermit müssen wir Ihnen leider mitteilen, dass die Gesellschafter der XXX GmbH & Co. KG den Beschluss gefasst haben, nach 155 Jahren die Produktion in unserer Textilveredlung zum 30.06.2023 einzustellen.
Die Begründung zu diesem schweren und schicksalshaften Schritt liegt hauptsächlich in folgenden Gegebenheiten begründet:
- Gesundheitliche Probleme des geschäftsführenden Gesellschafters
- Fehlende Nachfolgeregelung
- Personelle Entwicklungssituation
- In den letzten Jahren anhaltender Umsatz- und Auftragsrückgang
- Laufend steigende Kosten am Produktionsstandort Deutschland
- Zunehmend weltweiter Konkurrenzkampf in der Textilveredlung
- Weltweite Wettbewerbsverzerrungen durch Subventionen in der Textilindustrie
- Zertifizierungs- und Auflagenzwang bezüglich textiler Herstellung in Deutschland, die in der Auslandsherstellungweitgehend umgangen und ohne Folgen bei der Einfuhr bleiben
- Für einen kleinen Mittelständler schwer erfüllbare Regularien in Bezug auf das Zollrecht, Steuer- und Abgabenrecht, Arbeitsrecht, Arbeitssicherheit, Versicherungsrecht, statistisches Meldewesen, usw.
- Nicht einschätzbare globale Einflüsse in der Materialbeschaffung
- Unkalkulierbare Risiken bei der europäischen und deutschen Energiepolitik
- Weitere Auflagen und Verbote durch die europäische Chemikalienpolitik
- Dramatische Schwächung der Textilinfrastruktur in den Vorstufen Garnherstellung, Strickereien und Wirkereien durch Betriebsstillegungen
- Immer grösser werdende saisonale Auftragsschwankungen, die keine planbare Produktion als Schichtbetrieb mehr ermöglichen
- Anhaltender Rückgang von grösseren Produktionsmengen, die weiterhin in Billiglohnländer verlagert werden
Zu guter Letzt mussten wir 2 Jahre Coronapandemie, ein Jahr Ukrainekrieg incl. Energiekostenexplosion verkraften und nun hat uns die Konsumkrise erreicht.
All diese Umstände, bei denen eine Verbesserung oder positive Entwicklung in absehbarer Zeit nicht zu erwarten ist, hat die Gesellschaft dazu bewogen, noch rechtzeitig aus eigenen Schritten die Entscheidung einer Produktionsschliessung zu treffen, um auch im Sinne eines ordentlichen Kaufmanns Niemandem etwas schuldig zu bleiben.
Auch ist es für die Gesellschafter sehr wichtig durch die Produktionsschliessung in eigener Verantwortung in materieller Hinsicht wertebezogen in eigener Regie vornehmen zu können.
Wir bedauern nochmals ausserordentlich Ihnen diese Entscheidung mitteilen zu müssen und bedanken uns bereits heute für die langjährige, gute, partnerschaftliche und vertrauensvolle Zusammenarbeit und wünschen Ihnen für die Zukunft alles Gute und viel Erfolg.
Mit freundlichen Grüssen
XXX GmbH & Co. KG
Andererseits werden aktuell über 20 Mrd. für außereuropäische Chipherteller in Mitteldeutschland in die Hand genommen. 10 Mrd. allein für ein neues Wafer-Werk in Magdeburg usw.
Nokia hatte über einen 2 stelligen Millionbetrag Subventionen abgegriffen, verlagerte dennoch die Produktion nach Rumänien, das aus deutschen EU-Geldern Nokia Anschubfinanzierungen bieten konnte.Mal sehen, wie lange Intel in Deutschland bleiben wird?!
kd
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Esreicht!
Andererseits werden aktuell über 20 Mrd. für außereuropäische Chipherteller in Mitteldeutschland in die Hand genommen. 10 Mrd. allein für ein neues Wafer-Werk in Magdeburg usw.
Nokia hatte über einen 2 stelligen Millionbetrag Subventionen abgegriffen, verlagerte dennoch die Produktion nach Rumänien, das aus deutschen EU-Geldern Nokia Anschubfinanzierungen bieten konnte.Mal sehen, wie lange Intel in Deutschland bleiben wird?!
kd
Intel kriegt auch noch einen subventionierten Strompreis. Ausserdem überschlägt sich meine Landespolitik gerade mit anderen Ausgaben. Wegen Intel und des Daimler- Logistikzentrums in Halberstadt wollen die schon mal richtig Geld ausgeben, damit diese wertvollen Neuansiedlungen auch eine perfekte Infrastruktur vorfinden. Das wird noch richtig teuer.
AW: Textilveredler gibt auf
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Esreicht!
Andererseits werden aktuell über 20 Mrd. für außereuropäische Chipherteller in Mitteldeutschland in die Hand genommen. 10 Mrd. allein für ein neues Wafer-Werk in Magdeburg usw.
Nokia hatte über einen 2 stelligen Millionbetrag Subventionen abgegriffen, verlagerte dennoch die Produktion nach Rumänien, das aus deutschen EU-Geldern Nokia Anschubfinanzierungen bieten konnte.Mal sehen, wie lange Intel in Deutschland bleiben wird?!
kd
Die Schlüsselpositionen, das Wissen über die gesamte Kette wird dabei nicht aus der Hand gegeben. Wenns ihnen gefällt, ziehen sie einfach weiter - nach Portugal oder Marokko oder Mexiko. In Deutschland bleiben dann leere Gebäude und arbeitslose, die diese Technik jedoch nicht aufbauen und ans Laufen bringen könnten.
AW: Textilveredler gibt auf
Liegt vor allem am hiesigen Verbraucherverhalten. Die meisten Kundinnen und Kunden wollen Masse anstatt Klasse. Sicher kosten in Deutschland
hergestellte Textilien häufig mehr, aber meine Erfahrung ist, das Sie wesentlich langlebiger und robuster als das Zeug aus z.B. China sind.
Was das ganze wieder ausgleicht. Aber so weit denken die meisten Verbraucher nicht.
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Sjard
Liegt vor allem am hiesigen Verbraucherverhalten. Die meisten Kundinnen und Kunden wollen Masse anstatt Klasse. Sicher kosten in Deutschland
hergestellte Textilien häufig mehr, aber meine Erfahrung ist, das Sie wesentlich langlebiger und robuster als das Zeug aus z.B. China sind.
Was das ganze wieder ausgleicht. Aber so weit denken die meisten Verbraucher nicht.
Ja, das ist auch so typisch neudeutsch. Horrende Einkommen verlangen und davon dann billigstmöglich einkaufen, denn... "Ich bin ja nicht blöd"...
Das ist ein vielschichtiges Problem.