AW: 60 Jahre Anwerbeabkommen:
Zitat:
Zitat von
Zinsendorf
Wenn man es im zeitlichen Kontext sieht, könnte man es auch so interpretieren: Nach dem Mauerbau war der Zustrom preiswerter Arbeitskräfte aus der DDR in die BRD weitgehend gestoppt. Das musste schnellstens kompensiert werden.:ätsch:
Wenn Ulbricht viele Jahre später mitbekommen hätte, was er da evt. mitverursacht hatte, er hätte sich scheckig gelacht!
Nun, ganz so trivial war diese ganze Gastarbeitergeschichte nun auch wieder nicht, zumal aus der DDR ja kaum Hilfsarbeiter kamen, sondern überwiegend bestausgebildete Facharbeiter und höhere Berufsqualifizierte.
Zuerst mal einige Grundvoraussetzungen jener Zeit:
1. Die Nachkriegskonjunktur - auch als Wirtschaftswunder - begann in der zweiten Hälfte der Fünfziger zu überhitzen. Die Folge waren Arbeitskräftemangel (vor allem im Sektor der Ungelernten), überschießende Lohnforderungen der übermütig gewordenen Gewerkschaften sowie ansteigende Inflationsraten.
2. In der deutschen Facharbeiterschaft wurde eine generelle Höherqualifizierung als Berufsziel angestrebt. Man ging auf Fortbildungslehrgänge, Studiengänge zur Qualifizierung als Techniker oder Meister, oder ging gleich auf eine TH.
Als zwangsläufige Folge wurde das Segment der noch praktisch arbeitenden Facharbeiter an den Maschinen und Werkbänken immer dünner, ebenso das Segment der für einfache Arbeiten willigen Ungelernten.
Die Folge: Arbeitskräftemangel in allen Arbeitnehmerschichten. In meinem Ausbildungsbetrieb wurden Anfang der Sechziger sogar noch Prämien für jeden vermittelten neuen Mitarbeiter - unabhängig vom Ausbildungsstand - ausgelobt und ausbezahlt. So dramatisch war der Arbeitskräftemangel damals schon geworden.
Und nun kommen die einzelnen Phasen der Gastarbeiter-Anwerbung, hinter denen höchst unterschiedliche Interessenlagen standen:
a) Man suchte hauptsächlich Ungelernte, um den Mangel an einfachen Arbeitskräften an den Produktionsbändern, in den Walzwerken und in der Bauindustrie (wie zuvor erwähnt, war ein großer Teil der deutschen Arbeitnehmer in Höherqualifizierungsmaßnahmen abgedriftet), aber auch, um die zu stark ansteigenden Lohnkosten und damit auch die aufkommenden inflationären Tendenzen zu bremsen.
b) Parallel zum boomenden Wirtschaftswunder mit den in die Höhe schießenden Lohnforderungen und gleichzeitig den immer weniger zu einfachen Arbeiten willigen Deutschen begann die Politik mit den Vorbereitungen der zunächst EWG (europäische Wirtschaftsgemeinschaft) genannten Vorstufe eines vereinten Europas.
Im Zuge dieses wirtschaftlichen Zusammenschlusses galt es, die Haushaltsdefizite besonders der südeuropäischen Partnerländer zu mildern und man ging davon aus, dass Gastarbeiter in Deutschland durch Geldtransfers in ihre Heimatländer die Aussenhandelsdefizite abmildern.
c) So kam es kurz nacheinander ab Ende der Fünfziger zu den Anwerbeabkommen mit Italien, Spanien, Griechenland und Portugal.
d) Im Gegensatz dazu war das Anwerbeabkommen mit der Türkei eine ganz faule Nummer.
Die Türken sahen, wie man auf elegante Weise das völlig ungelernte, ungebildete und beschäftigungslose Prekariat den Deutschen aufhalsen und diese für die Beschäftigung, Bezahlung und auch Ausbildung einspannen kann.
Da Deutschland anfangs zu diesem Ansinnen jedoch abwinkte (man befürchtete ethnisch-kulturelle Spannungen), startete die Türkei eine Erpressung und benutzte dafür die Amis, die in der Türkei Raketen aufstellen wollten. Deutschland war somit im Zugzwang und beugte sich schlussendlich dem amerikanischen Druck und schloss dann auch mit der Türkei ein Anwerbeabkommen ab.
Fazit: Während die Anwerbeabkommen mit den südeuropäischen Ländern tatsächlich noch einen europäisch-gemeinschaftlich-politischen Hintergrund hatten, war die Anwerbung der Türken die Folge einer üblen politischen Erpressung.
Die Folgen davon sehen wir jetzt und werden darunter noch bitter leiden müssen.
AW: 60 Jahre Anwerbeabkommen:
Nur das hatte alles nichts mit den Türken zu tun, die Türken traten erst sichtbar in Erscheinung so etwa um 1967/68, wenn man dann noch überlegt 1971 wurde das Anwerbeabkommen mit der Türkei bereits gekündigt. Nur mal so zum Einschätzen der Größenordnung. Ab 1968 fing man an die BRD mit Türken zu fluten, vermutlich durch Indiskretion das bald Schluss ist mit anwerben.
Zitat:
Die Folge: Arbeitskräftemangel in allen Arbeitnehmerschichten. In meinem Ausbildungsbetrieb wurden Anfang der Sechziger sogar noch Prämien für jeden vermittelten neuen Mitarbeiter - unabhängig vom Ausbildungsstand - ausgelobt und ausbezahlt. So dramatisch war der Arbeitskräftemangel damals schon geworden.
AW: 60 Jahre Anwerbeabkommen:
Hallo,
dank des visionären FDP-Politikers Dürr können wir das deutsche Wirtschaftswunder locker wiederholen und brauchen dazu jährlich nur 500 000 "qualifizierte" Einwanderung:
Zitat:
Meinung Demografische Insolvenz
Deutschland braucht 500.000 Zuwanderer – jedes Jahr
Veröffentlicht am 09.12.2019 | Lesedauer: 3 Minuten
Von Christian Dürr
https://img.welt.de/img/wirtschaft/m...elry-store.jpg
Gerade im deutschen Handwerk wird es künftig verstärkt auf qualifizierte Zuwanderung ankommen
Quelle: Getty Images/EMS-FORSTER-PRODUCTIONS
Deutschland hat die zweitälteste Gesellschaft der Welt. Unter der demografischen Entwicklung droht der Sozialstaat zu kollabieren. Dagegen hilft nur mehr Einwanderung – allerdings qualifizierte. Doch unsere Gesetzgebung versagt komplett. Ein Gastbeitrag. …..
https://www.welt.de/wirtschaft/artic...edes-Jahr.html
Und das Rentenproblem wäre auch gelöst lt. FDP Dürr:
Zitat:
Arbeit FDP: 500.000 Zuwanderer pro Jahr für sichere Rente
Deutschland braucht aus Sicht der FDP für eine sichere Rente jedes Jahr eine halbe Million Zuwanderer. „Wir brauchen ein grundlegendes Umdenken in der Migrationspolitik”, sagte der Fraktionsvize und Finanzpolitiker Christian Dürr der Deutschen Presse-Agentur.
15.09.2021 - 10:37 Uhr Kommentieren
„Wenn wir es schaffen, Deutschland zu einem offenen, modernen Einwanderungsland zu machen und gleichzeitig die Rente zu stabilisieren, gewinnen wir als Gesellschaft mehr, als wir uns heute vorstellen können.”….
https://www.handelsblatt.com/dpa/arb.../27613046.html
Dazu kommen dann noch die üblichen Flüchtlinge und noch mehr wegen dem Klimawandel. Ohne Zeltstädte geht da gar nichts.
Immerhin wird sich der Bundestag schon an die Millonenströme von Fachkräften und Flüchtlingen anpassen und könnte nach der Wahl 1000 Abgeordnete haben, während der US Kongreß mit nur 435 Abgeordneten auskommt.
kd
AW: 60 Jahre Anwerbeabkommen:
Zitat:
Zitat von
herberger
Nur das hatte alles nichts mit den Türken zu tun, die Türken traten erst sichtbar in Erscheinung so etwa um 1967/68, wenn man dann noch überlegt 1971 wurde das Anwerbeabkommen mit der Türkei bereits gekündigt. Nur mal so zum Einschätzen der Größenordnung. Ab 1968 fing man an die BRD mit Türken zu fluten, vermutlich durch Indiskretion das bald Schluss ist mit anwerben.
Nein, das stimmt so ganz einfach nicht.
Die Türken wurden kamen bereits ab Anfang der Sechziger in größeren Kontingenten nach Deutschland.
Koordinierend bzw. federführend waren damals die IHKs, die die Kontingente der Türken auf die einzelnen Firmen verteilten.
In unseren Betrieb (ich absolvierte 1962 gerade mein planmäßiges praktisches Ausbildungs-Halbjahr in der Produktion - unser Betrieb hatte rund 3.000 Mitarbeiter) kamen die ersten türkischen Kontingente, sehr zum Widerwillen unseres Produktionsleiters, der wörtlich sagte "Was soll ich mit denen?".
Sofort wurden seitens der Firmenleitung u.a. auch auf Druck des Betriebsrates für die Türken und Türkinnen Deutsch- und Rechenkurse organisiert, die sie während der offiziellen Arbeitszeit besuchen durften/mussten.
Auch wurden unproduktive Anlern-Produktionsbänder in separaten Gebäuden eingerichtet, an denen man die Türken (bei uns vorwiegend Türkinnen) langsam an das Arbeiten an den getakteten Produktionsbändern gewöhnte.
Dies war alles noch in der ersten Hälfte der Sechziger, als schon große Kontingente türkischer Gastarbeiter in die Betriebe der produzierenden Industrie (VW, Daimler-Benz, Ford, Bergbau, Stahlwerke etc.) und des Baugewerbes verteilt waren.
AW: 60 Jahre Anwerbeabkommen:
Das habe ich im damaligen West-Berlin anders erlebt.
Zitat:
Die Türken wurden kamen bereits ab Anfang der Sechziger in größeren Kontingenten nach Deutschland.
AW: 60 Jahre Anwerbeabkommen:
Zitat:
Zitat von
Chronos
Nun, ganz so trivial war diese ganze Gastarbeitergeschichte nun auch wieder nicht, zumal aus der DDR ja kaum Hilfsarbeiter kamen, sondern überwiegend bestausgebildete Facharbeiter und höhere Berufsqualifizierte.
Zuerst mal einige Grundvoraussetzungen jener Zeit:
1. Die Nachkriegskonjunktur - auch als Wirtschaftswunder - begann in der zweiten Hälfte der Fünfziger zu überhitzen. Die Folge waren Arbeitskräftemangel (vor allem im Sektor der Ungelernten), überschießende Lohnforderungen der übermütig gewordenen Gewerkschaften sowie ansteigende Inflationsraten.
2. In der deutschen Facharbeiterschaft wurde eine generelle Höherqualifizierung als Berufsziel angestrebt. Man ging auf Fortbildungslehrgänge, Studiengänge zur Qualifizierung als Techniker oder Meister, oder ging gleich auf eine TH.
Als zwangsläufige Folge wurde das Segment der noch praktisch arbeitenden Facharbeiter an den Maschinen und Werkbänken immer dünner, ebenso das Segment der für einfache Arbeiten willigen Ungelernten.
Die Folge: Arbeitskräftemangel in allen Arbeitnehmerschichten. In meinem Ausbildungsbetrieb wurden Anfang der Sechziger sogar noch Prämien für jeden vermittelten neuen Mitarbeiter - unabhängig vom Ausbildungsstand - ausgelobt und ausbezahlt. So dramatisch war der Arbeitskräftemangel damals schon geworden.
Und nun kommen die einzelnen Phasen der Gastarbeiter-Anwerbung, hinter denen höchst unterschiedliche Interessenlagen standen:
a) Man suchte hauptsächlich Ungelernte, um den Mangel an einfachen Arbeitskräften an den Produktionsbändern, in den Walzwerken und in der Bauindustrie (wie zuvor erwähnt, war ein großer Teil der deutschen Arbeitnehmer in Höherqualifizierungsmaßnahmen abgedriftet), aber auch, um die zu stark ansteigenden Lohnkosten und damit auch die aufkommenden inflationären Tendenzen zu bremsen.
b) Parallel zum boomenden Wirtschaftswunder mit den in die Höhe schießenden Lohnforderungen und gleichzeitig den immer weniger zu einfachen Arbeiten willigen Deutschen begann die Politik mit den Vorbereitungen der zunächst EWG (europäische Wirtschaftsgemeinschaft) genannten Vorstufe eines vereinten Europas.
Im Zuge dieses wirtschaftlichen Zusammenschlusses galt es, die Haushaltsdefizite besonders der südeuropäischen Partnerländer zu mildern und man ging davon aus, dass Gastarbeiter in Deutschland durch Geldtransfers in ihre Heimatländer die Aussenhandelsdefizite abmildern.
c) So kam es kurz nacheinander ab Ende der Fünfziger zu den Anwerbeabkommen mit Italien, Spanien, Griechenland und Portugal.
d) Im Gegensatz dazu war das Anwerbeabkommen mit der Türkei eine ganz faule Nummer.
Die Türken sahen, wie man auf elegante Weise das völlig ungelernte, ungebildete und beschäftigungslose Prekariat den Deutschen aufhalsen und diese für die Beschäftigung, Bezahlung und auch Ausbildung einspannen kann.
Da Deutschland anfangs zu diesem Ansinnen jedoch abwinkte (man befürchtete ethnisch-kulturelle Spannungen), startete die Türkei eine Erpressung und benutzte dafür die Amis, die in der Türkei Raketen aufstellen wollten. Deutschland war somit im Zugzwang und beugte sich schlussendlich dem amerikanischen Druck und schloss dann auch mit der Türkei ein Anwerbeabkommen ab.
Fazit: Während die Anwerbeabkommen mit den südeuropäischen Ländern tatsächlich noch einen europäisch-gemeinschaftlich-politischen Hintergrund hatten, war die Anwerbung der Türken die Folge einer üblen politischen Erpressung.
Die Folgen davon sehen wir jetzt und werden darunter noch bitter leiden müssen.
Alles vollkommen richtig, aber eine Ergänzung fehlt noch: der wirklich grosse Zustrom und die "Vermehrung" in Deutschland setzte mit dem Familiennachzug ein, der ursprünglich nicht vorgesehen aber auf Druck der Industrie dann doch genehmigt wurde. Ursprünglich sollte jeder Türke nach 2 Jahren das Land wieder verlassen und im Rahmen eines "Rotationsbetriebs" durch einen neuen aus dem Ausland ersetzt werden. Da dann aber gerade erst angelernte Arbeitskräfte wieder hätten gehen müssen, intervenierte die deutsche Wirtschaft mit Erfolg gegen diese geplante Vorgehensweise.
AW: 60 Jahre Anwerbeabkommen:
Zitat:
Zitat von
herberger
Das habe ich im damaligen West-Berlin anders erlebt.
Das kann schon sein, aber West-Berlin war keine Industriestadt. Eher eine am Tropf der BRD hängende Beamtenstadt.
Insofern also kein Beispiel für den Beginn der Türkisierung der westdeutschen Wirtschaft.
Jedenfalls habe ich die Ankunft der türkischen Gastarbeiter-Kontingente und die Verteilung auf die Industriebetriebe hier in Südwestdeutschland live miterlebt.
AW: 60 Jahre Anwerbeabkommen:
Zitat:
Zitat von
Großmoff
Alles vollkommen richtig, aber eine Ergänzung fehlt noch: der wirklich grosse Zustrom und die "Vermehrung" in Deutschland setzte mit dem Familiennachzug ein, der ursprünglich nicht vorgesehen aber auf Druck der Industrie dann doch genehmigt wurde. Ursprünglich sollte jeder Türke nach 2 Jahren das Land wieder verlassen und im Rahmen eines "Rotationsbetriebs" durch einen neuen aus dem Ausland ersetzt werden. Da dann aber gerade erst angelernte Arbeitskräfte wieder hätten gehen müssen, intervenierte die deutsche Wirtschaft mit Erfolg gegen diese geplante Vorgehensweise.
Dabei spielten wohl mehrere Faktoren eine entscheidende Rolle. Möglicherweise sperrte sich auch die Industrie, aber wenn ich mich richtig entsinne, war auch die Politik - speziell die SPD - für den Familiennachzug, der dann alle Gedanken an rollierenden Austausch überlagerte und letztlich dann so um Anfang der Siebziger die Dämme endgültig brechen ließ.
Bemerkenswert ist in diesem Zusammenhang auch noch die Bemerkung des damaligen Bundeskanzlers Helmut Schmidt, der noch Anfang der Achtziger gesagt haben soll "Mir kommt kein Türke mehr über die Grenze".
Aber da war es schon viel zu spät, und die nachfolgende Regierung Kohl unternahm dann auch nichts mehr.
AW: 60 Jahre Anwerbeabkommen:
Zitat:
Zitat von
Chronos
Dabei spielten wohl mehrere Faktoren eine entscheidende Rolle. Möglicherweise sperrte sich auch die Industrie, aber wenn ich mich richtig entsinne, war auch die Politik - speziell die SPD - für den Familiennachzug, der dann alle Gedanken an rollierenden Austausch überlagerte und letztlich dann so um Anfang der Siebziger die Dämme endgültig brechen ließ.
Bemerkenswert ist in diesem Zusammenhang auch noch die Bemerkung des damaligen Bundeskanzlers Helmut Schmidt, der noch Anfang der Achtziger gesagt haben soll "Mir kommt kein Türke mehr über die Grenze".
Aber da war es schon viel zu spät, und die nachfolgende Regierung Kohl unternahm dann auch nichts mehr.
Ja, der Anwerbestopp wurde bereits nach der Ölkrise 1973 verhängt - der Familiennachzug ging dann aber erst richtig los.
Bei Kohl konnte man was dieses Thema angeht nur heiße Luft verbuchen - viel gesagt was die Leute hören wollten, aber unter dem Strich war unter seiner Regierung mehr Einwanderung als je zuvor.
AW: 60 Jahre Anwerbeabkommen:
Am 30. Oktober jährt sich zum 60. Mal (1961) die Unterzeichnung des Gastarbeiterabkommens zwischen Deutschland und der Türkei. Diesbezüglich wird von interessierter Seite das Märchen von den dringend benötigten türkischen Arbeitern zum Besten gegeben. So zum Beispiel von Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier bereits bei einer Veranstaltung am 10. September:
Wenn die erst am Haus BRD hätten mit bauen müssen, dann wäre keiner gekommen. Deswegen gibt es ja auch keine Einwanderung nach Anatolien:haha:
Zitat:
„Jene Menschen, mit denen all das begann, jene Menschen, die vor sechzig Jahren nach Deutschland kamen, sie kamen, weil wir sie eingeladen haben. Weil wir sie brauchten. Ihnen verdankt dieses Land sehr viel. Eine kluge Frau, die heute unter uns ist, sagte mir einmal: „Wir sind doch keine Gäste in einem Haus, das wir selbst mit gebaut haben!“ Nicht nur das deutsche Wirtschaftswunder, nein – die Entwicklung dieser deutschen Gesellschaft war und ist maßgeblich mitgetragen von Italienern, von Griechen, von Spaniern und Türken. … Wenn heute über ein Viertel der Menschen einen sogenannten Migrationshintergrund hat, die meisten von ihnen hier geboren, warum zeigen wir dann überhaupt noch auf andere Menschen und sagen, „das sind Menschen mit Migrationshintergrund“, als seien sie irgendwie anders, außergewöhnlich, fremder als „Wir“? Wer ist denn dieses „Wir“? Nein, meine Damen und Herren, Sie sind nicht „Menschen mit Migrationshintergrund“ – wir sind ein Land mit Migrationshintergrund