Was ist denn das für ein unsinniges "Geschwalle"?
Gewiss standen die damaligen Großmächte in Konkurrenz zueinander auf vielen Gebieten. Deutschland wollte in der Kolonial- und Weltmachtpolitik gleichziehen, ganz gleich, ob es sinnvoll war oder nicht. Kolonialpolitik war kostspielig und, schon damals erkennbar, obsolet. Aber Deutschland reichte es nicht, tatsächlich wirtschaftliche Weltmacht und in Europa der militärisch mächtigste Staat zu sein, sondern es wollte auch den äußeren Glanz einer solchen: Kolonien und Flottenstützpunkte überall auf der Welt, eine GB ebenbürtige Marine. Wozu? Nur aus Prestigegründen! In friedlichen Verhandlungen hätte Deutschland alle seine Ziele erreichen können, mit einem britischen Bündnispartner zusammen hätten beide Staaten über Jahrzehnte den Kurs der Weltpolitik bestimmt und einen Weltkrieg vermieden. Aber maßgebliche Teile der deutschen Führungsschicht durchkreuzten eine überwiegend kluge, behutsam angelegte Diplomatie durch vielfältige Provokationen in Wort und Tat, in überheblichem Auftreten nach außen und im Inneren und nicht zuletzt durch lautes Säbelrasseln. Die Gegner, gegen die Deutschland zusammen mit Österreich 1914 den Krieg eröffnete, hatten sich beide deutsche Bündnispartner und insbesondere das Deutsche Reich selbst geschaffen. Was die Gegner der beiden deutschen Kaiserreiche, F, GB und Russland, trotz großer politischer Gegensätze zusammenführte, war ihr Bestreben, sich gemeinsam gegen eine sehr starke, in den Jahrzehnten vor 1914 immer wieder aggressiv auftretende deutsche Militärmacht zu schützen und zu verteidigen. Ernsthafte Absichten und Planungen, die deutschen Kaiserreiche zu zerstören, gab es vor 1914 auf keiner Seite der deutschen Weltkriegsgegner!
Die These: "Ohne diese Bündnispolitik kein Weltkrieg" zeigt, wie sehr es zu Fehlurteilen kommt, wenn man sich nicht gründlich mit Ursachen und Wirkungen historischer Entwicklungen befasst. Richtig ist: ohne eine militärisch-aggressive deutsche Politik keine Bündnispolitik gegen Deutschland und auch kein Krieg! Es lag in Deutschlands Verantwortung, eine Politik der Verständigung oder eine der Aggression zu treiben. Deutschland hatte sich für die aggressive Variante entschieden. Dafür und für die militärische Auslösung des Krieges tragen Österreich und Deutschland die Verantwortung.