Das ist auch richtig. Aber es geht auch um generelle Einstellung und Wettkampfhärte. Die holt man sich nicht bei Trainingsgegnern. Bayern wird hierzulande hochgejubelt und zelebriert seine eigene Arroganz. Das über Jahrzehnte. Gemessen an ihren unglaublichen Möglichkeiten erreichen sie international aber einfach wenig. Das ist einfach so.
Sieht man von den Erfolgen in den 70ern ab, als sie noch jung und hungrig waren und sich diese Arroganz noch nicht leisten konnten, stehen da 7 Endspielteilnahmen in der CL/Europapokal der Landesmeister:
1. 1982 gegen Aston Villa (verloren)
2. 1987 gegen FC Porto (verloren)
3. 1999 Manchester United (verloren)
4. 2001 gegen Valencia (gewonnen)
5. 2010 gegen Inter Mailand (verloren)
6. 2012 gegen Chelsea (verloren)
7. 2013 gegen Dortmund (gewonnen)
Ich denke, dass man 2010 rausnehmen muss, das war eines der ganz wenigen Jahre, wo man Bayern einfach nur ein Riesenkompliment machen musste, dass sie es überhaupt ins Endspiel geschafft haben, was mit dieser Mannschaft einfach schon eine großartige Leistung war. Ansonsten fällt einfach auf, dass sie im entscheidenden Moment oft einfach nicht da waren. Meist überraschende Niederlagen gegen schwächere Gegner, teilweise als haushoher Favorit (Porto, Aston Villa). Gegen ManU 1999 zwar in etwa auf Augenhöhe, aber dennoch das Paradebeispiel, weil sie einen sicheren Sieg in den letzten 119 Sekunden verschenkt hatten. Bei 7 Spielen kann man vielleicht noch sagen "so spielt halt manchmal der Zufall", dazu kommen aber unzählige Halbfinals, die genau das bestätigen (Roter Stern Belgrad 1991 nur mal so als Beispiel, sehe ich auch als abgeschenkten Landesmeistertitel).
Bayern München benötigt eine gigantsiche spielerische Überlegenheit, um ein entscheidendes Spiel zu gewinnen, wo andere Mannschaften das schon durch taktische Disziplin (Inter Mailand), unglaublichen Kampfgeist (FC Liverppol) geschafft haben, wird man sowas von Bayern selten sehen. Und ich glaube, dass ihnen der ganz große Erfolgsdruck fehlt. Und da gehen wir mal zurück ins Jahr 2010, eine der großen Ausnahmen, wo sie mal - noch ohne auf jeder Position ausschließlich die Creme de la Creme Europas zu haben - gezeigt haben, dass sie einen Gegner wie ManU trotz deren sicherlich teureren und noch edlerem Kader mit kämpferischen Mitteln niederringen konnten. Da war eben ein Trainer, der hätte ihnen die Eier lang gezogen, wenn das Spiel in Manchester bei 0:3 geblieben wäre, sie sich dann halt nach dem Spiel hingestellt und behauptet hätten, es hätte ja jeder gesehen, dass sie klar überlegen gewesen seien. Nen Louis van Gaal, der Weltstars nach nem schlechten Spiel auch mal zusammenfaltet, passt aber einfach nicht in die DNA dieses Vereines und bleibt eher die Ausnahme als die Regel.
Ich denke, dass Bayern von einem Ancelotti da mehr profitieren kann als von einem Pep Guardiola, wenn er es irgendwie schafft, die taktische Cleverness, die seine Mannschaften oft ausgezeichnet hat, auf Bayern zu übertragen. Ob das gelingt, weiss ich aber nicht. Zur Vereins-DNA hat ein Guardiola eher gepasst.