Nach dem Ersten Weltkrieg wurde in Polen in den vorher – bis 1918 – zum Deutschen Reich gehörenden Gebieten das ehemalige deutsche Kriegsgefangenenlager Szczypiorno vom polnischen Staat als Internierungslager für die in ihrer Heimat verbliebene deutsche Zivilbevölkerung weitergenutzt, ebenso das Lager im Kernwerk Posen. Es kam dort zu schwersten Menschenrechtsverletzungen, Morden und unmenschlichen Quälereien (Folter), wie sie für Konzentrationslager kennzeichnend sind. Allein in Szczypiorno waren etwa 1500 Zivilisten im Alter von 13 bis 70 Jahren inhaftiert.
Nach 1926 wurden weitere Lager eingerichtet, nicht nur für Deutsche, sondern auch für Ukrainer und andere Minderheiten in Polen sowie für polnische Oppositionelle, die Lager Bereza-Kartuska und Brest-Litowsk. Über die Zahl der dort Inhaftierten und Ermordeten wurden offizielle Zahlen nicht bekanntgegeben.
Von Anfang bis September des Jahres 1939 kamen weitere Lager für Deutsche hinzu, u.a. in Chodzen. Es kam in diesem Zeitraum zu einer gesteigerten Anzahl von Massenverhaftungen und Pogromen an der deutschen Bevölkerung, die zur Flucht von Zehntausenden führte. Aus 1131 Ortschaften in Posen und Pommerellen kam es zu Verschleppungsmärschen in Lager.
Nach dem Zweiten Weltkrieg kam es im Zuge der Vertreibung der deutschen Zivilbevölkerung aus den Gebieten des Deutschen Reiches, die damals unter polnische Verwaltung gestellt wurden und seitdem zu Polen gehören, zur Errichtung von 1255 Konzentrationslagern mit einer Sterblichkeitsrate von 20 bis 50 %, z.B. in Tost (Toszek), Lamsdorf, Potulice, Schwientochlowitz.
Tost stand allerdings nicht unter polnischem Oberkommando, sondern war ein Lager des sowjetischen NKWD. In den Lagern wurden Misshandlungen, exzessive Grausamkeiten und planmäßige Morde verübt. Besonders bekannt wurden die Fälle der Lagerkommandanten Lola Potok, Czesław Gęborski und Salomon Morel ( KZ Zgoda ). Der in jüngster Zeit ergangene Auslieferungsantrag des polnischen Staates bezüglich Morels an Israel als dessen jetzigem Aufenthaltsort wurde abschlägig beschieden, da Israel auch Staatsbürger, die der Verbrechen gegen die Menschlichkeit beschuldigt werden, nicht an andere Staaten ausliefert.
In der polnischen Öffentlichkeit wurde 2012 darüber gestritten, ob der Begriff „Konzentrationslager“ auch für die Lager der Nachkriegsjahre angemessen ist.
Liste von polnischen Konzentrationslagern (Auswahl)
Nach 1918
Konzentrationslager Szczypiorno, Posener Gebiet, errichtet 1918
KZ Stralkowo, Posener Gebiet, errichtet 1919
weitere Lager, die nach dem polnischen Angriffskrieg auf die Sowjetunion ab 1920 errichtet wurden:
Bereza Kartuska (Galizien), errichtet 1926
Brest Litowsk, errichtet ebenfalls 1926.
Fortgeführt nach 1939 bis zur Befreiung durch die Wehrmacht
Chodzen
Das KZ Potulice
Das Lager Laband (Labedzka)
Myslovitz
Bereza Kartuska
KZ Zgoda, deutscher Name Eintrachthütte bei Schwientochlowitz
Nach 1945
Potulice bei Bromberg in Westpreußen (wurde erst 1949/50 aufgelöst)
KZ Lamsdorf in Lamsdorf bei Falkenbergin (Oberschlesien) / (In diesem KZ wurden allein 6.048 Volksdeutsche in den Jahren 1945/46 von den Polen ermordet)
Tost bei Gleiwitz in Oberschlesien
Myslowitz in Oberschlesien
Granowo bei Lissa
KZ Sikawa bei Lodz
Jaworzno bei Tschenstochau
Quellengrund(Oberschlesien)
Kreuzburg (Oberschlesien)
KZ Zgoda, deutscher Name Eintrachthütte bei Schwientochlowitz