Zitat von
Kurchatov
Eine Beschreibung:
Die Nation ist das Bindeglied zwischen Staat und Volk. Während das Volk als urwüchsige Gemeinschaft angeblich aus den Stämmen und Familienverbünden als natürliche Einheit hervorgegangen ist, kann der Staat für sich durch sein Erscheinen keine Natürlichkeit, sondern nur Notwendigkeit behaupten. Das Volk kommt in der Nation zu sich, als historisches, politisches Kollektivsubjekt, das mit dem Staat das nötige Werkzeug für sein Handeln errichtet.
D.h. die Nation bindet das Volk an den Staat, der angeblich nur ein Instrument für den Ausdruck des Volkswillen darstellt. Die ideologische Vermittlung zwischen Staat und Volk durch die Nation löst die historische Legitimation der Herrscher durch die Religion ab, weshalb der Glaube an Nation als säkularer Religionsersatz gelten kann.
Prof. Benedict Anderson definiert in seinem Buch 'Die Erfindung der Nation' die Nation als 'eine vorgestellte politische Gemeinschaft [...] vorgestellt als begrenzt und souverän. Vorgestellt ist sie deswegen, weil die Mitglieder selbst der kleinsten Nation die meisten anderen niemals kennen, ihnen begegnen oder auch nur von ihnen hören werden, aber im Kopf eines jeden die Vorstellung ihrer Gemeinschaft existiert.
Die Nation teilt die Menschheit in mehr oder weniger willkürlichen abgegrenzte Einheiten, deren Eigenidentität in der Hauptsache auf der Abgrenzung gegen die anderen beruht (weil niemand sagen kann was 'Deutsch' sein eigentlich bedeutet). Gleichzeitig ist sie funktional für die Kapitalakkumulation, weil die Gleichheit, die die Nation suggeriert, die Ungleichheit des Kapitalismus verdeckt. Desweiteren dient der Glaube an die Nation dem Staat als Ansatz, um die Bevölkerung für die nationalstaatliche Konkurrenz, den Standortwettbewerb um Kapital zu mobilisieren.
Würdet Ihr dem zustimmen?