Peinlicher Auftritt eines Messerstechers
Tyler W. stach in einer Bar einem Mann ein Rambo-Messer in den Bauch, schnitt einer Frau die Kniekehle durch. Vor Gericht stülpte er sich eine alberne Papiertüte über.
von
Anne Losensky
Amtsgericht Tiergarten, Saal 1002. Er hat eine braune Papiertüte überm Kopf, als er von
sechs Justizwachtmeistern zur Anklagebank geführt wird.
…
Er heißt Tyler W. (24), kam mit 17 Jahren aus Kenia nach Deutschland. Wohnt eigentlich in Fürstenwalde (Brandenburg). Treibt sich aber lieber in Berlin rum.
Richterin: “Wovon leben Sie?” Er: “Sozial.” Die Anklage wirft dem mehrfach Vorbestraften gefährliche Körperverletzung vor.
20. Dezember 2014, ein Samstagmorgen, 6.30 Uhr, die Bar “Blue” in der Müllerstraße in Wedding. Tyler kommt rein, lässt den Kopf auf den Tresen sinken, schläft. Nach zwei Minuten wacht er auf, ruft in die Runde: “Ich ficke euch alle!”
[Links nur für registrierte Nutzer] Haut ab. Auf der Straße trifft er Sophie K. (33), die gerade beim Bäcker war und in ihr Brötchen beißt.
Die Restaurantfachfrau: “Er brabbelt was, holt ein Messer raus, bückt sich und zack! Schneidet mir die linke Kniekehle durch!” Schreiend humpelt die Frau auf die Straße, in den Verkehr. Ein Wunder, dass sie nicht überfahren wird. Auf der Mittelinsel bricht sie ohnmächtig zusammen.
Kurz darauf wird Tyler W. in einem Wartehäuschen an der Seestraße von Polizisten überwältigt. Der Beamte Stefan S. (28) bringt ihn zu Boden. “Sein T-Shirt war blutbefleckt”, sagt er, “er
stieß Schimpfkanonaden aus. Das Einzige, was ihm locker über die Lippen kam, war: Ich habe posttraumatische Störung!”
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Von der Frau auf der Straße habe er sich “angegriffen” gefühlt, “aufgrund meines Zustandes”. Tue ihm leid: “Entschuldigung!”
Kneipengänger Peter B. nimmt sie an: “Juut.” Er hatte damals auch viel intus. Sophie K. ist nicht so gnädig: “Niemals!” Sie lag nach der Messerattacke im Krankenhaus, Operation, zehn Wochen krankgeschrieben, heute noch Schmerzen.
Polizistin Susann L. (28): “Als wir ihn festnahmen, gingen wir mit gezückter Waffe auf ihn zu. Das Rambo-Messer steckte blutig in seinem Gürtel.
Am Boden spuckte er um sich, rief: Wer mich nicht mit Respekt behandelt, muss mit Konsequenzen rechnen!”
…
Urteil 7. Mai. Der Messermann ist vorm Amtsgericht angeklagt. Damit drohen ihm maximal vier Jahre Haft.