Krieg gegen die nationalen Minderheiten
Das neugeschaffene Polen war nach 1919 mit der Angliederung ehemals deutscher, ukrainischer, weißrussischer, litauischer und weiterer Landesteile ein Vielvölker*staat mit 19 Millionen Polen und 11 Mil*lionen Menschen anderer Muttersprachen geworden, darunter auch zwei Millionen Deutschen.
Polen hatte die Rechte seiner Minori*täten zunächst in dem /um Versailler Ver*trag gehörenden Minderheitenschutzver*trag garantieren müssen. Doch die Polen kündigten den Schutzvertrag alsbald und begannen, sich für die früher erduldete Russifizierung und Eindeutschung aus der Zeit der polnischen Teilungen zu rächen. Doch sie gingen mit der Polonisierung derer, die nun Minderheit in ihrem Staa*te waren, weit über das hinaus, was ihnen selbst zuvor - zumindest unter deutscher und habsburgischer Herrschaft - zugemu*tet worden war.
Die deutsche Minderheit in Polen nahm bis 1923 auf 1,2 Millionen ab. Als er*stes inhaftierte man 16.000 Deutsche als „Staatsfeinde" in zwei Konzentrationsla*gern im Posener Gebiet. Ab 1922 wurden alle Deutschen ausgewiesen, die nach 1908 ins Land gekommen waren. Man stellte die Deutschen vor die Wahl, sich für Polen zu entscheiden oder für Deutschland zu „op*tieren" und dorthin auszuwandern. Die „Optanten", die sich zu Deutschland oder Österreich bekannten, mußten ab 1925 das Land verlassen.