Uni Greifswald verbietet „Thor Steinar“
10.09.2010
Greifswald. Als erste Hochschule in Deutschland hat die Universität Greifswald das Tragen von „Thor Steinar“-Kleidungsstücken in ihren Räumen verboten. Jacken, Pullover und T-Shirts dieser Modemarke gelten unter Neonazis als Erkennungszeichen. „Wir haben dafür extra die Hausordnung der Universität verändert“, sagte Jan Messerschmidt, Sprecher der Universität.
Im entsprechenden Passus der Hausordnung heißt es jetzt: „Untersagt werden insbesondere die Verwendung von Kennzeichen mit verfassungswidrigen, rassistischen, fremdenfeindlichen, gewaltverherrlichenden oder anderen menschenverachtenden Inhalten. Ebenfalls untersagt werden Verhaltensweisen, die geeignet sind, diesbezügliche Missverständnisse hervorzurufen.“ Messerschmidt: „Damit ist auch Kleidung des bei Neonazis beliebten Modelabels ,Thor Steinar‘ in der Uni verboten.“
Die Universität war vor Wochen in die Schlagzeilen geraten, weil ein Juradozent der Hochschule in Verdacht geraten war, mit rechtsextremen Auffassungen zu sympathisieren. Außerdem trug er „Thor Steiner“-Kleidung. Das Greifswalder „Thor Steinar“-Verbot wurde gestern in der Politik kontrovers diskutiert. Bildungsminister Henry Tesch (CDU) begrüßte „diesen ersten Schritt der Universität Greifswald, hier eine Möglichkeit geschaffen zu haben, auch über das Hausrecht diesen Erscheinungen Einhalt zu gebieten.“ Unterstützung kommt auch von der die CDU-Fraktion im Schweriner Landtag.
„Die Hochschulleitung in Greifswald handelt richtig. Ich würde mir wünschen, dass sich alle Bildungseinrichtungen im Land an dem entsprechenden Passus der Hausordnung orientieren“, sagte André Sprecht, hochschulpolitischer Sprecher. Dagegen findet der Rostocker SPD-Abgeordnete Matthias Brodkorb, dass die Änderung der Hausordnung zwar ein richtiges Zeichen sei. Doch bezweifelt er, „dass aufgrund der notwendigen Allgemeinheit des Wortlauts die Regelung geeignet ist, das Tragen von ,Thor Steinar-Kleidung‘ zu unterbinden“.
Auch der innenpolitische Sprecher der Linken, Peter Ritter, unterstützt die Änderung der Uni-Hausordnung, betonte aber:
„Verbote allein reichen im Kampf gegen Rechtsextremismus nicht aus.“