Leutnant klagt gegen das „Soldatenschwein“
16.08.2010
Eine Installation auf der Brühlschen Terrasse sorgt für Aufregung. Ein Leutnant fühlt sich beleidigt, zeigt den Künstler an. Der sieht den Fall ganz gelassen.
Es hängt an der Brühlschen Terrasse vor dem Fenster der Kunsthochschule. Ein Schwein in Menschengestalt. Es bläst sich auf und sackt wieder in sich zusammen. In der Hand eine Deutschlandfahne. Unter dem Schweinekopf trägt es einen grünen Anzug.
Für den Leutnant der Luftwaffe Thomas Kischko ist klar: Hier wird ein Soldat der Bundeswehr zum Schwein gemacht. Der 22-Jährige, der in Hoyerswerda geboren wurde und in Dresden lebt, fühlt sich durch die Darstellung des uniformierten Tieres beleidigt. Vor wenigen Wochen zeigte er das Foto, das er von dem Kunstwerk schoss, seinen Kameraden in Holzdorf bei Torgau, wo er derzeit im fliegenden Dienst stationiert ist.
„Auf dem Foto wirkte es so, als würde das Soldatenschwein mit der deutschen Fahne an einem Strick stranguliert“, sagt Thomas Kischko. „Das ging uns eindeutig zu weit, deshalb habe ich die Polizei informiert“, sagt er. Die Polizei war in der Hochschule. Weil aber von dort danach keine Reaktion gekommen sei, habe Kischko den Künstler Klaus Beckmann bei der Staatsanwaltschaft Dresden angezeigt. [...]
Klaus Beckmann kann die Aufregung nicht verstehen. Sein Kunstwerk stellt er zurzeit in der Diplomausstellung der Hochschule für Bildende Künste (HfBK) auf der Brühlschen Terrasse aus. 1975 in einem Dorf in Hessen geboren, lebt Beckmann seit acht Jahren in Dresden, studiert an der HfBK, erhielt vor wenigen Wochen sein Diplom und wird demnächst Meisterschüler.
„Was sich da aus dem Fenster hängt ist ein Body, vielleicht ein Schwein, ja. Aber den grünen Anzug könnte vielleicht ein Jäger oder ein Angler tragen. Die deutsche Fahne symbolisiert seine Heimatverbundenheit“, sagt er. Sonst gäbe es von ihm aus nichts zu interpretieren, die Gedanken zu seinem und allen anderen Kunstwerken seien schließlich frei. Im Katalog zur Ausstellung trägt sein Schwein ein Gewehr unter dem Arm und heißt „Endstufeneber“. [...]
Warum er das Schwein vor die staatliche Hochschule gehangen habe, will Kischko wissen. „Weil es wasserfest ist“, sagt Beckmann.[..]