Zitat von
Octopus
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Die Entfesselung der Zahl gegen den Geist.[/B]
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.....und daher lud ich mir seine predigten auf meinen pc:
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und hörte mir heute seinen ca. 90 minütigen vortrag : "Zeitvergötzung, Fortschrittsbetrug" an.
ich habe in meinem ganzen leben bisher nichts klügeres, scharfsinnigeres und tiefgründigeres-philosophisches, intelligenteres von einem priester gehört.
absolut faszinierend.
textauszüge:
Manche haben Angst vor allzu großer Härte. Es ist eine typisch moderne Legende, man dürfe als Christ niemals hart sein. Man muß als Christ immer lieben, aber die Liebe erfordert immer wieder Härte. Wenn man dem Wohl des Menschen dienen will, muß man ihm gelegentlich weh tun, muß seine wahren Absichten aufdecken und sie ihm entgegenhalten.
Und das andere Gefühl zum Beginn des Konzils im Jahre 1962, jenes bittere, unbehagliche, abwehrende Gefühl des Abscheus, dieses unwiderstehliche Gefühl, hier wird sich etwas ereignen aus den unteren Bereichen. Hier tritt eine Phalanx an, die lange mobil gemacht hat, aus den Sphären, die nicht von oben kommen.
Und laßt uns diese beiden Lager nun einmal näher betrachten, und gestatten
Sie mir, daß ich weiter aushole:
Was ist Gottes Urbefehl an die Menschen? Alles gehört euch, wenn ihr Mir gehört! Ihr sollt über alles herrschen, aber eure Herrschaft ist begrenzt, sie grenzt an Mir
Das sagt Gott. Und ihr werdet erst herrschen über die Tiere des Himmels, im Wasser und auf der Erde, ihr werdet erst eure königliche Macht ausüben, wenn ihr sie begrenzen laßt durch mich, wenn ihr euch beherrschen laßt in Liebe,
dann werdet ihr herrschen über die Erde. Wenn wir diesen Befehl befolgen, dann wird alles eine Schrift, alle Dinge werden deutbar, weil sie über sich selber hinausweisen. Denn alles untermenschliche,Tiere, Pflanzen, Materie weist auf den Menschen hin, und der Mensch weist auf Gott hin. Und im Menschen werden auf einmal alle Dinge klar in ihrer Zeichenhaftigkeit. Wir können sie deuten,
weisen, Weisheit kommt in unseren Geist, weil wir um der Dinge Herkunft und Ziel wissen. Denn nur, wenn wir alles was da lebt und webt als Gedanken Gottes erkennen, der zurückweist auf Gott und durch den Menschen zurückstrebt zu Gott, dann werden wir die Inhaber und Beherrscher der Erde sein. Und dies allein hat Gott gemeint, als er den Befehl gab: Macht euch die Erde untertan. Werdet
der Erde mächtig, in dem ihr Interpreten und Deuter der Erde werdet. Alle Dinge werden Abbild Gottes, Spuren Gottes, und der Mensch, das intensivste Ebenbild Gottes wird gottbar. Aus sich selber nichts, aus dem Nichts erschaffen, ist er ein unendlicher Abgrund, in den das Licht Gottes fallen kann, so daß der Mensch in der Kraft Gottes die Welt zu beherrschen vermag. Das ist Sinn und Ziel, das ist
Urgesetz aller Dinge. Und jetzt das andere Lager, der Gegenrat, der Rat des Vaters der Lüge: "Laßt euch nicht dumm machen", sagt die Schlange, "Gott hat euch diesen Befehl aus Konkurrenzfurcht gegeben. Sagt euch los von Gott, stellt euch auf eigene Füße, werdet ein aus euch selber rollendes Rad. Glaubt an euren
Fortschritt und den Fortschritt der Welt, und dann werdet ihr selbst sein wie Gott, und selber bestimmen, was Gut und Böse ist". Wir kennen die verschlüsselte Bildsprache in der Heiligen Schrift: Von allen Früchten dürft ihr essen, aber von der Frucht von dem Baume in der Mitte, dürft ihr nicht essen! Und dann der Rat der Schlange: "Ihr werdet nicht sterben, wenn ihr davon esset, sondern ihr
werdet sein wie Gott und wissen, was Gut und Böse ist": Wenn man aber von unten her sich entwickeln will aus eigener Kraft, von Mal zu Mal und von Fortschritt zu Fortschritt, dann wandeln sich alle Dinge zu Nullen und Sinnlosigkeiten. Die ganze Welt wird ein Konglomerat von nackten Tatsachen, die nun einmal da sind, und deren man sich bedienen kann, dem eigenen Wunsche gemäß. Aber der eigene Wunsch und die Mittel die einem zur Verfügung stehen, sind alle Elemente des Nichts. Was nun einmal da ist, um einmal bestehende
Menschenwünsche zu erfüllen, wird zum Tyrannen und zum Sklaven des Menschen. Und zwischen Tyrann und Sklave herrscht ein Wechselverhältnis. Der Tyrann ist immer der Sklave seines Sklaven. Und der Sklave ist der Tyrann seines Tyrannen. Das ist das kennzeichnende Wechselverhältnis von
Mensch und Erde in unserem Jahrhundert. Der von der Erde ausgebeutete Mensch und die vom Menschen ausgebeutete Erde.
Und wenn man dann voran gehen will, dann muß es ein gemeinsames Gesetz geben, das alle verpflichtet. Dann gibt es kein Ich, sondern nur das vorgegebene Wir, das Kollektiv. Achten Sie sehr darauf, wir werden zu sprechen kommen auf dieses vorgegebene Wir. Da gibt es Möglichkeiten und Konkurrenzen. Entweder will der Einzelne seine Macht als nackte Tatsache - und er braucht dazu ein
Sklavenheer, Widerspruch kann er nicht dulden – er ist dann ein einsamer monolithischer Block – und in seiner Hand eine gefügige Masse, eingeebnet und planiert. Oder der Einzelne will eine bessere Welt, eine bessere Menschheit, gegrenzt in Volk und Völkern, in Gesellschaft oder in der Masse aller Menschen, die vorfindbar sind, auch dies führt zur Zertrümmerung des Ich. Alles was irgend von unten zu erklären ist, von unten aufsteht, bildet Masse, planiert und ebnet ein. Oder drittens: Ein System entfesselt die Masse aus sich selbst. Das ist die andere Tyrannei, die spezifische Tyrannei des 20. Jahrhunderts, die Tyrannei der Massendemokratie, oder des Demokratismus. Von unten her soll alles gezimmert werden, gebaut werden. Die Menschen sollen zusammenfinden, um eine bessere Welt zu schaffen. Da kann man sich natürlich nicht den Luxus absoluter Überzeugungen leisten. Da kann der Einzelne nicht auf seinem privaten Leben und seinem Einzelgewissen bestehen. Das ist dann Luxus, der nicht verkraftet und geduldet werden kann im Gebaren des Fortschrittes. Überall, wo Weltverbesserer und Fortschrittler am Werk sind, dann ist es der Antichrist, der Vater der Lüge!
Die zweite Krise ergibt sich daraus: 1789, Höhepunkt des Rationalismus, die Entgleisung der Vernunft wird proklamiert, die Verdichtung des neuzeitlichen Wahns zur Weltanschauung. Freiheit, Gleichheit und Brüderlichkeit – sprich Vertierung, nämlich Freiheit im Sinne von Willkür, Gleichheit im Sinne von Einebnung und Brüderlichkeit – wir – im Sinne von Vermassung – Vertierung, Einebnung und Vermassung. Im Zusammenhang mit all dem bricht dann immer mehr das Verlangen auf, die Welt voranschreiten zu lassen. Im Zusammenhang mit dem Jakobinertum der Französischen Revolution sind zu sehen, als Blüten dieses Prozesses, der Nationalsozialismus, der Bolschewismus und der
Demokratismus. Und der Hauptfeind all' dieser Bestrebungen, wobei sich die Freimaurerei besonders des Demokratismus annimmt, der Hauptfeind ist die katholische Kirche als solche in ihrem wahren Wesen. Löscht die Infame aus! ruft Voltaire. Das ist diese Krise, die den Nihilismus dieses 20. Jahrhunderts hervorgerufen hat. Das Grauen der Materialschlachten, der Weltkriege, und es waren genug Propheten am Ende des vorigen Jahrhunderts zu Gange, nicht nur aus dem Bereich des Katholischen, ich denke an Bruckner, seine Symphonien –
seine letzten Symphonien sind apokalyptische Visionen des 20. Jahrhunderts – und zugleich bergen sie unaussprechliche verheißungsträchtige Kräfte. Aber auch Nichtchristen wittern, was da kommt. Ein Nietzsche: "Habt acht ihr, die ihr in den Tälern wohnt, der Tauwind weht". Richard Wagner und dann Christen wie Solowjew und Dostojewski, sie alle sahen die Heraufkunft des Nihilismus im 20
Jahrhundert voraus. Und der Nihilismus ist gekommen in einer beklemmenden Weise.
Vor ihrer auf diese Weise selbstgeschaffenen Nichtigkeit fliehen die modernen Menschen zu Ersatzgöttern wie Geld, Freizeitvergnügen, Sport oder Gesundheitswahn.
Bei der Ablenkung von den eigentlichen Dingen sind ihnen die von Meinungsmachern gesteuerten Massenmedien, insbesondere das Fernsehen, nur zu gerne behilflich. Sie gaukeln nicht nur die Illusion einer Welt vor, die alle ihre Probleme aus eigener Kraft überwinden kann und auf dem Weg in eine bessere Zukunft ist. Sie bilden auch im zunehmenden Maße die "öffentliche Meinung", die vorgibt, welche Weltanschauungen, Handlungsweisen oder Standpunkte gutzuheißen, welche kritisch zu hinterfragen und welche zu verurteilen sind.
Der Einzelne wird so zu einem Konsumenten, der nicht mehr selbständig denkt, sondern "gedacht wird".
"Jeder hat heutzutage über alles Ansichten: Über Politik, Weltanschauung, über Religion, Biologie, Kirche, Wirtschaft, Kultur, Musik, Dichtung, Theater – jeder hat über alles seine 'Meinung'. Der Hitler hat das mit Uniformen gemacht, mit Litzen und mit Rangabzeichen, damit hat er das Selbstbewußtsein derer gestärkt, die keins haben – und so wird heute das Selbstbewußtsein der Leute dadurch gestärkt, daß man ihnen die Möglichkeit gibt, Ansichten zu äußern. Die sind natürlich auch danach; aber die Leute merken gar nicht, daß ihnen diese Ansichten schon vorher eingetrichtert worden sind – indem sie nämlich vor der Mattscheibe verblöden, lassen sie laufend manipulierte Ansichten in sich hineinrieseln. Sie reagieren darauf, indem sie sich diese Ansichten zu eigen machen – mit Stentorstimme."
Pfarrer Hans Milch: Vom Tribunal des Geistes aus (1985)