In ihrer Fälscherwerkstatt haben
Gerichtsbedienstete des Dornbirner Bezirksgerichts nach derzeitigem Kenntnisstand auch davor nicht zurückgeschreckt, Nazi- Testamente zu fälschen.
Mit alten Schreibmaschinen, Tinte, Hakenkreuzen und Nazi- Stempelmarken – alles inklusive. Das gerichtliche Testament, datiert auf Montag, den 20. März 1944, als die Nationalsozialisten in Vorarlberg das Sagen hatten, wirft zahlreiche Fragen auf. Wie die VN in der Vorwoche berichteten, starb Willi M. im Jahr 2004.
Nun muss man wissen, dass Willi M. behindert war – und weite Teile seines Lebens unter Sachwalterschaft stand.
Zuletzt war Kornelia Ratz‘ Tante Sachwalterin. Die Tatsache, dass er 1944 vor dem damaligen "Amtsgericht Dornbirn" (unter Vorstand Dr. Ludwig Hirn, einem NSDAP- Mitglied) einen letzten Willen formuliert haben soll, in dem Ratz‘ Mutter und die besagte Tante als drei- , bzw. vierjährige Mädchen als Erbinnen eingetragen wurden, versetzt weite Teile der Ratz- Verwandtschaft zumindest in Verwunderung.
Laut gesetzlicher Erbfolge hätte Willi M. exakt 18 Großnichten und Großneffen gehabt, 16 von ihnen gingen durch das falsche Nazi- Testament leer aus. Als Legatar – also Begünstigter durch zusätzliche Vermächtnisse – wurde der Bruder Markus H. des Gerichtsmitarbeiters Jürgen H. vorstellig. Also hatten sich die Fälscher über Umwege auch selbst eingetragen. Der mittlerweile in U- Haft einsitzende Jürgen H. wirft Kornelia Ratz, wie in der Vorwoche bereits in den VN berichtet, vor, sie hätte die Testamentsfälschung zu ihrem Vorteil in Auftrag gegeben. 12.000 Euro habe die Richterin für ein falsches Testament geboten, so der Vorwurf aus der U- Haft- Zelle.