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Thema: Der Agnostizismus ist im Wesen Religion.

  1. #1
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    Standard Der Agnostizismus ist im Wesen Religion.

    Zunächst bedeutet das Wort nichts anderes als "nicht wissen", von griechisch: a-gnoein, unbekannt, unerkennbar. Die nahe Wesensverwandtschaft zu "glauben" ist also unbestreitbar, denn mit dem Fakt nichts zu wissen gibt sich der Mensch allein nicht zufrieden. Also versucht er, Erklärungen zu finden, und schließlich ist er von seinen Denkergebnissen so beeindruckt, dass er glaubt, was er denkt sei die Wahrheit.

    Der Agnostiker hält seine Anschauungen für das Gelbe vom Ei, denn sowohl die Religionen als auch der Atheismus irren sich natürlich seiner Auffassung nach. Der Schritt vom Nichtwissen zum Gottesglaube ist sehr klein, schließlich geht es allen anderen Gläubigen (besonders Christen und Muslime) ja ebenso.

    Als eine der Weltanschauungen beantwortet er die Frage, ob es einen Gott gibt, nicht mit „Ja“ oder „Nein“, sondern mit „ich weiß es nicht“. Damit hält er eine Existenz für durchaus möglich. Allein deshalb muss er bereits als Religion gesehn werden, denn darin unterscheidet ihn von anderen Religionen, etwa dem Christentum oder dem Islam nur, dass er es zugibt, es nicht zu wissen. Ein Christ oder Muslim behauptet klar "es gibt selbstverständlich diesen Gott", auch wenn er - und das haben wohl die allermeisten irgendwann mal in ihrem Leben - an eben dieser Existenz zweifelt.

    Dem Agnostizismus muss angelastet werden, dass er durch seine Anschauungen die Wissenschaft bekämpft, ebenso natürlich den Atheismus. Mit der Religion fühlt er sich allerdings ziemlich nah verwandt.

    Der Unterschied zum Atheismus ist also gravierend. Dieser nämlich geht klar von der Nichtexistenz von Göttern aus. Gleiches gilt etwa für ein selbständiges Leben der menschlichen Seele nach dessen Tod. Der Agnostiker sagt, "alles ist möglich, wir wissen es nicht", oder "es ist nicht beweisbar", wobei er im Fall der Seele sogar irrt. Dazu kann die Wissenschaft Experimente anstellen, hat sie sicherlich auch bereits getan. Es gibt keinerlei Anzeichen oder Indizien für diese selbständige Seele. Ohne ein lebendes, funktionierendes Hirn ist keine Seele möglich. So etwas ist eindeutig Aberglaube. Was tatsächlich bleibt, sind nur Erinnerungen, evtl. ein paar Gegenstände oder Aufzeichnungen, aber auch diese Dinge existieren nicht ewig.

    Der Atheismus kann die Nichtexistenz der Götter zwar ebenfalls nicht beweisen, muss er aber auch nicht, denn es könnte schließlich jeder kommen und irgendwas behaupten und dann von dem der widerspricht Beweise für seinen Widerspruch fordern. Dies tun außer Gläubigen nur Kinder, wenn ihr Verstand noch nicht ausreichend ausgebildet ist.

    ____________________________________

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  2. #2
    Hände weg von Syrien! Benutzerbild von cajadeahorros
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    Standard AW: Der Agnostizismus ist im Wesen Religion.

    Dawkins Buch hat leider einige Schwächen, es ist eigentlich nicht ganz auf der Stufe die in der Religionskritik bereits einmal erreicht war (nämlich warum sie geglaubt wird).

    Allen Dawkins-Hassern aus den Kirchen sei es dennoch empfohlen, besonders die einem wirklich humanistischen, aufgeklärten Weltbild entstammenen Sätze über die bösenbösen Kinderschänderpriester die ja zur Zeit auch wieder durch die Glotze gezerrt werden. Ja ja, ohne Gott keine Moral...

    P.S.
    Ich mag die katholische Kirche aus allen möglichen Gründen nicht, aber noch weniger mag ich Ungerechtigkeit, und deshalb muß ich mich einfach fragen, ob diese eine Institution, insbesondere in Irland und den Vereinigten Staaten, im Zusammenhang mit diesem Thema nicht auf ungerechte Weise dämonisiert wurde. (Gotteswahn, S. 439)
    Geändert von cajadeahorros (18.02.2010 um 09:57 Uhr)
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  3. #3
    Selberdenker Benutzerbild von FranzKonz
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    Standard AW: Der Agnostizismus ist im Wesen Religion.

    Zitat Zitat von Unschlagbarer Beitrag anzeigen
    ...
    Der Agnostiker hält seine Anschauungen für das Gelbe vom Ei, denn sowohl die Religionen als auch der Atheismus irren sich natürlich seiner Auffassung nach. ...
    Da irrst Du. Der Agnostiker weiß, daß Gott nicht beweisbar ist, und damit hat es sich. Du verwechselst eine Kultur des positiven Zweifels mit einer Weltanschauung.
    „Die Windflügel sind Sakralbauten für ein neues Glaubensbekenntnis.“ (Hans-Werner Sinn)

  4. #4
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    Standard AW: Der Agnostizismus ist im Wesen Religion.

    Zitat Zitat von Unschlagbarer Beitrag anzeigen
    Zunächst bedeutet das Wort nichts anderes als "nicht wissen", von griechisch: a-gnoein, unbekannt, unerkennbar. Die nahe Wesensverwandtschaft zu "glauben" ist also unbestreitbar, denn mit dem Fakt nichts zu wissen gibt sich der Mensch allein nicht zufrieden. Also versucht er, Erklärungen zu finden, und schließlich ist er von seinen Denkergebnissen so beeindruckt, dass er glaubt, was er denkt sei die Wahrheit.
    Umgekehrt wird ein Schuh draus, Agnostiker halten sich überhaupt nicht mit Glaubensfragen auf, für die zählt nur Wissen. Atheisten dagegen sind gläubig, die glauben nämlich, dass es keinen Gott gibt. Du fabulierst hier also über eine Wesensverwandschaft, die nur bei denen, denen Du sie andichten willst, absolut nicht besteht.

  5. #5
    Hände weg von Syrien! Benutzerbild von cajadeahorros
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    Standard AW: Der Agnostizismus ist im Wesen Religion.

    Zitat Zitat von GG146 Beitrag anzeigen
    Umgekehrt wird ein Schuh draus, Agnostiker halten sich überhaupt nicht mit Glaubensfragen auf, für die zählt nur Wissen. Atheisten dagegen sind gläubig, die glauben nämlich, dass es keinen Gott gibt. Du fabulierst hier also über eine Wesensverwandschaft, die nur bei denen, denen Du sie andichten willst, absolut nicht besteht.
    Sie verhalten sich aber nicht so. Jetzt kommt dann gleich noch von irgendeiner Seite 80 Zeilen erkenntnistheoretischer Sermon der beweist, daß auch Wissenschaft nie wirkliches Wissen schaffen könne, weil der Mensch an sich und seine Sinne blablablulalelu.
    Auf geb' ich mein Werk; nur Eines will ich noch: das Ende - das Ende!

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  6. #6
    mll Bewegung 31. Oktober Benutzerbild von twoxego
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    Standard AW: Der Agnostizismus ist im Wesen Religion.

    Zitat Zitat von FranzKonz Beitrag anzeigen
    Da irrst Du. Der Agnostiker weiß, daß Gott nicht beweisbar ist, und damit hat es sich. Du verwechselst eine Kultur des positiven Zweifels mit einer Weltanschauung.
    das stimmt bis auf das "und damit hat es sich". für den agnostiker ist religion
    natürlich ebenfalls ein thema, spätestens, wenn er sich fragt, warum eigentlich der staat nach wie vor die ausbildung von theologen bezahlt und in nicht unerheblichem umfang religiöse schulen in freier trägerschaft födert.
    so hat beispielsweise die evangelische kirche allein in den letzten fünf jahren ca. 100 neue schulen eröffnet, bei gleichzeitigem, erheblichen rückgang der mitglieder und kirchensteuerzahler.
    alles in allem "glaubt" der agnostiker, dass dies nicht zu rechtfertigen und eher von übel ist.
    sollen die doch ihr hobby selbst finanzieren.

    zu Dawkin nur noch; während er mich anfangs begeisterte, denke ich inzwischen, er hat das mass verloren.

    .
    Geändert von twoxego (18.02.2010 um 10:21 Uhr)
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  7. #7
    meh
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    Standard AW: Der Agnostizismus ist im Wesen Religion.

    Eigentlich ist es nicht ganz so. Der Agnostiker sagt nicht, dass sich alle irren, und wenn er das tut, ist er kein Agnostiker; er sagt vielmehr, dass alle richtig liegen, und dass wir alle in unserer evolutionär erworbene Gottesgläubigkeit oder eben Nichtgläubigkeit richtig liegen.

    Dass alles einen Sinn hat; und nichts.

    So zumindest verstehe ich meinen eigenen Agnostizismus. Tatsächlich weiß ich nicht, ob es einen Gott gibt, kann aber mit Blick auf den kollektiven Nutzen der Religion einen solchen Glauben verwerfen; ich weiß, woher der Glaube kommt, und inwiefern er seinen Zweck erfüllt, also glaube ich selbst nicht, denn das es tatsächlich einen Gott gibt, ist sehr viel unwahrscheinlicher als die Möglichkeit, dass das alles nur von Menschen erdachtes Zeug ist, um vor sich selbst eine Moral zu rechtfertigen.

    Ich weiß nicht; vielleicht bin ich damit auch schon Atheist.

  8. #8
    GESPERRT
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    Standard AW: Der Agnostizismus ist im Wesen Religion.

    Zitat Zitat von FranzKonz Beitrag anzeigen
    Da irrst Du. Der Agnostiker weiß, daß Gott nicht beweisbar ist, und damit hat es sich. Du verwechselst eine Kultur des positiven Zweifels mit einer Weltanschauung.
    Und du glaubst, dass der Agnostiker sich in dieser entscheidenden Frage mit dem Zweifel begnügt? Warum kritisiert er dann anderslautende Anschauungen, wenn er seine gewonnenen Gedankenextrakte nicht als wahr ansieht?

    .

  9. #9
    mll Bewegung 31. Oktober Benutzerbild von twoxego
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    Standard AW: Der Agnostizismus ist im Wesen Religion.

    weil sein leben, ob er nun will oder nicht, immer noch in einer christlich geprägten gesellschaft stattfindet, wenigstens in Deutschland, von Bayern erst nicht zu reden.
    dass in einigen Bayerischen klassenzimmern inzwischen beispielsweise tatsächlich keine kreuze mehr hängen, geht im wesentlichen auf einzelne eterninitiativen zurück.
    nun darf man raten, was das wohl für leute waren.

    auch wenn mir spinat egal wäre, würde ich mich ärgern, wollte man mich zwingen, ihn zu essen.
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    ~Frank Zappa~



  10. #10
    Selberdenker Benutzerbild von FranzKonz
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    Standard AW: Der Agnostizismus ist im Wesen Religion.

    Zitat Zitat von Unschlagbarer Beitrag anzeigen
    Und du glaubst, dass der Agnostiker sich in dieser entscheidenden Frage mit dem Zweifel begnügt?
    Muss er ja wohl, denn er weiß, dass es keinen Beweis gibt.

    Zitat Zitat von Unschlagbarer Beitrag anzeigen
    Warum kritisiert er dann anderslautende Anschauungen [...]?

    .
    Das tut er mit Fug und Recht. Immerhin behaupten die anderen entweder, es gäbe einen Gott, und sie wüßten das ganz genau, können aber keinen Beweis erbringen, oder aber sie behaupten, es gäbe keinen Gott, können aber auch keinen Beweis erbringen.

    Daraus ergibt sich, dass Theisten und Atheisten etwas behaupten, was sie nicht wissen. Zudem reißen sie oft noch die Klappe unangenehm weit auf. Das ist mir außerordentlich unsympathisch.

    Diejenigen, die die Klappe am weitesten aufreißen, sind die Vertreter der monotheisteischen Religionen, und die sind mir auch am unsympathischsten. Es sind übrigens auch die intolerantesten, und sie haben den schäbigsten Gott, den ich kenne. Kleinlich, rachsüchtig, eifersüchtig, hinterfotzig und brutal. So ein richtiges Arschloch.
    „Die Windflügel sind Sakralbauten für ein neues Glaubensbekenntnis.“ (Hans-Werner Sinn)

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