Zunächst bedeutet das Wort nichts anderes als "nicht wissen", von griechisch: a-gnoein, unbekannt, unerkennbar. Die nahe Wesensverwandtschaft zu "glauben" ist also unbestreitbar, denn mit dem Fakt nichts zu wissen gibt sich der Mensch allein nicht zufrieden. Also versucht er, Erklärungen zu finden, und schließlich ist er von seinen Denkergebnissen so beeindruckt, dass er glaubt, was er denkt sei die Wahrheit.
Der Agnostiker hält seine Anschauungen für das Gelbe vom Ei, denn sowohl die Religionen als auch der Atheismus irren sich natürlich seiner Auffassung nach. Der Schritt vom Nichtwissen zum Gottesglaube ist sehr klein, schließlich geht es allen anderen Gläubigen (besonders Christen und Muslime) ja ebenso.
Als eine der Weltanschauungen beantwortet er die Frage, ob es einen Gott gibt, nicht mit „Ja“ oder „Nein“, sondern mit „ich weiß es nicht“. Damit hält er eine Existenz für durchaus möglich. Allein deshalb muss er bereits als Religion gesehn werden, denn darin unterscheidet ihn von anderen Religionen, etwa dem Christentum oder dem Islam nur, dass er es zugibt, es nicht zu wissen. Ein Christ oder Muslim behauptet klar "es gibt selbstverständlich diesen Gott", auch wenn er - und das haben wohl die allermeisten irgendwann mal in ihrem Leben - an eben dieser Existenz zweifelt.
Dem Agnostizismus muss angelastet werden, dass er durch seine Anschauungen die Wissenschaft bekämpft, ebenso natürlich den Atheismus. Mit der Religion fühlt er sich allerdings ziemlich nah verwandt.
Der Unterschied zum Atheismus ist also gravierend. Dieser nämlich geht klar von der Nichtexistenz von Göttern aus. Gleiches gilt etwa für ein selbständiges Leben der menschlichen Seele nach dessen Tod. Der Agnostiker sagt, "alles ist möglich, wir wissen es nicht", oder "es ist nicht beweisbar", wobei er im Fall der Seele sogar irrt. Dazu kann die Wissenschaft Experimente anstellen, hat sie sicherlich auch bereits getan. Es gibt keinerlei Anzeichen oder Indizien für diese selbständige Seele. Ohne ein lebendes, funktionierendes Hirn ist keine Seele möglich. So etwas ist eindeutig Aberglaube. Was tatsächlich bleibt, sind nur Erinnerungen, evtl. ein paar Gegenstände oder Aufzeichnungen, aber auch diese Dinge existieren nicht ewig.
Der Atheismus kann die Nichtexistenz der Götter zwar ebenfalls nicht beweisen, muss er aber auch nicht, denn es könnte schließlich jeder kommen und irgendwas behaupten und dann von dem der widerspricht Beweise für seinen Widerspruch fordern. Dies tun außer Gläubigen nur Kinder, wenn ihr Verstand noch nicht ausreichend ausgebildet ist.
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