[...]Hatte die „ZEIT“ schon vor 11 Jahren gedacht, der „Streit um Gene und Intelligenz“ sei „entschieden„, so glauben unsere Journalisten und geadelten Soziologen noch heute, eine Ergebnisungleichheit reflektiere ausschließlich eine Chancenungleichheit, und Deutschland verteile demnach „Bildungschancen unbeirrt nach sozialer Herkunft„. Akademikerkinder hätten nur deshalb höhere Chancen, weil das deutsche Bildungssystem willkürlich nach sozialer Jerkunft selektiere, und das sei „beschämend für eine Demokratie“, so der Präsident des Deutschen Studentenwerks Rolf Dobischat.
In den siebziger Jahren, als US-Professoren anhand ihrer empirischen Studien die Erblichkeit von kognitiven Begabungen vermuteten, wurden wenigstens noch Eier seitens der wütenden Studenten auf den Vorträgen geworfen. Heute, da Humangenetiker die Tatsache, dass die Unterschiede bei der Intelligenz von Menschen zu einem großen Teil auf genetische Anlagen zurückführbar sind, als relativ gesichert ansehen, wird nicht mal mehr aufgebracht gegen die Realität protestiert, was wenigstens eine Form der Auseinandersetzung mit der Wahrheit darstellen würde, sondern letztere einfach geflissentlich mit einem Lächeln ignoriert.
Wie lange kann die deutsche Bildungsdebatte noch munter an der Realität vorbeigehen?
Kein Basketballtrainer fordert, dass seine Center-Riesen gleichermaßen von Dirk Nowitzkis und Oliver Pochers abstammen sollen. Wird man irgendwann dazu übergehen, vorhandene Begabungen gewaltsam einzustampfen, nur um im Ergebnis keine Überproportionalität von Begabungen bei Akademikerkindern mehr nachweisen zu können? Anstatt aus dem vorhandenen Talentpool das beste zu machen, verlagert man sich wieder einmal aufs Jammern gegen das ungerechte System. Wer von seinen Eltern nicht die besten Anlagen geerbt hat, muss nicht zwangsläufig im Leben zurückbleiben. Gezielte Förderung gepaart mit Fleiß und Eigeninitiative kann auch ungünstigere Voraussetzungen ausgleichen, zumal die Erbanlagen ja bei weitem nicht alles ausmachen. Aber man muss sich eben damit abfinden, dass man in der Masse mit einem immer größeren Anteil von Kindern aus bildungsfernen Schichten nicht eine immer größere Zahl an hochbegabtenFachkräften herbeizaubern kann.