Frankreich: Gallische Gene gegen Englisch eingestellt?
Thomas Pany 26.08.2009
Der TOEFFL-Test zeigt, dass die Franzosen sich weiterhin hartnäckig weigern, die Weltsprache Nummer 1 zu lernen
Dass es an den Genen liegt, wie es der [extern] Kommentar in Le Monde scherzhaft suggeriert, ist eher unwahrscheinlich.
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Nicht nur, dass sich die beiden aus praktisch identischen geschichtlichen Substraten zusammengesetzten Völker (keltische Basis mit römisch-germanischem Überbau) genetisch extrem ähnlich sind – es liegen bisher auch keinerlei Anhaltspunkte dafür vor, dass das Erbgut des Menschen einen derlei merklichen Einfluss auf bestimmte Sprechfähigkeiten hat. Außerdem sind Englisch und Französisch eigentlich sehr nah verwandte Sprachen. Auch wenn die eine als germanische und die andere als romanische eingestuft wird, so stammt doch fast die Hälfte des englischen Lexikons aus dem Französischen.
Trotzdem sind die Franzosen für ihr schlechtes Englisch bekannt. Dass dies nicht nur eine verleumderische, subjektiv und von Klischees gefärbte Wahrnehmung ist, die der Tourist in Frankreich seit vielen Jahrzehnten macht – mit komischen Effekten, wenn ein Kino gesucht wird, in dem gerade eine Howard Hawks-Filmreihe läuft und bittere Verzweiflung, wenn man Stunden damit zugebracht hat, das Kino zu finden – sondern nachprüfbare Wirklichkeit, zeigen Auswertungen des TOEFFL-Tests, die der Tageszeitung Le Monde heute zu einer schönen [extern] Schlagzeile verholfen hat: "Les étudiants francais toujours aussi nuls en anglais" (etwas frei übersetzt: Die französischen Studenten sind noch immer Nieten in Englisch).
Das zeigt schon an, es geht gar nicht um den Durchschnittsfranzosen, sondern tant pis um die Elite, die es eigentlich besser können müsste: Studenten, die an englisch-sprachigen, insbesondere amerikanischen, Universitäten studieren wollen. Dafür (unter anderem) ist der TOEFL - "Test of English as a Foreign Language" - der Test, um die nötige sprachliche Kompetenz als Zugangsvoraussetzung nachzuweisen. 20.000 französischen Studenten, die den TOEFFL 2008 ablegten, erzielten Resultate, die sie bei den schriftlichen Prüfung im internationalen Vergleich auf den 69. Rang (von 109 Ländern) verwiesen. Gleichauf mit Bulgarien, Weißrussland und Lettland.
Im europäischen Vergleich landeten die französischen Studenten auf Platz 25 von 43. Weit hinter der Führungsgruppe der nordischen Länder, so Le Monde, denen Holland und Deutschland auf dem Fuß folgen. Die Schlusslichter bilden Zypern und Albanien der Kosovo mit durchnittlich 78, 77 und 73 Punkten von 120 möglichen. Die französischen Studenten erreichten 88 - Deutschland und die Niederlande erzielten 102.. Mit 100 Punkten erfüllt man die Zugangsbedingung für Yale, das MIT fordert 90 Punkte, nur Berkeley würde sich mit 83 Punkten begnügen, berichtet die französische Tageszeitung.
Noch viel schlimmer sieht es bei den Ergebnissen der mündlichen Sprach-Tests aus. Nur die Studenten aus Zypern, Monte Carlo und Italien würden hier noch schlechter abschneiden – allerdings mit Verbesserungen gegenüber den Vorjahren. Spanien hat Frankreich schon überholt.