Als im Februar 1943 der Polizeichef von Lyon 300 Juden zum Abtransport nach Auschwitz internieten ließ, erzwang ein italienischer General deren sofortige Freilassung. Anfang März verhaftete französische Gendarmerie in der italienischen Zone Juden, aber die Italiener verhinderten, daß sie nach Deutschland abtransportiert wurden. In Annecy umstellten italienische Soldaten die Kaserne der Gendarmerle so lange, bis dort inhaftierte Juden wieder freigelassen wurden.
Eichmann rief daraufhin das Auswärtige Amt zu Hilfe; Joachim von Ribbentrop bemühte sich emsig" in Rom Ober die Sabotage der italienischen Generale Klage zu führen und Diktator Mussolini. um Abhilfe zu bitten. Doch statt Klärung zu bringen, irritierte nun auch der Duce die Bundesgenossen: Er entsandte den Generalinspekteur der italienischen Polizei, Guido Lospinoso, nach Südfrankreich; der Polizist schien jedoch seine vordringlichste Aufgabe darin zu sehen, jeden Kontakt mit den Deutschen zu vermeiden.
Eichmann und seine Beauftragten begriffen auch bald, warum. Lospinoso hatte einen Adlatus namens Donati mitgebracht, den Präsidenten einer französisch-italienischen Bank und Vertrauensmann des Vatikans. Lospinoso und Donati wollten mit Hilfe des Heiligen Stuhls die 30 000 Juden, die sich inzwischen in die italienische Besatzungszone geflüchtet hatten, in die Schweiz schleusen.
Die Zubringer des Judenmordes reagierten heftig, zumal dem SS-Obersturmführer Heinz Röthke ein furchtbarer Verdacht kam: "Donati ist möglicherweise sogar ein Volljude." Röthke entwarf einen Plan, Donati von dem italienischen Hauptquartier in Nizza nach Marseille zu entführen. Noch ehe aber die SS-Kidnapper aufbrachen, war Donati schon nach Rom abgereist.
Erst der Sturz Mussolinis und die Kapitulation Italiens im Sommer 1943 zwangen die italienischen Schutzherren der französischen Juden aus Südfrankreich heraus.
Immerhin hat die Menschlichkeit der italienischen Generale dazu beigetragen, daß 80 Prozent der 300 000 Juden Frankreichs den Todesfabriken entgingen.