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Zur Erinnerung:
Jetzt hat er ein neues Buch geschrieben:Ein Beitrag Noltes in der Frankfurter Allgemeine Zeitung vom 6. Juni 1986, auf den Habermas in Die Zeit publizistisch reagierte, löste den so genannten Historikerstreit aus. Der Wissenschaftler erklärte darin, der Archipel Gulag habe „das logische und faktische Prius“ vor Auschwitz, das heißt, der „Rassenmord“ der Nationalsozialisten sei nur aus Furcht vor dem älteren „Klassenmord“ der Bolschewiki entstanden.
[Links nur für registrierte Nutzer]Seit seinen geschichtswissenschaftlichen Anfängen in den frühen sechziger Jahren hat sich Ernst Nolte stets für das Verwirrende der Geschichte und für die jeweils »andere Seite« der großen ideologischpolitischen Bewegungen interessiert. So auch in diesem Werk, in dem er auf eine zunächst sehr überraschende Weise den Islamismus, der im Westen fast durchweg als »Widerstandsbewegung gegen die Moderne« gekennzeichnet wird, neben den Nationalsozialismus Hitlers und neben den Bolschewismus Lenins stellt.
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Es gibt ein paar interessante Rezensionen zu dem Buch, vorallem Verrisse.
In der Welt z.B. von Walter Laquer ([Links nur für registrierte Nutzer]): [Links nur für registrierte Nutzer]
Irgendein mir unbekannter Journalist schreibt in der FAZ:Noltes Absicht war es, den Islamismus in die großen politischen Systeme unserer Zeit einzuordnen. Das ist in der Tat eine ernsthafte Aufgabe. Ob sie sinnvoll ist, ist allerdings weniger klar.
Der Historiker weiß von den großen Verschiedenheiten politischer Bewegungen in verschiedenen Ländern und Zeiten. Gemeinsame Nenner zu finden, ohne die Inhalte zu vergröbern, ist schwierig.
Verallgemeinerungen tragen keineswegs immer zu einem Verständnis dieser Bewegungen bei.
Es gibt Parallelen zwischen dem Islamismus und den europäischen faschistischen Bewegungen: der Anti-Westernismus, der Populismus, der Antiliberalismus und der Antisemitismus.
Und doch erfüllt der Islamismus nicht das sogenannte "faschistische Minimum". Er besitzt keinen Führer, er hat keine Partei. Der europäische Faschismus war eine politische Religion, aber keine Religion im herkömmlichen Sinne, weder Hitler noch Mussolini hatten eine Shari'a und führten einen Dschihad. Wer von islamischem Faschismus spricht, überschätzt die europäischen Wurzeln des Islamismus und unterschätzt die außereuropäischen Elemente dieser Bewegung.
Eine Gemeinsamkeit aber gibt es und die sollte uns hoffen lassen: Alle diese Bewegungen wollten totalitär sein und sämtlich Bereiche des Lebens dominieren. Doch es gelang ihnen nicht. Auch dem Islamismus wird dies nicht gelingen. Religiös-politischer Fanatismus ist die Angelegenheit einer oder zweier Generationen. Nur hundert Jahre vergingen von den asketischen Anfängen des Islam in der arabischen Wüste bis zu dem Luxus (und der Hochkultur) von Bagdad. Unsere Zeit ist schnelllebiger.
[Links nur für registrierte Nutzer]Noltes Buch erscheint in einer Zeit, da in den Staaten des Westens nur noch in der deutschen und in der amerikanischen Öffentlichkeit eine philosemitische Einstellung die Bewertung der israelischen Politik bestimmt. Es enthält Gedanken, die auf Resonanz treffen könnten, wenn er etwa zu bedenken gibt, Nichtjuden könnten sich die religiösen und ethnischen Maximen des Zionismus nicht zu eigen machen, eine säkulare und universalistische Begründung des Existenzrechts Israels könne nur darin gesucht werden, dass der Staat auf arabischem Boden den zivilisatorischen Fortschritt repräsentiere - dieser Kolonialismus sei allerdings im heutigen westlichen Diskurs tabuisiert. Mit politischer Rezeption dieser Gedanken ist nicht zu rechnen. Sie sind hier hoffnungslos verwoben mit Noltes bizarrem Privatprojekt: Die Demonstration, dass „seit mehreren Jahrzehnten ein nicht bloß verstehbarer, sondern im Kern gerechtfertigter ,Antisemitismus'“ existiere, „nämlich der ,Antisemitismus'“ der palästinensischen Flüchtlinge, soll endlich „Gerechtigkeit für Hitler“ möglich machen.
Alan Posener hält das Ganze für Bullshit (vorallem auch die Rezension in der FAZ)
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Ich habe das Buch jetzt noch nicht gelesen, aber zweifellos beinhaltet es (genau wie die Rezensionen) einige Fragen, um die auch die Diskussionen hierzuforum oft kreisen:
*Inwiefern ist der Islamismus vergleichbar mit Nationalsozialismus und Kommunismus?
*Inwiefern ist deren Widerstand gerechtfertigt?
*Wird dieser Widerstand diesmal erfolgreich sein?
*Welche positiven und welche negativen Folgen hätte es, wenn er erfolgreich wäre?
*Aber: Gegen was konkret richtet sich der Widerstand eigentlich?
*Welchen Einfluß hat Israel und der Nahostkonflikt auf das Weltgeschehen?
Etc. pp.
Jedenfalls waren die Bücher von Ernst Nolte immer gut, um seine intellektuellen Zähne an ihnen zu wetzen. So wird es sicher auch mit diesem sein. :]