Unklar ist noch, wer kommen wird, um den Hammel zu töten. Meryems Vater ist gestorben, und Frauen dürfen dem Tier nicht die Kehle durchschneiden. Aber wenn das gemacht ist, werden Meryem und ihre Mutter Leber, Lungen und Eingeweide zubereiten. „Das große Fest“, wie es wörtlich heißt, hat die in Spanien lebenden Muslime schon vor manche Hürde geführt. Einmal wollten Gläubige in Barcelona die Hammel unter freiem Himmel schlachten, als man ihnen sagte, die Vorschriften verlangten aber ein Schlachthaus. Dann kam der Rinderwahnsinn, und die ganze Feier stand unter Verdacht. Die Zeitungen berichteten von Lieferschwierigkeiten in den spanischen Exklaven in Nordafrika, Ceuta und Melilla, wo fast die Hälfte der Bevökerung muslimisch ist. Allein am Tag des großen Festes, das an Abrahams Opfer erinnert und an dem besonders die Armen teilnehmen sollen, werden so viele Hammel benötigt wie sonst im ganzen Jahr.
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Jetzt haben die politischen Parteien in Melilla beschlossen, dass das Hammelfest von 2010 an Feiertag sein soll - der erste offizielle nichtkatholische Feiertag auf spanischem Boden. Die Behörden bitten die muslimische Gemeinde allerdings darum, bis Ende September 2009 bekanntzugeben, auf welches Datum im Jahr darauf der Festtag fällt, damit der Termin in die Schulkalender aufgenommen werden kann. Das ist jedoch verzwickt, weil der Mond sich nicht um Vereinbarungen kümmert. Eine muslimische Abgeordnete schlug vor, den Mondkalender der Nasa zu befragen. Auch der sei nicht ganz verlässlich, hieß es darauf. Etwas Besseres weiß aber niemand.