Bei den Bundestagswahlen 2005 hatte in meiner Heimatregion der Kandidat der FDP nichts Besseres zu tun, als sich vom Bürgerrechts-Liberalismus eines Baum zu distanzieren. Wobei sich meines Wissens Baum von Genscher verarscht fühlte, weil der ihn nicht zum Justiz- sondern Innenminister hoch lobte und Baum mit dem Job des "Polizeiministers" schlicht überfordert war. Dem Genscher nahmen 1982ff. viele den Wechsel von der SPD zur Union übel. Es war leider nicht nur eine interne Querele der Liberalen sondern der Auftakt zu 16 Jahren Kohl. Da gab es dann unter anderem den "Leichtmatrosen" Bangemann und gleich zu Anfang einen FDP-Justizminister, der den damals noch bestehenden Paragraphen 175 für richtig hielt. Nicht zu vergessen den stets profilierungssüchtigen Staatsminister Möllemann, von Strauß als "Riesenstaatsmann Mümmelmann" charakterisiert.
1998 wurde Schwarz-Gelb in Bund abgewählt und Guido Westerwelle stieg nur Nr. 1 der FDP auf. Damals setzten sich in der FDP wirtschafts- und sozialpolitische Positionen durch, deren Protagonisten Suppenküchen für die Armen in Kauf nahmen oder sogar forderten. Es kam das Wahljahr 2002 und das Projekt 18 der FDP. Da sagte Möllemann den "Altliberalen", denen das wohl zu viel populistischer Klamauk war, sie sollten doch verschwinden. Wer dann verschwand, war er selbst. Nachdem er bewiesen hatte, dass er mit dem Projekt 18 heillos überfordert war und ungeachtet eigener Korruptheiten und Demagogie möglicherweise die Skrupellosigkeit seiner Gegner unterschätzte. Denn dass nur er der Lump ist, der mit antisemitischen Ressentiments punkten wollen, und die anderen alles die braven Lichtgestalten, kann ich beim besten Willen nicht glauben. Es fängt damit an, wie Westerwelle Möllemann zum Sündenbock für das Scheitern ihres gemeinsamen Projektes machte. Wäre nach dem Tod Möllemanns nicht der Gedanke nahe liegend, sich selbst aus der Politik zurück zu ziehen? Ja, sicher, dass ist die Eigenverantwortung unserer Liberalen - sie selbst sind "eigen", die "Verantwortung" sollen lieber andere übernehmen. Auch der FDP-Kader, der vor zwei Jahren im Keller des Berliner SchwuZ röhrte "Jeder ist für seine Gesundheit selbst verantwortlich", weil das ein FDP-Kader nun mal sagen muss, meinte damit nur das fröhliche Verrecken-lassen anderer. Damit, dass nach dem Wahldesaster der CSU ein Vertreter der Freien Wähler sinngemäß sagte, wenn die CSU einen billigen Steigbügelhalter suche, solle sie die FDP nehmen, ist eigentlich alles gesagt.