Stop!
Wie oft stand ich schon vor einem Gemälde und studierte die Flecken und Kleckse – ohne in ihnen etwas zu entdecken! Auch die Titel dieser Gemälde (z.B. „Komposition 21“ oder „fallend aufsteigend“) sagten mir nichts. Das Wunderbarste an ihnen konnte man an den Augen ihrer andächtigen Betrachter ablesen: „Wie? Für einen solchen Scheiß drei Millionen Franken?“ oder: „Ein Affe könnte es noch besser!“
Nicht anders erging es mir beim Lesen der Gedichte hochgelobter Dichter. Ich las sie – angestrengt sinnierend – und verstand ihren Sinn dennoch nicht. Lange Zeit suchte ich die Schuld bei mir selbst. Ich hielt mich für eine dumme Kuh. Doch eines Morgens, als ich erwachte, kam ich auf den Gedanken, einem solchen Gedicht eine Strophe voranzusetzen und es dann einem berühmten Germanisten zu zeigen. Er las es mit gerunzelter Stirn und meinte, ich wäre hochbegabt …
Die zweite Strophe des Gedichtes stammt nicht von mir, sondern von Heinz Piontek, der am 15. November 1985 sechzig Jahre alt wurde. Ich entnahm sie der Zeitung „Wir Brückenbauer“ (Nr. 47; 20.11.1985), dem damals in einer Auflage von 900'000 Exemplaren erschienenen „Wochenblatt des sozialen Kapitals“ (d.i. das „Organ des Migros-Genossenschafts-Bundes“. Sie lautete:
Früher Fischer, nun starke Wächter
Im grünen Getreide.
Die eiserne Seite
Der Zeit entlang.
Fällt nicht ein Schlüsselbund
Und versinkt in Veilchen?
Wer sucht nachts auf den Knien,
Mondgesichtig,
Nach uns
Verwehten?