Keine Stahlgewitter: Historiker haben herausgefunden, dass nur ein Zehntel des Filmmaterials zum Ersten Weltkrieg echt ist. Die meisten Bilder wurden nachgestellt oder bei Manövern aufgenommen. Das hatte meist pragmatische Gründe. Aber auch Propaganda spielte eine wichtige Rolle.
"Reenactment" gab es schon immer. Die heute hochumstrittene Nachstellung historischer Ereignisse mit Spielszenen in vermeintlich "objektiven" Dokumentarfilmen war in den 20er Jahren ein völlig übliches Stilmittel. Nur etwa 12 Prozent, bestenfalls knapp 20 Prozent des Bildmaterials alter Dokumentarfilme über den Ersten Weltkrieg zeigt tatsächliche Kriegshandlungen, der Rest der zum Teil sehr spektakulären Bilder wurde später nachgestellt oder bei Manövern aufgenommen.
Oder es stammte gleich aus Spielfilmen. Wenn man Glück hatte, machten sogar die Beteiligten dabei mit, etwa der französische Marshall Petain, Held von Verdun ("Sie werden nicht durchkommen!"), der sich in den zwanziger Jahren für Filmaufnahmen noch einmal die alte Uniform anzog und an Originalschauplätzen posierte.
Solche Entdeckungen waren kleine Glanzstücke auf einem Symposium der Deutschen Kinemathek und des Berliner Zeughauskinos, das sich jetzt mit dem "Ersten Weltkrieg im Film" beschäftigte - zum Auftakt einer Filmreihe, die bis Ende November im Deutschen Historischen Museum Unter den Linden Filme zum Thema präsentiert.
Vor 90 Jahren wurde noch gekämpft. Erst am 11. November 1918 waren die Kampfhandlungen in Europa wirklich zu Ende. Zehn Millionen Tote hatten das Massenschlachten gekostet, und es ist nicht übertrieben zu sagen, dass dieser Krieg, trotz allem was seitdem an Schrecklichkeiten geschah, immer noch das größte kollektive Trauma der Europäer darstellt. [...]
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Auch wenn nur ein Zehntel echt wäre, die Toten dagegen sind es definitiv.....