Beta-Journalisten und Beta-Blogger
21. Juli 2008 von Spiegelfechter
Der SPIEGEL hat in seiner jüngsten Print-Ausgabe ein „neues“ Phänomen entdeckt – Deutschlands Politblogger, international nur Zweite Liga und
„unpolitsch und rechthaberisch, selbstbezogen und unprofessionell.“ Aber immerhin doch so unwichtig, dass man ihnen drei Seiten widmen muss, denn die gefühlte Bedrohung durch den Bürgerjournalismus ist eine Entwicklung, die den deutschen Beta-Journalisten in seinem Selbstverständnis berührt…
Während die „klassischen Medien“ vor zwanzig Jahren noch eine große Glaubwürdigkeit beim Leser genossen, so gehört dies mittlerweile der Geschichte an.
Seit seiner neoliberalen Wende ist der SPIEGEL bei wirtschaftspolitischen Themen in etwa so glaubwürdig, wie die Apothekenumschau bei Gesundheitsthemen. ..
Meinungsvielfalt kontra Meinungsmonopolismus. Dies ist kein „Nullsummenspiel“, wie der SPIEGEL mutmaßt, sondern ein wichtiger Beitrag zur Meinungsbildung des Lesers. Nur wer alle Facetten eines Themas kennt, kann sich selbst ein Bild machen. Leider vernachlässigen es die deutschen „Mainstreammedien“ zusehends, Facetten anzubieten, die nicht in die politische Ausrichtung dieser Medien passen. So lange sie ihrem Auftrag nicht nachkommen, möglichst unfassend und undogmatisch über das weltpolitische Geschehen zu berichten, ist das – zugegebenermaßen schleppende – Wachstum der politischen Blogosphäre nicht zu stoppen.
Der Leser ist nicht so dumm, wie man in einigen Redaktionsstuben denkt – er sucht nach seiner eignen „Wahrheit“ und wenn er in den „Mainstreammedien“ keine Erkenntnisse findet, die ihn intellektuell befruchten, sucht er sich diese Erkenntnisse halt woanders…
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